In der Corona-Pandemie haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur erfahren. Immer mehr Menschen schliessen sich etwa der sogenannten QAnon-Bewegung an. Unter dieser Bezeichnung werden abstruse Theorien aufgestellt. Wie etwa die eines Kinderpornorings, der Kinder foltert, um aus ihrem Blut das Stoffwechselprodukt Adrenochrom zu gewinnen, an dem sich eine hochrangige Elite um Hillary Clinton berauscht.
Das mag wie ein schlechter Scherz klingen, aber tatsächlich glauben die Anhänger dieser Theorie an diese Dinge. In Deutschland hatte vor allem der Sänger Xavier Naidoo ähnliche Aussagen getätigt.
Jetzt hat es auch den britischen Sänger und Ex-Take-That-Mitglied Robbie Williams erwischt. In mehreren Youtube-Videos äussert er Theorien, die den Verschwörungsmythen der QAnon-Bewegung sehr nah kommen.
Bereits Anfang Mai hatte Williams in einem Interview mit dem Youtuber und ehemaligen britischen Soldaten Chris Thrall von der sogenannten «Pizzagate»-Theorie gesprochen. Laut diesem Mythos, der auch von den QAnon-Verschwörern verbreitet wird, war eine Pizzeria in Washington die Zentrale des oben erwähnten Kinderpornorings. Aus geleakten Mails, die zwischen dem Besitzer des Restaurants und Clintons Wahlkampfmanager verschickt wurden, lasen die Anhänger angeblich geheime Botschaften heraus, mit denen sie ihren Verdacht begründeten.
Robbie Williams sagte in dem Video: «Eines ist ja ganz klar: Die Wortwahl in diesen E-Mails ist verdammt verdächtig.»
Ausserdem bekundet Williams in dem Interview Sympathie für den britischen Publizisten David Icke, der als rechtsesoterischer Verschwörungstheoretiker gilt, und sprach von «dämonischer Energie», die das ganze Medien-System durchdringe.
In einem weiteren Video mit der ehemaligen BBC-Journalistin Anna Brees, das weitaus grössere Wellen schlug, wiederholte Williams seine Ansichten. Er sagte ausserdem: «Schau, es könnte eine ganz vernünftige Erklärung für diese Wortwahl geben, bedeutet, dass nichts aufgeklärt wurde.» Die richtigen Fragen seien noch nicht gestellt worden.
Gleichzeitig betonte er auch, er wolle sich nicht zu einer Führungsfigur der Bewegung machen lassen, ausserdem wolle er sich vorerst nicht mehr zu dem Thema äussern.
Holy shit, Robbie Williams is a PizzaGate truther https://t.co/Hgt6MYZLyQ
— Chris York (@ChrisDYork) June 24, 2020
Im Video mit Chris Thrall sagte Williams ausserdem, dass er momentan viele Familienprobleme habe. Sein Vater sei an Parkinson erkrankt und seine Schwiegermutter sei auch schwer krank. Beide könne er nicht besuchen. Kürzlich sei sein viertes Kind geboren. «All diese Dinge, die auf einen einwirken, können Angst und Panik verursachen. Und zu Beginn des Lockdowns habe ich gemerkt, dass ich in Angst abrutsche», so Williams.
Auf Twitter reagierten geschockt auf die Äusserungen Williams und vermuten, ihn nun auch an die QAnon-Anhänger verloren zu haben.
#RobbieWilliams in den Trends. Ich dachte schon, er wäre gestorben. Aber es ist noch schlimmer😩
— Andi McLeod (@andi_mcleod) June 25, 2020
Ach, das ist doch Scheiße.
— Nilz Bokelberg (@Nilzenburger) June 25, 2020
Leute, ihr müsst jetzt ganz stark sein: Wir haben Robbie verloren. https://t.co/Uipv2xEbcb
#Naidoo, #RobbieWilliams usw. sind deswegen so gefährlich, weil viele Menschen sie als Fans vergöttern. Denen wird aus emotionaler Verbundenheit Vertrauen geschenkt. Da hilft dann z.B. eine seriöse Wissenschaftlerin, die das differenziert einordnet, überhaupt nicht mehr.
— Lila Lux (@LilaLux5) June 25, 2020