In Windsor ist jetzt «Lunchtime». Aber sie haben dort ja auch erst 13.53 Uhr. «In der Monarchie geht es immer darum, eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart zu bauen», sagt ein Adelsexperte auf BBC. Also zwischen Breakfast und Lunch. Kann ich gut verstehen. Gewiss sind die jetzt alle sehr, sehr hungrig. Zu trinken gibt es Champagner. Nicht das Lieblingsgetränk der Queen, aber sie hat beschlossen, dass heute ein moderner Tag sei.
Ihr Lieben, tausend Dank für eure Anwesenheit, es war wie immer eine besondere Ehre, ihr wart genauso bezaubernd wie die Braut. Denn das war sie. Megaghan. Ich will keine Widerrede hören. Wenn ihr die Höhepunkte der letzten fünf Stunden noch einmal sehen wollt: Scrollt euch glücklich. Loveyouall!
... Queen vor, wenn sie zum trillionsten Mal in ihrem Leben «God Save the Queen» hört? Insgesamt schien sie heute nicht besonders amused. Wie auch Camilla nicht. Wie auch Victoria Beckham nicht. Egal, Meghan, die Duchess of Sussex, hat sie eh vom Platz gestrahlt.
Temperatur in Windsor: angenehme 21 Grad. Befürchtet hatte man «stechende 24 Grad» (BBC).
Erwartete Zuschauerinnen und Zuschauer weltweit: 1,9 Milliarden.
... sind Vergleiche wie dieser (liebe Pippa, das war absehbar) ...
... und unheimliche Kevin-Wiedergänger wie dieses Schleierträgerkind.
Bischof Michael Curry versteht was vom Showbiz. Und wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann verkündete er die Kraft der Liebe, die mindestens so mächtig sei wie die Erfindung des Feuers. Der Antrieb von allem. Wandel, Unterschied, Beweglichkeit. Er zitiert Martin Luther King. Ein Gospel-Chor singt «Stand By Me» von B.B. King. Bleiche britische Chorbuben verblassen daneben ein bisschen. Insgesamt ist das – sorry, can't help it – ergreifend? Der symbolische Akt funktioniert. Eine «massive, massive difference» wurde versprochen. Ja, ich fühl sie. Gute Hochzeit.
Und: Ja, sie haben Ja gesagt. Beide. War zu erwarten. Trotzdem schön.
Diese Kleid ist ein Zeugnis grösster Geschmackssicherheit. Umwerfend. Schlicht, vornehm, klassisch, gleichzeitig von einer Leichtigkeit, als wäre es von einem hochbegabten Babyeinhorn erträumt worden. Schön. Givenchy ist übrigens jenes traditionelle französische Modehaus, dessen Kreationen schon von Beyoncé vollmundig besungen wurden. Entworfen wurde Meghans Kleid von der Designerin Clare Waight Keller, was, laut BBC, eine enorm bewusste, da feministische Entscheidung gewesen sei. Dazu ein makelloses Diamant-Diadem, das 1932 für Queen Mary geschaffen wurde. Leider haben die Kinder den Schleier etwas schräg gelegt, aber egal, sie waren sehr, sehr herzig dabei.
Und wie süss Harry und Meghan vor dem Altar sind. Wie glücklich, wie fröhlich – oder ist das jetzt nur, weil sie eine Schauspielerin ist und er bei ihr einen Kurs in Public Perfomance genommen hat?
Irgendein kritischer Mensch hat irgendwo geschrieben, sie müsse jetzt immerzu mit so einem Lächeln durchs Leben gehen, auch wenn ihr die Seele blute.
Der Bischof liest seine Predigt von ... einem Tablet ab! Modernste Royal Wedding ever. Mein Liebesleben sagt, Amal Clooney sehe aus wie ein Roboter.
Ist es Limette? Wahrscheinlich. Mit violettem Hutschmuck und grün-violett gemustertem Kleid. Cool, astreines Colour Blocking! (Irgendwann, iiiiiregendwann liefern uns die Agenturen dann auch die Bilder dazu...). Meghan Markle wird also ein Stück des roten Teppichs, nein, des Gangs zum Altar alleine gehen. Als Zeichen der Emanzipation und weil ihr Vater ja nicht da ist. Dann wird sich Charles an ihre Seite stellen. «Noch nie da gewesen!», die BBC kriegt sich nicht mehr ein.
In 5 Minuten wird die Queen erwartet. In 9 Meghan und ihre Mutter. Aber wo ist eigentlich der Wagen der Queen? Überholt sie Meghan heimlich? Oder ist sie schon da?
