Wenn ein Film damit beginnt, Wikipedia zu zitieren, weiss man, dass man ihn nicht ernst nehmen sollte. «Schwarzbären sind keine territorialen Tiere», heisst es gleich zu Beginn des Films. Dieser Verweis auf die Online-Enzyklopädie ist wie der ganze Film: ein guter Witz. Selbst bei watson wird er regelmässig gemacht. Ich dachte mir: «Okay, das ist die Art von Humor, die ich mag». Ich hatte sofort Lust, mich auf diese Geschichte über einen Schwarzbären mit Kokain in der Schnauze einzulassen.
Alles beginnt 1985, als eine Ladung Kokain von einem Drogenhändler, der offensichtlich kurz vor dem Absturz steht, aus einem Flugzeug geworfen wird. Mehrere Sporttaschen mit jeweils einer Packung des weissen Pulvers fliegen über einen amerikanischen Wald. Die Ware hat einen Wert von vierzehn Millionen Dollar. Das Kartell wird die Drogen zurückhaben wollen und schickt seine Leute los. Das Problem ist, dass der Schwarzbär, der in diesem Wald lebt, das Koks vor ihnen gefunden hat und von nun an süchtig ist, was ihn sehr aggressiv macht.
Zur gleichen Zeit beschliesst die elfjährige Dee Dee, mit ihrem Freund Henry die Schule zu schwänzen. Henry ist ein blonder Junge, der für Burberry Kids modeln könnte, weil er so süss ist. Er wird von Christian Convery (Gus in der Serie «Sweet tooth») gespielt. Die beiden Kinder sorgen für einen der lustigsten Momente des Films, als sie auf eine Packung Kokain stossen und beschliessen, davon zu probieren. Sie wissen zwar, dass es sich um eine Droge handelt, aber sie wissen nicht, wie man sie konsumiert. Und so stecken sie sich eine grosse Handvoll in den Mund. Manchmal sind Kinder einfach grossartig.
«Cocaine Bear» ist nicht nur lustig, sondern steht auch zu seinen Absurditäten und steigert diese, indem er Gore in komische Szenen einbaut. Zum Beispiel, wenn der Bär einem Wanderer das kokainbeschmierte Bein abreisst, bevor er sich selbst einen Strich durch die Rechnung macht. Es ist nicht umsonst eklig, aber man hat nie das Gefühl, dass der Film zurückhält.
Es gibt auch eine besonders blutige Szene, in der der Bär einen Krankenwagen verfolgt und es schafft, in das Fahrzeug zu springen und die Bahre, auf der ein Verletzter liegt, durch die Luft zu schleudern. Nichts ist glaubwürdig, und doch lässt man sich mitreissen und lacht, wenn der Kopf des armen Opfers beim Aufprall über den Asphalt schleift. Nicht, weil man geistig instabil ist, sondern weil es absichtlich übertrieben wird. Man hat ein bisschen das Gefühl, «Happy Tree Friends» in echt zu sehen. Es ist übrigens schon lange her, dass ich einen Kinosaal mehrmals lachen gehört habe.
Und um den Film lächerlich komisch zu machen, braucht man begabte Schauspielerinnen und Schauspieler. Besonders hervorzuheben ist die hervorragende Leistung von Margo Martindale («Million Dollar Baby», «Der letzte Schritt» und zuletzt «The Watcher» auf Netflix). Die 71-jährige Schauspielerin spielt eine beruflich und sexuell frustrierte Parkwächterin, die den unglaublichen Satz sagt: «Ja, ich habe eine Waffe, ich kann Leute erschiessen, wenn ich will». Und das wird sie auch tun.
«Cocaine Bear» ist eine gute Wochenendunterhaltung. Auch seine Länge von 95 Minuten ist völlig in Ordnung, ebenso wie das Tempo. Es ist einer der wenigen albernen Filme wie Piranha 3D, die funktionieren. Man amüsiert sich von Anfang bis Ende.
Fun Fact: Ich habe auf Wikipedia nachgeschaut, weil ich eine seriöse Journalistin bin, und dort steht genau das Gegenteil von dem, was am Anfang des Films gesagt wird. Amerikanische Schwarzbären neigen dazu, territorial zu sein.
Fun Fact Nummer 2: Der echte und präparierte Bär soll in einem Einkaufszentrum in Kentucky, USA, zu finden sein.