Dass Bands sich trennen, liest man immer wieder. Mal sind es kreative Vorstellungen, die sich zu sehr unterscheiden, mal ist es das Geld. Folgende drei Trennungsgeschichten sind so unterhaltsam, dass man den Break-Up vielleicht gar nicht mehr so sehr betrauert.
Rund um die Trennung der ersten Boyband jemals, der Beatles, ranken sich viele Gerüchte. Bis heute sind sich weder Musikhistoriker noch die verbleibenden Beatles selbst einig darüber, was genau dazu geführt hat.
Da war einerseits der plötzliche Tod ihres damals nur 32-jährigen Managers Brian Epstein, der ihnen sehr naheging. Als er 1967 starb, versanken die Beatles erstmal im Chaos. Im Jahr zuvor hatten sie beschlossen, keine Live-Auftritte mehr zu machen, da ihnen unter anderem das fanatische Gekreische an ihren Konzerten zu viel wurde.
Nach Epsteins Tod versuchten sie zunächst, sich selbst zu managen, bevor diese Aufgabe 1969 der amerikanische Geschäftsmann Allen Klein übernahm. Doch dessen Anstellung entfachte einen Streit zwischen den vier Mitgliedern, denn Paul McCartney war von Anfang an dagegen und versuchte (erfolglos), ein Veto einzulegen.
Einige vermuten, dass auch Allen Klein seinen Beitrag zur Trennung der Beatles geleistet hat. Als die Beziehung zwischen den vier Männern sowieso schon angespannt war, soll er Entscheidungen im Sinne der Gewinnmaximierung getroffen haben, anstatt sich auf ein gesundes Miteinander der «Fab Four» zu konzentrieren.
In den zwei Jahren zuvor, von 1967 bis 1969, schienen sich die anderen Bandmitglieder daran gestört zu haben, dass Paul McCartney den Lead übernahm. John Lennon sagte in einem Interview von 1970: «Paul hat übernommen und uns angeblich geleitet. Aber was bedeutet leiten, wenn wir uns im Kreis drehten?»
McCartney hingegen zeigte mit dem Finger auf Lennon. In einem Interview von 2018 behauptete er, John Lennon sei schuld an der Trennung: Er sei eines Tages im Jahr 1969 ins Studio gekommen und habe gesagt, er verlasse die Gruppe.
Es gibt auch jene, die meinen, Lennons Frau Yoko Ono sei verantwortlich für das Ende der Beatles. Überall, wo ihr Ehemann sich aufhielt, war Yoko nicht weit, die beiden galten als unzertrennlich. Ganz zum Unmut der restlichen drei, die sich durch ihre Anwesenheit beispielsweise im Studio zunehmend gestört fühlten. McCartney stellte 2013 aber klar, dass sie ganz sicher nicht die Schuld trage an der Trennung.
Letztendlich waren es wohl verschiedene Gründe, die in ihrer Kombination das Fass zum Überlaufen brachten. Die vier entwickelten sich persönlich sowie musikalisch in verschiedene Richtungen, gerieten sich immer wieder in die Haare und vielleicht wuchs ihnen die Bekanntheit und der Erfolg auch irgendwann so sehr über den Kopf, dass es nicht mehr weitergehen konnte.
Am 10. April 1970 jedenfalls veröffentlichte Paul McCartney ein Pressestatement, in welchem er festhielt, nicht mehr länger mit der Band zusammenzuarbeiten und sich auf seine Solo-Karriere zu fokussieren. Er besiegelte damit das Ende der Beatles.
Das Geschwisterpaar, das hinter der ikonischen Rockband Oasis steckt, Noel und Liam Gallagher, ist bekannt für seine öffentlichen Auseinandersetzungen.
Was bereits in ihrer Kindheit begann, wurde im Erwachsenenalter nur noch schlimmer. 1994, nachdem sie mit ihrem Debütalbum «Definitely Maybe» die Charts im UK eroberten, wollten sie die USA in Angriff nehmen. An einem unglaublich schlechten Gig in Los Angeles – während sie mutmasslich auf Crystal Meth waren (weil sie es mit Kokain verwechselten) – begann Liam seinen älteren Bruder mit dem Tamburin zu verprügeln und verliess die Bühne, bevor die Show zu Ende war.
