«7 vs. wild» wird immer wieder gerne kritisiert – vor allem in dieser Staffel. Und ja, manche Kritik ist gerechtfertigt: Die Organisation hinter der Serie lässt durchaus zu wünschen übrig. Für echte Survival-Fans ist ausserdem der Sinn hinter der Show verloren gegangen, da immer mehr Leute eingeladen werden, die normalerweise gar nichts mit der Wildnis zu tun haben.
Doch auch wenn nicht alles perfekt war und man in den Reaction-Videos der Kandidatinnen und Kandidaten noch einige Sachen erfahren hat, die vor oder während der Produktion schief gelaufen sind – zum Beispiel, dass ihnen nie gezeigt wurde, wie die giftigen Beeren eigentlich aussehen –, hat mir diese Staffel viel Freude bereitet.
Hier kommen meine Gründe (Achtung, ab jetzt wird gespoilert!):
Was einige sicherlich frustriert hat, war für mich Unterhaltung pur: In dieser Staffel gab es zahlreiche Plot-Twists, mit denen wirklich niemand gerechnet hatte. Das hat die Staffel für mich einzigartig gemacht.
Nur mal ein paar Beispiele:
Nachdem es die beiden Frauen in der zweiten Staffel nicht bis zum Ende durchgehalten haben, glaubten auch dieses Mal viele nicht an das Frauen-Team. Daher bin ich umso glücklicher, dass Affe und Hannah es mit am besten durchgezogen haben und für ordentlich Stimmung gesorgt haben.
Jeden Tag haben sie sich ein neues Projekt ausgedacht, mit dem sie die Stunden verbringen konnten. Dadurch wurde ihnen – und den Zuschauerinnen und Zuschauern – nie langweilig. Sie haben nie gejammert. Es wirkte beinahe so, als wären die beiden im Urlaub. Dieses Gefühl zu transportieren hat kein anderes Team geschafft.
Klar, das Gefühl der totalen Einsamkeit in der Wildnis war in dieser Staffel nicht mehr gegeben. Trotzdem finde ich die Idee der Team-Edition sehr gelungen, denn dadurch wurde das Unterhaltungspotential noch einmal grösser. Die besten Szenen sind dadurch entstanden, dass die Teams auf die lustigen, dummen, schlauen oder erfolgreichen Aktionen des jeweils anderen reagieren konnten.
Nur durch die Zweier-Konstellationen kamen Highlights zustande wie die gegenseitige nackte Begutachtung von Knossi und Sascha, der legendäre Sturz von Reeze oder Jan, wie er dem nichts ahnenden Joey stolz von seinem Kaugummi-Stein berichtet.
Am Anfang haben sich die Tage durchaus gezogen, als noch niemand einen Fisch oder ähnliches gefangen hat und alle mehr oder weniger frustriert waren. Doch im Laufe der Zeit nahm die Staffel an Fahrt auf.
Vor allem Trymacs und Rumathra haben mit ihren aussergewöhnlichen Aktionen für reichlich Abwechslung gesorgt: Sie haben die längsten Wanderungen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer unternommen, haben aus der Not Wasser mit heissen Steinen abgekocht, ein tolles Shelter gebaut und sogar ein Schachbrett mit Figuren geschnitzt.
Kein Team glich dem anderen – alle haben ihr eigenes Ding durchgezogen (oder abgebrochen). Und auch wenn Papaplatte und Reeze nicht mit spektakulären Aktionen punkten konnten, habe ich bei ihnen doch mitgefiebert und ihnen die Daumen gedrückt, dass sie es trotz fehlender Nahrung und grosser Langeweile durchhalten.
Daraus kann man eine wichtige Erkenntnis ziehen: Wenn der Wille (und, zugegebenermassen, ein bisschen Glück) da ist, kann man ganz schön viel durchstehen. Das haben die Gewinner-Teams allesamt bewiesen.
Diese etwas andere Staffel hat in meinen Augen ziemlich perfekt geendet. Papaplatte und Reeze haben am Ende noch einmal richtige Emotionen gezeigt und die Nacht am Strand ohne ihr Shelter ausgeharrt. Die Frauen waren sogar traurig, dass die 14 Tage schon vorbei waren. Und es war so schön anzuschauen, wie sich bei der Abholung alle füreinander gefreut haben und stolz auf sich waren.
Alle drei verbleibenden Teams waren sich mehr oder weniger sicher, dass es auch die anderen Teams bis zum Ende durchgezogen haben. Als ihnen dann auf dem Boot mitgeteilt wurde, dass dem nicht so ist und sie die einzigen Gewinnerinnen und Gewinner sind, konnte man nur Gänsehaut bekommen.