Die deutschen Influencer Otto Karasch und Fabio Schäfer haben es geschafft: Ihr grosses YouTube-Abenteuer in der Wildnis Kanadas ist zurzeit in aller Munde.
Tatsächlich haben sie mit «Survival Squad» einen echten Überraschungserfolg gelandet. Die bisher veröffentlichten Folgen vermochten ein Millionenpublikum zu begeistern.
Das Projekt bietet alles, was «7 vs. Wild» früher mal war. Es ist ein ungeschliffener Diamant im YouTube-Universum, umgesetzt von zwei leidenschaftlichen Machern, die trotz nervigem Product Placement ihre Authentizität bewahren.
Obacht: Der Artikel enthält Spoiler!
«Survival Squad» bietet beste Unterhaltung und faszinierende Einblicke in die raue Natur der Nordwest-Territorien.
Wer das Format bisher nicht kennen sollte: Reinschauen lohnt sich echt, nur schon wegen der Naturaufnahmen. Die Serie bietet aber auch spannende Augenblicke. Wobei hier nicht die völlig überrissenen Cliffhanger am Ende der Folgen und die grenzwertigen Clickbait-Titel gemeint sind.
Leider vermögen die beiden Abenteurer, denen wir die genialen Videos zu verdanken haben, mit ihrem Verhalten in der freien Natur nicht zu überzeugen. Im Gegenteil: Otto und Fabio fallen mit haarsträubenden Fehlern auf.
Sicher ist: Die beiden Unterhaltungsprofis werden von Teilen des Publikums als Helden verehrt und haben eine nicht zu unterschätzende Vorbildfunktion. Wenn sie vor laufender Kamera etwas Gefährliches oder Dummes tun, kann dies für ahnungslose Nachmacher böse Konsequenzen haben.
Im Folgenden gehen wir auf die schlimmsten Fehler ein und schauen an, wie man sich richtig verhalten würde.
Wir beginnen mit dem Elefanten im Raum, respektive mit dem Grizzly, der die Abenteurer angeblich angreifen wollte. Bereits in Folge 3 kommt es zu dem spektakulären Zwischenfall. Als Fabio und Otto ein breites Flussbett durchqueren wollen, nähert sich ihnen der Prädator von der anderen Seite.
Dann geht plötzlich alles sehr schnell: Weil der durch das Flussbett trabende Bär nicht auf Zurufe reagiert, feuert Otto mit seinem Gewehr einen «Warnschuss» ab. Der Screenshot oben zeigt genau den Moment, bevor geschossen wird. Mitten im roten Kreis befindet sich derweil das Tier.
In einem Reaktionen-Video räumt Otto später ein, dass der angebliche Bärenangriff «sehr wild geschnitten» sei. Und dann erzählt er von einem Karibu, das sich im Flussbett aufgehalten habe. Und diesem Beutetier, das sie zuerst nicht gesehen hätten, sei der Bär wahrscheinlich nachgerannt.
Zu Ottos «Warnschuss» ist zu konstatieren:
Kein Wunder, wurde anschliessend wild spekuliert. Teile des Publikums vermuteten gar, der Bär sei erschossen worden und nun gebe es eine Vertuschungsaktion.
Otto führt auf dem Trip ein Gewehr vom Typ Ruger M77 Mark 2 mit, im amerikanischen Jagd-Kaliber .30-06 Springfield. Und Fabio hat eine Schrotflinte (Pump-Action) im Kaliber 12/76 dabei, leider ohne Tragriemen.
PS: Der Biologe und Outdoor-YouTuber Ben Tüxen («EinMannimWald») gibt zu bedenken, dass in Kanadas Bären-Regionen auch grosse Pfeffersprays eingesetzt werden können, um allzu neugierige Tiere auf Abstand zu halten. Der Schusswaffeneinsatz sollte auf echte Attacken beschränkt sein.
Dinge gehen kaputt. Meist im dümmsten Moment. Etwa dann, wenn du am Anfang eines langen Abenteuers stehst und nicht einfach in die Zivilisation zurückkehren kannst. Weshalb Otto und Fabio kein Reparaturset (Klebeflicken) mitführen, entzieht sich der Kenntnis des hier schreibenden Redaktors. Sicher ist: Ein entsprechendes Flickzeug kann man für alles Mögliche verwenden (Isomatten, Schlauchboote, etc.). Und es wiegt nur ein paar Gramm, die sich auf jeden Fall lohnen!
Okay, hier gehen die Expertenmeinungen auseinander.
Was Otto und Fabio zugutekommt: Sie sind zu zweit unterwegs, könnten also in einem Notfall eingreifen. Etwa dann, wenn der Partner im Fluss stürzt, mit dem Kopf auf einem Stein aufschlägt und bewusstlos wegtreibt.
Kanada hatte dieses Jahr mit einer Serie von Waldbränden zu kämpfen. Sie begannen im März und breiteten sich ab Mai mit grossem Tempo aus, begünstigt durch Dürre, Hitze sowie Folgeeffekte des Klimawandels. Betroffen waren nahezu alle Provinzen und Regionen des riesigen Landes, wie auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von «7 vs. Wild» herausfinden mussten: Sie durften nur in einer «Bushbox» Feuer machen, einem zusammensteckbaren Stahlblech-Würfel.
Interessanterweise haben auch Otto und Fabio einen «Hobokocher» dabei. Diesen verwenden sie zum Braten von Fischen. Um sich zu wärmen und die vielen Stechmücken zu vertreiben, machen sie hingegen auch ohne weitere Vorbereitungen auf dem Waldboden Feuer. Das ist vor allem auf dichtbewachsenen, trockenen Böden höchst fahrlässig.
Die Beratungsstelle für Brandverhütung (BFB) warnt:
Sinnvoll ist, eine sichere Feuerstelle einzurichten:
Pilze sind genial. Aber sie lohnen sich nicht in einer Survival-Situation, wie die Risikoabwägung zeigt:
Und dann ist da noch die Verwechslungsgefahr, die sich bei sehr jungen und alten Exemplaren akzentuiert.
Der Konsum von (unerkannten) giftigen Pilzen kann sich erst Tage oder Wochen später gesundheitlich bemerkbar machen. Es reicht also nicht, ein Stück eines nicht sicher bestimmbaren Exemplars zu probieren und etwas zu warten ...
Wenn du aber beim Brennholzsammeln zufällig auf frische Steinpilze, Maronenröhrlinge, Ziegenlippen etc. stossen solltest und diese einwandfrei bestimmen kannst, würde ich vermutlich zuschlagen. Sonst gilt: Lass es lieber!
Was hältst du von solchen Outdoor-Abenteuern? Welche praktischen Erfahrungen hast du gesammelt, welche Fehler hast du gemacht – und kannst anderen einen Tipp geben? 🙏
Schreib uns via Kommentarfunktion!
Bei YouTube. Neue Folgen werden jeweils mittwochs in Fabio Schäfers Kanal und samstags bei Otto Karasch veröffentlicht.
Einige testen Restaurants, andere Züge und die beiden halt die kanadische Wildnis.
Ich hoffe, dass deren Unbedarftheit den beiden nicht irgendwann zum Verhängnis wird.