In den darauffolgenden Jahren schien den Brüdern der immer grösser werdende Erfolg langsam zu Kopf zu steigen: Konzerte und ganze Touren wurden unterbrochen, nur um dem andern eins auszuwischen. Als Oasis im Jahr 2000 ein Konzert in Barcelona hätte geben sollen, war ihr Drummer verletzt, weshalb sie nicht auftreten konnten. Stattdessen betranken sie sich – was soll man sonst tun? – und Liam hinterfragte, ob Noel wirklich der Vater seiner Tochter Anais sei. Noel ging auf Liam los und Oasis musste den Rest ihrer Europa-Tour ohne Noel fortsetzen.
Obwohl sie 2005 immer noch Alben aufnahmen und Konzerte spielten, war spätestens zu diesem Zeitpunkt allen klar, dass die Gallaghers gar kein gutes Verhältnis zueinander hatten. Gegenüber der amerikanischen Musikzeitschrift «Spin» erzählte Noel voller Freude, wie er seinen jüngeren Bruder manipulieren würde. So sehr, dass dieser sich vor ihm «zu Tode» fürchte. Liam erklärte zu einem späteren Zeitpunkt, dass Noel zum Beispiel Möbel verrückte, weil er wusste, dass sein kleiner Bruder Angst vor Geistern hatte.
Im April 2009 sagte Noel gegenüber dem Magazin «Q» in einem ikonischen Zitat über Liam: «Er ist der wütendste Mann, den ihr jemals kennenlernen werdet. Liam ist wie ein Mann mit einer Gabel in einer Welt voller Suppe.» Wenige Monate später, Ende August, gab Noel bekannt, Oasis zu verlassen. Nachdem Liam ihn mit seiner Gitarre vor einem Konzert in Paris vermöbeln wollte, ist wohl der letzte Strick gerissen. «Mit etwas Traurigkeit und grosser Erleichterung teile ich euch mit, dass ich Oasis heute Abend verlassen habe», schrieb er in einem Statement. Die Leute würden schreiben und sagen, was sie wollten, aber er habe keinen einzigen weiteren Tag mehr mit Liam zusammenarbeiten können.
Liam konnte weder mit seiner neugeformten Band Beady Eye – die sich übrigens 2014 bereits wieder auflöste – an die Erfolge von Oasis anknüpfen noch als Solokünstler. Ebenso wenig liess sich Noels Solo-Karriere mit dem Erfolg von Oasis vergleichen. Über die nächsten Jahre gab es immer wieder Spekulationen, dass die Band sich wieder vereinen könnte, die sich jedoch alle bloss als Gerücht herausstellten. Es folgten einige relativ ungehaltene Tweets seitens Liam, in welchen er gegen seinen Bruder schoss (und ihn eine Kartoffel nannte), ein halbherziger Aufruf, man solle sich zusammenreissen und die «Big O» wieder zusammenbringen und daraufhin weitere Diss-Attacken, auf die Noel sich nicht einliess.
Letzten März antwortete Noel in einem Radiointerview auf die Frage nach einer Reunion von Oasis: «Wenn Oasis nicht sein volles Potenzial ausgeschöpft hätte, wäre die Situation eine andere. Ich sehe nicht, was es bringen würde.» Er konnte es sich dann aber doch nicht verkneifen, noch anzufügen, dass es in zehn Jahren vielleicht wieder anders aussehe.
N.W.A steht für «Niggaz Wit Attitudes». An Attitüde fehlte es den Jungs aus dem kalifornischen Problemviertel Compton ganz sicher nicht. Zu Beginn bestand die Gruppe aus Ice Cube, Dr. Dre, Eazy-E und Arabian Prince. Später kamen MC Ren und DJ Yella noch dazu. Sie haben den Hiphop der Westcoast massgeblich mitgeprägt und mit ihren rohen Texten über Polizeigewalt, Drogen und Armut im Ghetto einer ganzen Generation marginalisierter Gruppen aus dem Herzen gesprochen.
