Im Schlepptau der Corona-Pandemie, so scheint es jedenfalls, schwillt die eh schon mächtige Welle von Verschwörungstheorien weiter an. Manche davon sind neu, manche kursieren schon länger, werden nun aber in einen Zusammenhang mit der Pandemie gestellt. Das Phänomen an sich ist allerdings alles andere als neu – erste Verschwörungstheorien gab es bereits in der Antike. Ihre Zahl und Verbreitung hat aber mit dem Internet und den Sozialen Medien enorm zugenommen.
Der Begriff «Verschwörungstheorie» ist zwar etabliert, jedoch unpräzise. Er deckt ein weites Feld ab, das von plausiblen, falsifizierbaren Hypothesen bis zu absurden Konstrukten reicht. Zudem dient er als Kampfbegriff, was manche Anhänger von Verschwörungstheorien nutzen, um den Begriff zu diskreditieren. Da «Theorie» eigentlich die wissenschaftlich begründete Erklärung von Sachverhalten meint, werden Begriffe wie «Verschwörungsmythos» oder «Verschwörungsideologie» dem Phänomen besser gerecht.
Hier folgt eine – längst nicht vollständige – Auflistung von 21 mehr oder weniger populären Verschwörungsmythen. Sie werden an dieser Stelle aber nicht einem Faktencheck unterzogen, sondern lediglich kurz vorgestellt.
Dieser Verschwörungsmythos ist im deutschsprachigen Raum vornehmlich durch Videos des ehemaligen Radiomoderators Ken Jebsen popularisiert worden. Auch Attila Hildmann, prominenter Autor veganer Kochbücher, verbreitet ihn. Der Mythos besagt, die Corona-Pandemie diene in Wahrheit dazu, die Bevölkerung derart in Angst zu versetzen, dass eine Zwangsimpfung durchsetzbar wird. Davon wiederum soll Microsoft-Gründer Bill Gates profitieren, der bereits ein Patent auf den Impfschutz angemeldet habe. Gates, dessen wohltätige Stiftung sich vor allem die Verbesserung der Gesundheitsversorgung aufs Banner geschrieben hat, übe seinen Einfluss unter anderem über die Weltgesundheitsorganisation WHO aus und plane die Errichtung einer globalen Gesundheitsdiktatur.
Radikalere Vertreter dieses Verschwörungsmythos behaupten sogar, dass bei den Zwangsimpfungen ein winziger Mikrochip implantiert werden soll, der die Kontrolle der Bevölkerung ermögliche. Gates werde dann in der Lage sein, seinen längst vorbereiteten Plan zu verwirklichen, die Weltbevölkerung zu reduzieren. Allerdings gehört nicht jede Kritik an Gates' Stiftung in den Dunstkreis dieser Mythen. Es gibt auch Stimmen, die Bedenken anmelden, weil die Stiftung die Firmen, in die sie investiert, zu wenig prüfe und weil sie mit dem umstrittenen Monsanto-Konzern verbunden sei.
Laut einer Umfrage glauben fast ein Drittel der Amerikaner, das neue Coronavirus stamme aus einem Labor – das sich vorzugsweise in der chinesischen Stadt Wuhan befindet, dem Ausgangsort der Pandemie. Die meisten der Befragten sind sogar der Meinung, es sei eigens gezüchtet worden. Mittlerweile behauptet auch die US-Regierung, das Virus stamme aus einem Labor in Wuhan – Aussenminister Mike Pompeo sagte, es gebe «überwältigende Beweise» dafür.
Vornehmlich russische Medien verbreiten hingegen Spekulationen, das Virus sei als Biowaffe im – von den USA finanzierten – «Lugar Centre for Public Health Research» in Georgien entwickelt worden. Und im Iran kam das Feindbild Israel zum Zug: SARS-CoV-2 sei von «zionistischen Elementen» gegen den Iran entwickelt worden.
Bereits vor dem Beginn der Corona-Pandemie sorgten die neuen 5G-Sendemasten bei vielen Leuten für Bedenken, die sich teilweise in Form von Verschwörungsmythen artikulierten. Bilder von toten Fischen oder Vögeln in der Nähe der Sendemasten sollten die Gefahr zeigen. Da der Ausbau des 5G-Netzes mit der Pandemie zusammenfällt, dürfte es kein Wunder sein, dass sich auch entsprechende Verschwörungsmythen entwickelt haben – die ersten tauchten bereits im Januar auf.
