Pasta Cacio e Pepe ist ein beliebtes römisches Gericht, das sowohl für seine Einfachheit bekannt ist als auch dafür, dass es überraschend schwierig zuzubereiten ist (mehr dazu später) – und so hat die Schilderung einer der grössten Food-Websites des Internets, es sei ein «quick eat», das sich für ein «schnelles Mittagessen» zubereiten lasse, viele verärgert, wie BBC News aus Rom berichtet.
Das Rezept listete ausserdem vier Zutaten auf – Spaghetti, schwarzen Pfeffer, Parmesan und Butter – und schlug als Option noch Doppelrahm vor, obwohl es eigentlich nur drei geben sollte: Spaghetti, schwarzer Pfeffer und Pecorino-Käse.
Die Empörung war derart gross, dass der römische Gastronomieverband die Angelegenheit bei der britischen Botschaft in Rom zur Sprache brachte. Die FIEPeT – Federazione italiana degli esercenti pubblici e turistici – zeigte sich in einer öffentlichen Mitteilung «erstaunt», das Rezept auf einer so angesehenen, altehrwürdigen Food-Website aufzufinden. Ihr Präsident Claudio Pica sagte, man habe Briefe an Immediate Media, den Eigentümer der Website, und an den britischen Botschafter Edward Llewellyn geschickt. Er bedauere, der britischen Website widersprechen zu müssen, so Pica, sehe sich aber gezwungen, klarzustellen, dass «das Originalrezept für Cacio e Pepe keinen Parmesan und keine Butter enthält. Es gibt nicht vier Zutaten, sondern drei: Pasta, Pfeffer und Pecorino».
Die Story wurde in den italienischen Medien ausführlich behandelt, wobei ein Journalist des öffentlich-rechtlichen Senders RAI sagte: «Uns wird immer gesagt, ihr seid nicht so gut wie die BBC ... und dann machen sie so etwas. Was für ein schwerwiegender Fehler. Der Vorschlag, etwas Sahne hinzuzufügen, hat mir Gänsehaut bereitet.» [Der Brand Good Food gehörte bis 2018 zu BBC Studios, dem kommerziellen Zweig der BBC. Bis heute führt die Website das Kürzel BBC in ihrer URL.]
Längst ist sich Italien daran gewöhnt, dass ausländische Köche mit traditionellen Gerichten experimentieren, doch in diesem Fall ist die Hauptsorge, dass die britische Website die Leser irregeführt hat, indem sie ihre Version von Cacio e Pepe als das Original verkauft. Hier geht es um Grösseres: Es geht um die Verfälschung von Traditionen, um Identität.
In ihrer Reportage sprach die BBC mit Vertretern der römischen Gastro- und Hotelbranche:
Überall auf der Welt werden Italiener gerne belächelt wegen ihrer zuweilen etwas leidenschaftlichen Verteidigung ihrer Esskultur. Die BBC zitiert Eleonora, Betreiberin eines beliebten Cafés im Zentrum Roms, die einräumt, dass die italienische Aufregung über ein fehlerhaftes Cacio-e-Pepe-Rezept etwas übertrieben sei. Dennoch verstehe sie die Emotionen: «Unsere gesamte Tradition und Identität basiert quasi nur auf Essen. Wenn man somit das Einzige, was wir auf der ganzen Welt haben, angreift, macht das uns nun mal traurig.»
Update: Good Food hat ihr Rezept inzwischen als «unsere Version» deklariert und zudem den Vorschlag, Rahm hinzuzufügen, weggelassen.
Es gibt einen sehr guten Grund, Cacio e Pepe auf die ursprüngliche Art zuzubereiten: die perfekte Ausgewogenheit des Geschmacks.
Es gibt einen sehr guten Grund, Cacio e Pepe zu modifizieren: eine erleichterte Zubereitung.
Let me explain.
Das Originalrezept sieht zwei sehr ausgeprägte, sehr kräftige Geschmacksprofile vor – Pecorino Romano und reichlich schwarzen Pfeffer –, die sich aber perfekt ausbalancieren. Kein Geschmack dominiert, da Käse und Pfeffer durch die Milde der Pasta-Kohlenhydrate ausgeglichen werden. Jede Geschmackskomponente ist deutlich herauszuschmecken. Weniger ist mehr.
Durch die Verwendung von Parmesan und die Zugabe von Butter oder Rahm verstärkt man eine allgemeine, unspezifische Tastiness. Das Gericht ist zwar immer noch durchaus fein, das Geschmacksprofil ist aber undurchsichtiger, beliebiger. ABERRRR ... es ist einfacher zuzubereiten. Leute, ich habe mich unzählige Male an der Zubereitung des originalen Cacio e Pepe versucht. Und um ganz ehrlich zu sein – nur wenige Male war ich dabei wirklich erfolgreich. Zu oft endete es mit klumpigem Pecorino (hier gibt es eine längere Ausführung dazu). Daher verstehe ich, wenn auch widerwillig, den Versuch der Website Good Food, es uns allen leichter zu machen.
Aber ich verstehe auch die Betroffenheit der Römer.
Essen ist immer etwas Persönliches.
Beim Essen geht es um Gefühle.
Und Gefühle sollten respektiert werden.