Bevor die Mitglieder untereinander Beef hatten, hatten sie Stress mit anderen. So zum Beispiel mit der Polizei. Als N.W.A mit «Straight Outta Compton» 1988 der internationale Durchbruch gelang, wendete sich das FBI in einem Brief an das Plattenlabel Priority Records. Bei Priority Records' Tochterfirma Ruthless Records stand N.W.A unter Vertrag. Der amerikanische Inlandsgeheimdienst forderte das Label dazu auf, die Platte zurückzuziehen. Besonders der Track «Fuck Tha Police» war – wie es der Name bereits vermuten lässt – ihnen ein Dorn im Auge. Darin werde zu Gewalt gegen die Polizei aufgerufen, begründete man im Schreiben. Das Label und N.W.A ignorierten die Forderung und verbreiteten den Brief in der Öffentlichkeit – und erreichten dadurch zum Entsetzen der Polizei noch mehr Bekanntheit.
1989 entschied sich Ice Cube dazu, N.W.A zu verlassen. Er war nicht einverstanden damit, wie der Manager Jerry Heller das Geld verwaltete, und unterstellte ihm, dass ein grosser Teil davon in dessen eigene Taschen floss. Er, der den Grossteil der Texte von N.W.A verfasste, fühlte sich zudem zu wenig für seine Arbeit und seinen Beitrag zum Erfolg der Gruppe gewürdigt – besonders finanziell. In einem Interview erklärte er, dass er N.W.A verlassen musste, um sich treu zu bleiben: «Ich war lieber pleite, als in einer bekannten Gruppe dabei zu sein, ohne dafür fair bezahlt zu werden.» Auf seinem Debüt-Soloalbum «AmeriKKKa's Most Wanted», das 1990 erschien, schoss er nicht gegen seine ehemaligen Bandkollegen und Kindheitsfreunde.
Wie es im Rap aber halt so läuft, werden Streitigkeiten über die Musik ausgetragen. Und so machte N.W.A dem Ärger über Cubes Abgang auf den Tracks «100 Miles and Runnin'» und «Real Niggaz» Luft. Darauf vergleicht Dr. Dre ihn unter anderem mit Benedict Arnold, einem US-General im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der später zu den Briten überlief.
Weitere verbale Angriffe folgten auf dem Album «Efil4zaggin», das 1991 erschien, dort widmete N.W.A ihm die Interlude, also das Intermezzo, «Message to B.A.» (eine weitere Anspielung auf Benedict Arnold).
Das liess Ice Cube nicht auf sich sitzen. Und setzte zu einem Konter an, der als einer der grössten Diss-Tracks in die Rap-Geschichte eingehen würde: «No Vaseline».
Er disst darauf nicht nur seine ehemaligen Freunde und nennt sie untalentiert, sondern auch den Manager Jerry Heller (die Stelle übersetzen wir jetzt mal nicht extra).
1991 kam N.W.As letztes Album «Niggaz4Life» heraus. Danach zerstritten sich auch die restlichen Mitglieder, allen voran Dr. Dre und Eazy-E. Dre hatte langsam auch das Gefühl, dass Ruthless Records sie nicht fair bezahlte, und wollte mit The D.O.C. und Suge Knight sein eigenes Ding machen: Death Row Records. Eazy-E war da anderer Meinung. Als Dre Eazy vor die Wahl stellte, entschied er sich für den Manager Jerry Heller und weigerte sich, Dr. Dre die Rechte für seine Songs abzutreten. Sie würden sich nie wieder versöhnen: Eazy-E starb im März 1995 an den Folgen seiner Aids-Erkrankung. Als Dre ihn im Spital besuchen wollte, lag Eazy bereits im Koma. Neun Tage später war er tot.
2015 standen Ice Cube, DJ Yella und MC Ren für eine kurze Reunion-Show gemeinsam in Los Angeles auf der Bühne – das Kriegsbeil scheint also inzwischen begraben zu sein.