Demnach verbreiten die neuen Sendemasten das Virus, oder sie aktivieren es. Andere Mythen behaupten, die 5G-Strahlung töte Menschen und die Pandemie sei ein Manöver, um die Todesfälle zu vertuschen. Dies sei auch in Wuhan geschehen. Und in Afrika gebe es keine Corona-Toten, weil es dort kein 5G-Netz gebe. Andere glauben, die Strahlung schwäche das Immunsystem, was die Ausbreitung des Virus erleichtere. Anhänger dieser Mythen schritten übrigens bereits zur Tat: In Grossbritannien und in den Niederlanden wurden dutzende Sendemasten abgefackelt.
Erreger wie Bakterien oder Viren können auf Banknoten eine Weile aktiv bleiben. Dies ist der Grund, weshalb die meisten Läden ihre Kunden während der Corona-Pandemie dazu auffordern, möglichst bargeldlos zu bezahlen. Dies ist Wasser auf die Mühlen jener Leute, die an eine Verschwörung zur Abschaffung des Bargelds glauben. In ihren Augen dient die Pandemie Bankern und Politikern als Vorwand dazu, das nicht so leicht zu kontrollierende Bargeld abzuschaffen und komplett durch den elektronischen Zahlungsverkehr zu ersetzen. Manche behaupten gar, es gebe einen geheimen Plan dazu. Die Abschaffung von Banknoten erleichtere es, den «gläsernen Bürger» zu kontrollieren, und zwinge Sparer, ihr Geld auf einem Konto zu parken. In Deutschland verschickt eine «Reichsbewegung» E-Mails, in denen sie zum Widerstand gegen Bargeld-Abschaffung, Tracking-Apps und Impfen aufruft.
Adrenochrom ist ein Stoffwechselprodukt des Hormons Adrenalin. Der Substanz werden psychoaktive Eigenschaften nachgesagt, was sich wissenschaftlich aber nie erhärten liess. Adrenochrom steht im Zentrum eines Verschwörungsmythos, der im deutschsprachigen Raum vor allem vom Sänger Xavier Naidoo bekannt gemacht wurde. Er sieht ein weltweites Netzwerk von satanistischen und pädophilen Politikern und anderen Mächtigen – auch «jüdische Kreise» werden selbstredend erwähnt – am Werk, die Kinder entführen. Diese werden gefoltert, um das durch den Stress ausgeschüttete Adrenochrom aus dem Blut zu gewinnen. Es soll als Verjüngungselixier und Powerdroge dienen.
Der Mythos weist Berührungspunkte mit anderen Konstrukten wie der Ritualmord-Legende, «Pizzagate» oder «Deep State» auf (siehe unten). So gehen Vertreter dieses Verschwörungsmythos davon aus, US-Präsident Donald Trump kämpfe gegen die satanistische Elite. Bereits seien Hintermänner verhaftet und hunderte von Kindern befreit worden. Auf dem Krankenhausschiff, das nach New York verlegt wurde, sollen in Wahrheit diese geretteten Kinder behandelt werden und nicht an Covid-19 Erkrankte.
Dieser Verschwörungsmythos nahm seinen Anfang im Jahr 2016 während des Präsidentschaftswahlkampfs in den USA. Ziel der auf den Plattformen Reddit und 4chan gestreuten Verleumdungskampagne war vornehmlich die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton. Sie sei in einen Kinderporno-Ring verwickelt, der aus dem Keller der Pizzeria «Comet Ping Pong» in Washington D. C. operiere. Anlass für die Spekulationen gaben gehackte Mails aus Clintons Umfeld. Darin verwendete Begriffe seien Code-Wörter: So stehe «Pizza» für «Mädchen», «Pasta» für «kleiner Junge» und «Sauce» für «Orgie». Neben Clinton wurden auch Barack Obama und Lady Gaga beschuldigt, in den Kinderhandel verwickelt zu sein.
