Sie starb dort, wo sie seit 2008 gelebt hatte, am Gardasee. Mit 41 war sie ausgewandert, sie und ihr Mann hatten einen Traum, seit Jahren hatte das Hausmeister-Paar seine Ferien als Camper am Gardasee verbracht, sie liebten ihn über alles, nur etwas fehlte ihnen, das Beste aus der Heimat: deutsches Essen.
Es war Dirks Idee, er war der Intellektuelle in ihrer Beziehung, er sagte, so erzählt es Anke in einem Interview: «Die Türken kommen mit ihrem Döner, die Italiener mit ihrer Pizza nach Deutschland, wieso sollen wir nicht mit unserer Currywurst nach Italien gehen?» Ja, wieso nicht? Wenn man in der EU lebt, muss man diese auch nutzen und kein deutscher Mensch kann schliesslich wochenlang von Pizza und Pasta leben.
Und so kauften sich die Leithäusers aus dem nordrhein-westfälischen Wermelskirchen einen Foodtruck, liessen ihn knallrot streichen, nannten ihn «Didi's und Hasi's Imbiss-Paradies», entwickelten eine streng geheime Currysauce und krüppelten dort, wo sie sonst Urlaub machten. Schufteten Tag für Tag bei über 50 Grad in ihrem Truck, frittierten Tonnen von Pommes, brieten ihre aus Nordrhein-Westfalen importierten Würste, kämpften mit den Stromschnellen der italienischen Bürokratie, die, so Dirk, «noch bekloppter als die deutsche» sei, und waren keine Minute ohneeinander.
Und sie wurden von Vox begleitet, wurden schnell zu einem beliebten Teil der Auswanderer-Sendung «Goodbye Deutschland». Im Gegensatz zu vielen realitätsblinden Hochstaplern, die sich dort tummeln, blieben sie die einfachen Leute, als die sie angetreten waren. Ihr Traum war ein grundvernünftiger, es hafteten sich weder Glamour noch Geldvermehrung an ihre Fersen, ihr Ton war gelegentlich hart, aber immer herzlich, die Leute liebten sie, der Imbisswagen war so sehr ihre Bühne wie der Bierkönig auf Mallorca für andere.
Aus Jux liessen sie ihre Geschichte von der Krimiautorin Ingrid Schmitz unter dem Titel «Currywurst und Dolce Vita» in einem Buch verewigen, es war eine launige Gebrauchsanweisung fürs Auswandern.
Ihre Currywurst war besonders bei deutschen Harley-Fahren Kult, die beiden waren in ihrer raren Freizeit oft selbst auf dem Motorrad unterwegs, einmal verunfallten sie schwer, Anke-Hasi war neun Wochen lang bettlägerig, Dirk-Didi hatte bloss einen gebrochenen Arm, mit Hasis damals 70-jähriger Mutter Gisela führte er den Imbiss weiter und sie stellten eine Aushilfe an, eine deutsche Sabine.
Und dann kam der Tag, an dem Didi Hasi das Herz brach. Er verliebte sich in Sabine. So hatte sich Vox seine gelegentliche Rolle als Kupplerin natürlich nicht vorgestellt. Hasi liess Sabine in ihrer Wohnung am Gardasee logieren, sie wollte die Neue kennenlernen, wollte verstehen, «einfach damit ich weiss, gegen wen ich hier kämpfe». Es hatte keinen Sinn, Didi hatte nicht vor, eine Ehe zu dritt zu führen, er ging zu Sabine, die älter war als er, was Hasi besonders kränkte, nach Deutschland. Dort kaufte er einen Foodtruck, liess ihn orange streichen und nannte ihn «Didi's und Bine's Curry-Treff». Die beiden möchten zusammen nach Mallorca. Das Schicksal ist ein Schuft.
Das Einzige, was er mit Hasi, über deren «Dackelbeinchen» er sich vor laufender Kamera schon lustig gemacht hatte, weiterhin grosszügig teilte, war das geheime Currysaucen-Rezept.
2019 war die Scheidung. 33 Jahre lang waren die beiden da zusammen gewesen, 30 davon verheiratet.
Hasi blieb am Gardasee. Und versuchte, tapfer zu bleiben. Es gelang ihr nicht. Abertausende schauten dabei zu, wie sie schluchzte, wie die Einsamkeit sie vertilgte. «Alle sind weg», sagte sie, «ich bin eben nicht der Typ, der gern allein ist. Ich stehe auch kurz davor, mir die tiefste Stelle am Teich zu suchen.» Sie wurde krank und magerte auf 51 Kilos ab, erneut eilte Mutter Gisela zu Hilfe und zog ganz zu ihrer Tochter, auch Katze Gina half der Trauernden. Als es ihr wieder besser ging, begann sie mit Paragliding, flog über den Gardasee und sagte sich: «Es geht vorwärts!»
2023 hatte Vox genug und versuchte, Hasi zu verkuppeln, die flippte aus: «Habt ihr einen an der Waffel? Seid ihr eigentlich total bescheuert? Habt ihr nicht alle Latten am Zaun? Selbst wenn, kann ich das vielleicht auch alleine?!», beschimpfte sie das Drehteam. Alle, die zuschauten, verstanden sie.
Mutter Gisela hat nun kurz vor dem 80. Geburtstag ihre Tochter verloren. Hasi war nicht so robust, wie sie immer scheinen wollte. Die einst so fröhlich zupackende Wurstkönigin vom Gardasee ist jetzt im Alter von 58 Jahren «nach kurzer, schwerer Krankheit» gestorben. Und das deutsche Reality-TV hat mit ihr möglicherweise seine ehrlichste, seine authentischste Heldin verloren.