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Britische Version von Pasta Cacio e Pepe sorgt für diplomatischen Eklat

Britische Version von Cacio e Pepe sorgt für diplomatischen Eklat

Eine Version eines traditionellen römischen Pastagerichts auf der altehrwürdigen Website Good Food hat in Italien für Empörung gesorgt.
08.08.2025, 13:1008.08.2025, 13:58
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Pasta Cacio e Pepe ist ein beliebtes römisches Gericht, das sowohl für seine Einfachheit bekannt ist als auch dafür, dass es überraschend schwierig zuzubereiten ist (mehr dazu später) – und so hat die Schilderung einer der grössten Food-Websites des Internets, es sei ein «quick eat», das sich für ein «schnelles Mittagessen» zubereiten lasse, viele verärgert, wie BBC News aus Rom berichtet.

Good Food's version of cacio e pepe sparks international diplomatic outrage
https://www.bbcgoodfood.com/recipes/cacio-e-pepe
screenshot: goodfood

Das Rezept listete ausserdem vier Zutaten auf – Spaghetti, schwarzen Pfeffer, Parmesan und Butter – und schlug als Option noch Doppelrahm vor, obwohl es eigentlich nur drei geben sollte: Spaghetti, schwarzer Pfeffer und Pecorino-Käse.

Die Empörung war derart gross, dass der römische Gastronomieverband die Angelegenheit bei der britischen Botschaft in Rom zur Sprache brachte. Die FIEPeTFederazione italiana degli esercenti pubblici e turistici – zeigte sich in einer öffentlichen Mitteilung «erstaunt», das Rezept auf einer so angesehenen, altehrwürdigen Food-Website aufzufinden. Ihr Präsident Claudio Pica sagte, man habe Briefe an Immediate Media, den Eigentümer der Website, und an den britischen Botschafter Edward Llewellyn geschickt. Er bedauere, der britischen Website widersprechen zu müssen, so Pica, sehe sich aber gezwungen, klarzustellen, dass «das Originalrezept für Cacio e Pepe keinen Parmesan und keine Butter enthält. Es gibt nicht vier Zutaten, sondern drei: Pasta, Pfeffer und Pecorino».

cacio e pepe kochen food essen
Hier der Cacio-e-Pepe-Versuch unseres Autors. Wie zuvor erwähnt: dazu unten mehr ...Bild: obi/watson

Die Story wurde in den italienischen Medien ausführlich behandelt, wobei ein Journalist des öffentlich-rechtlichen Senders RAI sagte: «Uns wird immer gesagt, ihr seid nicht so gut wie die BBC ... und dann machen sie so etwas. Was für ein schwerwiegender Fehler. Der Vorschlag, etwas Sahne hinzuzufügen, hat mir Gänsehaut bereitet.» [Der Brand Good Food gehörte bis 2018 zu BBC Studios, dem kommerziellen Zweig der BBC. Bis heute führt die Website das Kürzel BBC in ihrer URL.]

Längst ist sich Italien daran gewöhnt, dass ausländische Köche mit traditionellen Gerichten experimentieren, doch in diesem Fall ist die Hauptsorge, dass die britische Website die Leser irregeführt hat, indem sie ihre Version von Cacio e Pepe als das Original verkauft. Hier geht es um Grösseres: Es geht um die Verfälschung von Traditionen, um Identität.

Giorgio Erami - Restaurantbetreiber in Rom. 
Screenshot von BBC
https://www.bbc.com/news/articles/crkz2jv51kmo
«Es ist schrecklich» – Giorgio Eramo, Rom. screenshot: bbc

In ihrer Reportage sprach die BBC mit Vertretern der römischen Gastro- und Hotelbranche:

  • «Es ist schrecklich», so Giorgio Eramo, der ein Restaurant in der Nähe des Petersdoms betreibt. «Das ist kein Cacio e Pepe ... Was Good Food veröffentlicht hat, mit Butter und Parmesan, heisst ‹Pasta Alfredo›. Das ist ein anderes Gericht.»
  • Maurizio und Loredana, die ein Hotel im Zentrum Roms führen, das seit vier Generationen in Familienbesitz ist: «Natürlich darf jeder alle Variationen der Welt machen – aber man kann nicht behaupten, dass es Cacio e Pepe ist, wenn man Butter, Öl und Sahne hinzufügt. Man muss dem Caesar geben, was des Caesars ist.»
  • Nicola, der einen Panini-Laden in der Nähe des Vatikans betreibt, störte sich insbesondere an der Zugabe von Rahm. «Rahm ist für Desserts. Um Himmels willen. Wer Rahm verwendet, weiss nicht, was Kochen bedeutet.»