Unter der Bezeichnung QAnon verbreitet eine Person oder Personengruppe, die angeblich über geheime Informationen aus Regierungskreisen der USA verfügt, Verschwörungsmythen mit teilweise rechtsextremem Hintergrund, darunter auch den Adrenochrom-Mythos (siehe Punkt 5). QAnon ist daneben auch zu einer Bezeichnung für die verbreiteten Mythen selbst geworden. Eine der populärsten darunter ist die Behauptung, US-Präsident Donald Trump führe einen Kampf gegen einen sogenannten Deep State. Dieser Begriff stammt ursprünglich aus der Türkei («Derin devlet», «tiefer Staat») und bezeichnet ein ausgedehntes Netzwerk von hohen Beamten und Militärs, die hinter den Kulissen Politik auf eigene Faust betrieben.
In den USA, so der Mythos, habe es diese Schattenregierung auf Trump abgesehen, da er ihre Macht gefährde. Trump, der selbst schon Tweets von QAnon-Aktivisten retweetete, bedient diese Sicht ebenfalls, da er oft von einem «Deep State» spricht, gegen den er ankämpfe. Als Machenschaften dieses Deep State gelten unter anderem die Ermittlungen über illegale Absprachen zwischen Trump und der russischen Botschaft bei den Wahlen sowie die Anschuldigungen gegen Trump, er habe seinen ukrainischen Amtskollegen zu erpressen versucht, und das daraus entstandene Impeachment-Verfahren.
Die Juden waren und sind ein bevorzugtes Ziel von Verschwörungsmythen – und ihre Geschichte ist ein blutiger Beweis, dass solche Verleumdungen furchtbare Folgen haben können. Im christlichen Abendland war der Antisemitismus zunächst religiös gefärbt. Ein Beispiel dafür ist der Vorwurf, die Juden würden Hostien schänden, der sogenannte Hostienfrevel. Als noch wirkmächtiger und langlebiger erwiesen sich die Motive des Juden als Brunnenvergifters und Ritualmörders. Beim Topos des Brunnenvergifters zieht sich eine Linie vom Mittelalter, als man den Juden die Schuld an Seuchenzügen wie der Pest zuschrieb, bis zur Corona-Pandemie. Bereits kursieren Behauptungen, das Virus sei von Juden in die Welt gesetzt worden. Das iranische staatliche Fernsehen meldete, «zionistische Elemente» hätten Coronaviren gegen den Iran entwickelt. Auch die Tatsache, dass israelische Wissenschaftler mit an der Spitze der Forschung nach einem Impfstoff stehen, dient als Beleg dafür.
Die Ritualmord-Legende unterstellt den Juden, sie würden zum Pessachfest ein christliches Kind entführen, wie Christus martern und töten. Sie tauchte um 1144 in England zuerst in dieser Form auf. Später wurde sie noch mit dem Vorwurf angereichert, das Blut des getöteten Kindes werde den Mazzen (dem ungesäuerten Brot, das zu Pessach gegessen wird) beigemischt. Auch die Ritualmord-Legende lebt bis in die Gegenwart fort – Beispiele dafür sind Unterstellungen, Israel betreibe Handel mit Organen von Palästinensern, darunter Kindern, oder der Adrenochrom-Mythos (siehe Punkt 5).
Dieser antisemitische Verschwörungsmythos, der viele Überschneidungen mit dem Mythos einer «Neuen Weltordnung» (NWO, siehe Punkt 10) aufweist, behauptet, das «Weltjudentum» strebe die Weltherrschaft an – oder besitze sie bereits. Die Juden werden dabei als Kollektiv gesehen, das stets auch als solches handle. Organisationen wie die UNO, die CIA oder die Bilderberg-Gruppe gelten als jüdisch beherrscht oder unterwandert. Um dem Vorwurf des Antisemitismus zu entgehen, ist oft auch nur von «Hochfinanz», «Wallstreet», «Bilderberger» oder «Ostküste» (der USA) die Rede. Dieser Verschwörungsmythos erreichte seinen Höhepunkt im eliminatorischen Antisemitismus der Nazis. Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung spielten die 1903 publizierten «Protokolle der Weisen von Zion», die angeblich die jüdischen Verschwörungspläne belegen. Sie sind schon 1921 als Fälschung der Ochrana, der zaristischen Geheimpolizei Russlands, entlarvt worden, was ihrer Popularität nicht geschadet hat.
