Wird gewinnen: Okay, atmen wir tief ein und glauben an die Familie Wang aus «Everything Everywhere All At Once», die wegen einer ganz banalen Steuererklärung ins abgedrehteste Multiversum seit Weltgedenken katapultiert wird. Ein Film wie ein Frischeschock.
Dürfte auch gewinnen: «The Fabelmans», Steven Spielbergs zärtlicher, kluger, witziger Essay über seine Kindheit, Jugend und Familie und darüber, wie ihn all dies zum Film gebracht hat.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: «All Quiet on the Western Front», komplett unnötiges Remake der legendären Remarque-Verfilmung von 1930. Die Briten fanden dies neulich an der BAFTA-Verleihung das Grösste, aber die fanden auch mal den Brexit gut.
Wird gewinnen: The Daniels. Also Daniel Kwan und Daniel Scheinert für ihre überwältigende Tollkühnheit mit «Everything Everywhere All At Once». Das Momentum des hoch gehandelten Martin McDonagh («The Banshees of Inisherin») ist in den letzten Wochen dieser Award Saison ziemlich verblasst.
Dürfte auch gewinnen: Möglicherweise ist dies die letzte Gelegenheit, Spielberg seinen dritten Oscar zu verleihen. Die letzte Trophäe des Grossmeisters liegt 24 Jahre zurück («Saving Private Ryan»). Jetzt, mit 76, hat er seinen persönlichsten und für ihn wichtigsten Film gemacht und hätte die Verneigung der Academy mehr als verdient.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: alles okay an dieser Front.
Wird gewinnen: Vollkommen unmöglich, diese Kategorie vorherzusagen. Hollywood liebt Cate Blanchett, und ihre Darstellung einer toxischen Dirigentin in «Tár» ist ganz klar mit Abstand die beste ihrer bisherigen Karriere. Doch Michelle Yeoh («Everything Everywhere All At Once») hat mächtig aufgeholt und wäre die weit originellere Wahl.
Dürfte auch gewinnen: die andere Michelle, also Michelle Williams als Mutter in «The Fabelmans». Auch dies ihre bisher mit Abstand beste Performance.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Sorry, Ana de Armas in «Blonde», diese Nominierung ist ein Irrtum.
Wird gewinnen: Austin. Butler. Als. Elvis. In «Elvis». Irrkrasse Leistung. Und Hollywood liebt Musikfilme. Schliesslich leitet sich Hollywood von Bollywood ab.
Könnte auch gewinnen: Früher spielte Brendan Fraser den Beau, der was mit Mumien macht, jetzt einen übergewichtigen schwulen Lehrer in «The Whale». Hollywood liebt auch das.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: alle super hier, alle gut, alle sympathisch, alle zu Recht nominiert.
Wird gewinnen: Alle Zeichen stehen auf Angela Bassett in «Wakanda Forever».
Sollte gewinnen: ABER! Was das erstmals nominierte Nepo-Baby Jamie Lee Curtis (64) in «Everything Everywhere All At Once» veranstaltet, ist sehenswerter als das gesamte Alterswerk von Meryl Streep.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: Kerry Condon aus «The Banshees of Inisherin», nicht, weil sie schlecht, sondern weil sie das Beste an dem Film ist und echte Chancen hat.
Wird gewinnen: Es waren winzige Brösmeli von Rollen und dann gar keine mehr, die der in Vietnam geborene chinesische Schauspieler Ke Huy Quan nach seinem verrückten Karrierestart als 12-Jähriger in «Indiana Jones» noch erhielt. Er gab sich selbst alle Schuld daran – nicht Hollywood, das asiatische Schauspielerinnen und Schauspieler allzu lange diskriminierte. Ke Huy Quan zog sich hinter die Kameras zurück, arbeitete lange für Wong Kar Wai, bis der Wunsch, wieder zu spielen, übermächtig wurde. Da war er 48. Und ging zum Vorsprechen der Daniels. Und wurde als Michelle Yeohs Mann in «Everything Everywhere All At Once» besetzt. Für ihn ein Wunder. Für uns das einzig Richtige.
Dürfte auch gewinnen: Barry Keoghan, der junge Ire, der seine Jugend in Kinderheimen verbrachte, es zur besten Rolle in Nolans «Dunkirk» brachte und jetzt als Dorfdepp in «The Banshees of Inisherin» alle Herzen erweicht.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: einfach kein anderer.
Wird gewinnen: The Daniels dürften es in dieser Kategorie nicht schaffen, da ist zu viel Ungeschriebenes, Improvisiertes. Alles ist offen zwischen Spielberg/Kushner («The Fabelmans»), Todd Field («Tár»), Ruben Östlund («Triangle of Sadness») und Martin McDonagh («The Banshees of Inisherin»).
Sollte gewinnen: alles offen.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: alles egal.
Wird gewinnen: keine Ahnung. Wieso nicht «Top Gun: Maverick»? Ein Film über komplett optimistische, positive Menschen, die kein bisschen traumatisiert sind, obwohl es ihr Job ist, andere zu vernichten. Irgendwas muss der Film, der laut Steven Spielberg im Alleingang das Überleben der Kinos gerettet hat, ja gewinnen. Aber wahrscheinlich wird es «Women Talking» (Frauen reden über Missbrauch in einer religiösen Gemeinschaft) von Sarah Polley.
Sollte gewinnen: irgendwas. Wieso nicht «Top Gun: Maverick»?
Darf unter keinen Umständen gewinnen: «All Quiet On The Western Front».
Wird gewinnen: Da «Triangle of Sadness» von Ruben Östlund unter Bester Film nominiert ist, wo er keine Chance hat, geht dieser Oscar an «All Quiet On The Western Front».
Sollte gewinnen: irgendwas anderes.
Darf unter keinen Umständen gewinnen: «All Quiet On The Western Front».
Wird gewinnen: Lange sah es danach aus, als würde Laura Poitras, die 2015 den Oscar für ihre Edward-Snowden-Doku «Citizenfour» gewonnen hat, heuer mit «All The Beauty And The Bloodshed» über die Fotografin Nan Goldin erneut siegen können. Doch Daniel Roher, Odessa Rae, Diane Becker, Melanie Miller und Shane Boris haben mit ihrem beklemmenden «Navalny» aufgeholt, gewiss auch wegen Putins anhaltendem Krieg gegen die Ukraine.
Sollte gewinnen: «Navalny».
Darf unter keinen Umständen gewinnen: keine Ausrutscher, daher egal.
watson wird auch diese Oscars in der Nacht vom 12. auf den 13. März live begleiten. Ab 1.30 Uhr.
Ich würde diesen nicht als "komplett unnötiges Remake" bezeichnen :-) Wieso gefällt dir der Film nicht?
Sehr subjektiv dieser Text.
Weshalb war das Remake unnötig? Gerade in einer Zeit in der im Osten Soldaten ebenfalls unnötig sterben?
Weshalb kann bei der Umfrage welche Filme bereits gesehen wurden nur einer angewählt werden? Muss ich mich für einen Entscheiden? Darf ich nicht wählen?
Verzieht das Bild ja komplett.
Schade, hätte etwas mehr erwartet...