Überall auf der Welt werden Italiener gerne belächelt wegen ihrer zuweilen etwas leidenschaftlichen Verteidigung ihrer Esskultur. Die BBC zitiert Eleonora, Betreiberin eines beliebten Cafés im Zentrum Roms, die einräumt, dass die italienische Aufregung über ein fehlerhaftes Cacio-e-Pepe-Rezept etwas übertrieben sei. Dennoch verstehe sie die Emotionen: «Unsere gesamte Tradition und Identität basiert quasi nur auf Essen. Wenn man somit das Einzige, was wir auf der ganzen Welt haben, angreift, macht das uns nun mal traurig.»

«Macht traurig»: Parmesan und Butter.
«Macht traurig»: Parmesan und Butter. screenshot: goodfood

Update: Good Food hat ihr Rezept inzwischen als «unsere Version» deklariert und zudem den Vorschlag, Rahm hinzuzufügen, weggelassen.

Kommentar: Irgendwie verstehe ich beide Seiten.

cacio e pepe kochen food essen
Eins der wenigen Male, wo es bei mir geklappt hat.Bild: obi/watson

Es gibt einen sehr guten Grund, Cacio e Pepe auf die ursprüngliche Art zuzubereiten: die perfekte Ausgewogenheit des Geschmacks.

Es gibt einen sehr guten Grund, Cacio e Pepe zu modifizieren: eine erleichterte Zubereitung.

Let me explain.

Das Originalrezept sieht zwei sehr ausgeprägte, sehr kräftige Geschmacksprofile vor – Pecorino Romano und reichlich schwarzen Pfeffer –, die sich aber perfekt ausbalancieren. Kein Geschmack dominiert, da Käse und Pfeffer durch die Milde der Pasta-Kohlenhydrate ausgeglichen werden. Jede Geschmackskomponente ist deutlich herauszuschmecken. Weniger ist mehr.

Durch die Verwendung von Parmesan und die Zugabe von Butter oder Rahm verstärkt man eine allgemeine, unspezifische Tastiness. Das Gericht ist zwar immer noch durchaus fein, das Geschmacksprofil ist aber undurchsichtiger, beliebiger. ABERRRR ... es ist einfacher zuzubereiten. Leute, ich habe mich unzählige Male an der Zubereitung des originalen Cacio e Pepe versucht. Und um ganz ehrlich zu sein – nur wenige Male war ich dabei wirklich erfolgreich. Zu oft endete es mit klumpigem Pecorino (hier gibt es eine längere Ausführung dazu). Daher verstehe ich, wenn auch widerwillig, den Versuch der Website Good Food, es uns allen leichter zu machen.

Aber ich verstehe auch die Betroffenheit der Römer.
Essen ist immer etwas Persönliches.
Beim Essen geht es um Gefühle.
Und Gefühle sollten respektiert werden.

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Tsherish De Love aka Flachzange
08.08.2025 13:24registriert September 2020
Für Riz Casimir hätte der Botschafter in Neu Dehli auch einbestellt werden können.
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Nihil fit sine causa
08.08.2025 14:08registriert Februar 2022
Was viele nicht verstehen wollen… niemand sagt, wie jemand zu kochen hat. Aber das Rezept für „Cacio e Pepe“ ist nun mal klar definiert und wenn es anderst gekocht wird, dann ist es kein „Cacio e Pepe“ Punkt.
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Sellulie
08.08.2025 13:46registriert März 2024
Italien's Tradition und Identität ist so viel mehr als nur Essen. Schade, dass dies die Italiener selbst offenbar nicht sehen. Dieser übertriebene Purismus bzgl. Essen ist für mich nicht nachvollziehbar. Aber ja, wir können uns natürlich auch über künstlich geschaffene Problemchen aufregen. Apropos aufregen: Ich liebe meine Pasta Carbonara und Cacio/Pepe mit Greyerzer Käse. (Der hier erhältliche Pecorino überzeugt mich nicht.) Ich hoffe, dies wird mir verziehen und ich darf weiterhin das schöne Italien bereisen...
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