Seit den Neunzigerjahren erfreut sich der Verschwörungsmythos der «Neuen Weltordnung» (NWO) zunehmender Popularität. Laut diesem Mythos planen Geheimgesellschaften und weltweit vernetzte Eliten die Errichtung einer supranationalen, autoritären Weltregierung und die Abschaffung der Bürgerrechte. Oft wird auf das Motto («Novus ordo seclorum», zu deutsch «eine neue Ordnung der Zeitalter») des Siegels der USA hingewiesen, das angeblich eine solche neue Weltordnung ankündigen soll. Die Symbole des Siegels verweisen für die Anhänger dieses Mythos auf die Freimaurer oder den Orden der Illuminaten. Oft verbinden sie den Mythos auch mit antisemitischen Vorstellungen einer jüdischen Weltherrschaft (siehe Punkt 9). Auch die weltweiten Massnahmen gegen die Corona-Pandemie werden als Versuch gedeutet, eine Neue Weltordnung durchzusetzen.
Die Bilderberg-Gruppe, auch einfach Bilderberger genannt, ist ein beliebtes Ziel von Verschwörungsmythen. An den jährlichen Konferenzen der Gruppe, die 1954 ihr erstes Treffen abhielt und keine formelle Organisation ist, nehmen einflussreiche Personen aus Wirtschaft und Politik teil. Da die Teilnehmer sich frei äussern dürfen sollen, ohne dass etwas an die Öffentlichkeit gelangt, ist Verschwiegenheit Pflicht. Verschwörungsmythen unterstellen den Bilderbergern, es handle sich um eine geheime Weltregierung oder eine Gruppierung, die eine solche anstrebe – meist im Sinne einer Neuen Weltordnung (siehe Punkt 10). Laut Verschwörungsmythen sind die Bilderberger für so herausragende Ereignisse wie die Einführung des Euro, die deutsche Wiedervereinigung, die Ölkrise von 1973 und den Irak-Krieg verantwortlich. Zudem sollen sie die Präsidentschaftswahlen in den USA manipulieren.
Der Illuminatenorden bestand nur kurze Zeit: 1776 im bayrischen Ingolstadt gegründet, wurde er bereits 1785 wieder als landesverräterisch und religionsfeindlich verboten. Der Orden, dessen zumindest heute noch bekanntesten Mitglieder Johann Wolfgang von Goethe und Adolph Freiherr Knigge waren, hatte sich Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Säkularisierung aufs Banner geschrieben und war den Idealen der Aufklärung verpflichtet. Vor dem Verbot gelang es den Illuminaten, mehrere Freimaurer-Logen zu unterwandern und zu übernehmen.
Um den Orden, der angeblich fortbestehe, ranken sich zahlreiche Verschwörungsmythen: So soll er die Amerikanische und die Französische Revolution ausgelöst haben. Im 19. Jahrhundert wurde ein Teil der Verschwörungsmythen antisemitisch aufgeladen; Weltjudentum und Illuminaten sollen demnach kooperieren oder gar gleich identisch sein. Zahlreiche Institutionen sollen von Illuminaten unterwandert sein, so die Weltbank, die UNO, das FBI oder die CIA und der Vatikan. Die amerikanische Geheimgesellschaft «Skull and Bones» («Schädel und Knochen») soll eine Nachfolge- und Tarnorganisation der Illuminaten sein.
Nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland von den Alliierten besetzt und in Besatzungszonen aufgeteilt, aus denen 1949 die BRD und die DDR entstanden. 1990 erhielt Deutschland mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen den Siegermächten, der BRD und der DDR seine volle Souveränität zurück, worauf die Wiedervereinigung erfolgte. Für sogenannte Reichsbürger ist dies nicht der Fall; sie glauben, Deutschland sei nach wie vor ein besetztes Land und weiterhin dem Willen der Siegermächte – insbesondere der USA – unterworfen. «Wir sind nicht frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land!», sagte etwa der Sänger Xavier Naidoo 2011 in einer Radio-Sendung.
Der eigentliche deutsche Staat sei das Deutsche Reich, das jedoch nicht handlungsfähig sei, behaupten Reichsbürger. Die Bundesrepublik sei hingegen kein Staat – manche Reichsbürger betrachten sie als GmbH. Sie weigern sich daher, Steuern und Bussgelder zu bezahlen und Gerichtsurteile zu akzeptieren. In der heterogenen Szene der Reichsbürger florieren antidemokratische, rechtsextremistische sowie antisemitische Ansichten. Lange galten Reichsbürger als harmlose Spinner, doch spätestens 2016, als einer von ihnen einen Polizisten erschoss, wurde das gewalttätige Potenzial dieser Szene offenbar.
Reptiloide sind laut den entsprechenden Verschwörungsmythen Echsenwesen, die entweder ausserirdischer Herkunft sind oder von irdischen Reptilien abstammen. Da sie menschliche Gestalt annehmen können, leben sie unerkannt inmitten der Menschen. Sie sollen hohe Ränge in der Politik bekleiden; angeblich sind mehrere aktuelle oder ehemalige Regierungschefs wie Angela Merkel, Barack Obama, Bill und Hillary Clinton Reptiloide. Andere Spitzenpolitiker würden von ihnen gesteuert. Ziel dieser Echsenwesen sei die Etablierung einer Neuen Weltordnung.
Besonders ausgefeilt ist der Reptiloiden-Verschwörungsmythos des britischen Rechtsesoterikers David Icke. Er behauptet, dass diese Echsenwesen aus dem Sternbild des Drachen stammen und auf der Erde die internationale Politik steuern. Sie hielten sich in Hohlräumen im Erdinneren auf (siehe Punkt 15), könnten aber ein menschliches Äusseres annehmen. Dazu müssten sie menschliches Blut zu sich nehmen – dies erkläre auch Berichte über Vampirismus und rituellen Missbrauch von Kindern. Auch Icke behauptet, zahlreiche einflussreiche Personen – und dies schon seit der Zeit der Sumerer und der Pharaonen – seien in Wahrheit Reptiloide. Sie seien in einem Geheimbund organisiert, an dessen Spitze die sogenannte Babylonian Brotherhood (Babylonische Bruderschaft) stehe. Icke zählt auch Queen Elizabeth II. und nahezu sämtliche US-Präsidenten zu den Reptiloiden.
Der Verschwörungsmythos der Hohlerde weist Überschneidungen mit jenem über die Reptiloiden (Punkt 14) auf. Ursprünglich, im 17. Jahrhundert, handelte es sich um eine wissenschaftliche Theorie, die postulierte, die Erde sei nicht ein massiver Körper, sondern eine Hohlkugel. Diese vom englischen Astronomen und Geophysiker Edmond Halley entwickelte Theorie ist längst widerlegt, doch sie hält sich in pseudowissenschaftlichen und verschwörungsaffinen Kreisen. Letztere behaupten, in einer weiteren Welt in Hohlräumen im Erdinneren hielten sich Aliens oder Reptiloiden vor den Menschen versteckt. Manchmal soll sich statt der Echsenwesen aber auch Adolf Hitler dort aufhalten; wiederum andere meinen, es gebe dort ein Reich namens Agartha.
Ähnlich wie die Theorie der hohlen Erde (siehe Punkt 15) ist auch die Vorstellung, die Erde sei eine Scheibe, zunächst kein Verschwörungsmythos, sondern lediglich eine Theorie über die Gestalt der Erde. Auch sie ist jedoch längst widerlegt. Dennoch hielten vornehmlich fundamentalistisch-christliche Kreise daran fest, weil sie Aussagen in der Bibel entsprechend interpretieren. Nachdem der Mythos zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahezu verschwunden war, erhielt er in den letzten Jahren wieder Auftrieb – die 1956 gegründete Flat Earth Society hatte 2019 auf Facebook rund 200'000 Follower – wobei nicht alle ihre Ansichten teilen dürften. Diese besagen, die Erde sei eine Scheibe, in deren Zentrum sich der Nordpol befindet und die von einem Eiswall – der Antarktis – begrenzt wird. Diese Wand werde von NASA-Mitarbeitern oder wahlweise von amerikanischen Geheimagenten bewacht.
Mit dieser Annahme findet der Übergang von der Theorie zum Verschwörungsmythos statt. Für dessen Anhänger sind Gegenbeweise – etwa Fotos der Erdkugel – gefälscht; sie interpretieren sie als Werk einer Verschwörung. Merkwürdig daran ist allerdings, dass diese Verschwörung einerseits gewaltige Ausmasse haben müsste – immerhin müssten dann wesentliche Teile der Wissenschaft auf Fälschungen beruhen und sämtliche Wissenschaftler müssten lügen. Andererseits ist aber kaum erkennbar, wem diese gigantische Verschwörung denn eigentlich etwas nützen könnte – ausser vielleicht der NASA. Das unterscheidet diesen Verschwörungsmythos von fast allen anderen, bei denen stets eine Gruppe von Strippenziehern als Profiteure der Verschwörung identifiziert wird.
Seit den Neunzigerjahren kursiert ein Verschwörungsmythos, der unter dem Begriff «Chemtrails» bekannt ist. Das Wort ist aus den englischen Begriffen «Chemicals» («Chemikalien») und «Contrails» («Kondensstreifen») zusammengesetzt. Damit ist der technische Aspekt des Mythos umrissen: Die Streifen, die Flugzeuge am Himmel hinterlassen, seien gar keine Kondensstreifen, oder diese seien mit zusätzlichen Chemikalien versetzt. Diese Chemtrails würden zudem viel länger am Himmel bleiben als herkömmliche Kondensstreifen und sich ausbreiten, statt sich aufzulösen. Auf alten Fotos seien nie solche Streifen zu sehen.
Auf die Frage, wozu diese Chemikalien dienen sollen, gibt es eine schier unüberblickbare Reihe von Antworten. Manche Chemtrail-Anhänger glauben, die Streifen dienten dazu, die Klimaerwärmung zu bremsen («Geoengineering»), hätten aber unerwünschte Folgen. Andere sind davon überzeugt, dass Chemtrails die Menschen zwecks Bevölkerungsreduktion vergiften oder ihre Zeugungsfähigkeit vermindern sollen. Behauptet wird ferner, Chemtrails sollten die Gedanken steuern oder die Menschen homosexuell machen. Beliebt ist auch die Behauptung, Aluminiumverbindungen in den Chemtrails würden den pH-Wert des Bodens verändern, um herkömmliches Saatgut unbrauchbar zu machen. Dies zum Benefit von Agrarkonzernen, die bereits genmanipulierte Sorten entwickelt hätten, die aluminiumresistent seien.
Das amerikanische Forschungsprogramm HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) diente hauptsächlich der Untersuchung der oberen Schichten der Atmosphäre mittels Radiowellen. Das zivile, ursprünglich aber auch militärische Projekt wurde von einer Anlage in Alaska aus betrieben. 2015 wurde diese der Universität von Alaska übergeben, die sie an Forscher vermietet. Verschwörungsmythen stellen einen Zusammenhang zwischen dem Programm und Naturkatastrophen her, die sich auf der ganzen Welt ereigneten – etwa Erdbeben wie vor einigen Jahren in Haiti oder Japan, Vulkanausbrüche oder Überschwemmungen. Andere Verschwörungsmythen behaupten, die Anlage diene der Manipulation des Wetters, der Gedankenkontrolle oder solle die Atmosphäre zerstören.
Eine halbe Milliarde Menschen verfolgte 1969 die erste Mondlandung am Fernsehen. Heute sind Millionen davon überzeugt, dass es sich bei diesem epochalen Ereignis – und auch bei den folgenden Mondlandungen des Apollo-Programms – in Wahrheit um einen gigantischen Schwindel handelte. Sie glauben, die Landungen seien in einem Filmstudio gedreht worden, und untermauern dies mit einer Flut von angeblichen Beweisen – die allerdings längst widerlegt worden sind.
Die Anhänger der Verschwörungsmythen, die einen «Moon Hoax» postulieren, sehen als Motiv der Verschwörung das Bedürfnis der US-Regierung, von innen- wie aussenpolitischen Problemen abzulenken, etwa den Rassenunruhen und dem Vietnamkrieg. Auch die Rivalität mit der Sowjetunion wird als Motiv angeführt. So hätten die fingierten Mondlandungen es den USA erlaubt, beim Wettlauf im Weltraum einen Propagandasieg über die Sowjets zu erringen.
Im Südwesten der USA liegt in einem Wüstengebiet eine militärische Sperrzone, deren Existenz die US-Regierung lange nicht zugab. Um diese – inoffiziell so genannte – Area 51, in der Waffensysteme getestet werden, ranken sich zahlreiche Verschwörungsmythen. Dabei ging es zunächst um UFO-Sichtungen, die mit Testflügen experimenteller Flugzeugtypen zu tun haben dürften. Ab 1989 gewannen diese UFO-Mythen deutlich an Gewicht – damals ging ein ein angeblicher Ex-Mitarbeiter aus der Area 51 namens Bob Lazar an die Öffentlichkeit und behauptete, er sei am Reverse Engineering von UFOs beteiligt gewesen, also der Analyse und dem Nachbau extraterrestrischer Flugantriebe. Lazar behauptete ferner, im Sperrgebiet würden ausserirdische UFO-Besatzungen untersucht.
Mit der Zeit kamen weitere Verschwörungsmythen dazu. So sollen die USA dort streng geheime Energiewaffen für das Star-Wars-Projekt (SDI) entwickelt haben. Auch Experimente zur Kontrolle des Wetters seien durchgeführt worden. Auch die angeblich inszenierte Mondlandung wird mit der Area 51 in Zusammenhang gebracht; sie soll dort in geheimen Studios gefilmt worden sein. Auch die Illuminaten mit ihrer Schatten-Weltregierung sollen mit dem Sperrgebiet zu tun haben.
Kaum ein anderes Ereignis löst so erbitterte Diskussionen aus wie die Anschläge vom 11. September 2001, als drei entführte Passagierflugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers und ins Pentagon flogen, während eine weitere entführte Maschine vor ihrem Ziel abstürzte. Je grösser der zeitliche Abstand zu diesen Terroranschlägen wird, desto mehr Leute scheinen den Verschwörungsmythen um 9/11 Glauben zu schenken – die Gemeinde der sogenannten Truther wächst. Für viele dürften deren Hinweise auf Unstimmigkeiten der offiziellen Version die «Einstiegsdroge» in die Welt der Verschwörungsmythen sein.
Allerdings ist diese Truther-Gemeinde sich nicht darüber einig, was am 11. September 2001 wirklich geschehen sein soll. Eine Fraktion unter ihnen glaubt, dass Teile der US-Regierung die Anschläge mit Hilfe der Geheimdienste selber inszeniert habe. Das Motiv dieser False-Flag-Operation sei es gewesen, einen Vorwand für den Einmarsch im Irak und in Afghanistan zu schaffen. Auch jene Fraktion der Truther, die davon überzeugt ist, dass die Regierung die Anschläge zwar nicht geplant habe, sie jedoch bewusst geschehen liess, unterstellt ihr solche Motive. Wieder andere nehmen an, dass es sich bei 9/11 um eine Finanzverschwörung gehe. Sie führen an, es habe an der Börse Insiderdeals gegeben, etwa den Verkauf von Aktien mehrerer US-Fluggesellschaften. Schliesslich gibt es noch die antisemitisch aufgeladenen Behauptungen, wonach etwa der israelische Geheimdienst Mossad oder die Bankiersdynastie Rothschild hinter den Anschlägen stecke. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder die ursprünglich in einer syrischen Staatszeitung publizierte Falschmeldung verbreitet, wonach 4000 Juden am 11. September nicht zur Arbeit ins World Trade Center gekommen seien.
Diese Welt muss definitiv massiv mehr in Bildung investieren.
Und am Bill Gates: Ich galube nicht, dass er "böse" ist, aber vielleicht sollte er Transparenz in seiner Stiftung gross schreiben.
Kann jeder ganz einfach prüfen: Nehmt ein altes Paar Schuhe und schaut, wie die Sohle abgelatscht ist. Ihr werdet sehen, dass der Abrieb an Verse und bei den Zehen am stärksten ist, so dass eine konvexe Form entsteht. Wenn wir aussen auf einer Kugel wären, müsste der Abrieb in der Mitte am stärksten sein, so dass sich eine konkave Form ergibt!
Oh, und bevor ich es vergesse: BITTE TEILEN BEVOR ES GELÖSCHT WIRD! & WACHT ENDLICH AUF!!!
*Sarkasmus off