... steigen aus dem Auto und gehen an den 1200 Menschen auf dem Schlossareal vorbei. Gute Figur, muss man festhalten, «quite dashing», um es mal mit einem Audruck zu sagen, der sicher auch in den Romanen von Jane Austen oft vorkommt.
Leider nimmt er seinen Hut ab, als er die Kapelle (na ja, andernorts würde man das Kathedrale nennen oder Dom) betritt. Das royale Problemhaar lichtet sich.
OMG! Okay, eigentlich hat man nix gesehen. Unscharf, durchs Autofenster. «Wir sahen einen Ausschnitt, einen Schleier, einen Ärmel», sagt die BBC lakonisch. Beziehungsweise einen Hauch davon. Und: Es ist weiss. Obwohl sie geschieden ist und theoretisch Farbe tragen dürfte. So wie einst Camilla, die sich für Gold und Hellblau entschied.
Alle sind «disappointed» weil die Prinzessinnen Beatrice und Eugenie heute nicht mit Monsterfaszinatoren, sondern mit ganz dezenten Hütchen kommen. Irgendeine Angehörige der Royal Family schielt wie verrückt.
«Dies ist die modernste Royal Wedding, die wir jemals hatten», sagt ein Adelsexperte, «eine tausend Jahre alte Familie und Hollywood!»
... dass alle 5 Spice Girls eingeladen seien. Hmmm ... Bis jetzt wurde ja erst eine von ihnen gesichtet. In L.A. ist tiefe Nacht. Amerikanische Royalisten feiern, als würde man ihnen alle eine Million Dollar zahlen. Ein ehemaliger Schauspiellehrer von Meghan sagt, es sei «surreal» gewesen, sie zu unterrichten, so eine gigacharismatische Begabung habe er noch gar nie gesehen.
Ein wirklich schöner Tag in diesem Windsor. Und Joss Stone trägt zur Überraschung der BBC Schuhe. High Heels gar. Und sieht weder aus wie ein Hippie noch wie ein Spice Girl, sondern wie eine englische Rose.
Leute, wir kommen nicht mehr nach! «The sheer star-voltage!», kreischt die BBC entfesselt.
... sehen wir DAS KLEID, sagt die BBC. Wow. DER Hut ist schon gesichtet worden. Wer sich unter ihm verbirgt? Eine Frau halt.
Ebenfalls entdeckt: DIE Laune. Und zwar von Harrys Ex-Freundin Chelsy Davy. Was macht die da? Sich überlegen, dass sie jetzt an Meghans Stelle stehen könnte, anstatt neben einem Mann mit zweifelhafter Mimik zu sitzen?
James Blunt kommt mit einer «primelgelben» Dame, deren Namen niemand kennt. Leute, ehrlich, es ist Blunts Frau Sofia Wellesley. James und Harry kennen sich aus dem Militär.
OMG! Idris Elba in da House! Und Oprah Winfrey! Gorgeous! A-List!
Bis um fünf Uhr früh wurde die St.George's Chapel übrigens mit weissen Rosen und andern weissen Blumen (kann die bitte jemand für uns identifizieren?) geschmückt. Das sieht einerseits schön aus, andererseits ... very, very boring?
Awwwww, Harry und Willy begaben sich gestern unter das Volk von Windsor! Sie gingen auf die Strasse und schüttelten Hände. Die Leute kriegten sich nicht mehr ein, damit hatten sie nicht gerechnet, sagt BBC euphorisiert. Brave Prinzen.
Menschen, die schon mal mit Harry zu tun hatten – im Fernsehen, im Militär, in irgendeinem Flugzeug – sagen, er sei der liebste, persönlichste, bescheidenste und überhaupt rundum flotteste Chap, der jemals erfunden worden sei. Magic habe er über die Welt gebracht. Und wie war das nochmals mit der Nazi-Binde, die er mal am Arm trug?
«Royals und Nazis gehören zusammen wie Blinis und Kaviar», schreibt Aatish Taseer in der neuen «Vanity Fair» Er muss es wissen. Er hatte mal eine Affäre mit Lady Gabriella Windsor. Das ist die Tochter von Princess Michael of Kent, die Meghan Markle bei einer Begegnung mit einer Mooren-Brosche schockte und sagt: «Ich wag ja nicht einmal mehr, meinen Kaffee schwarz zu bestellen. Ich sag: ohne Milch.» Ihr Vater war in der SS. Egal! Freudentag heute!
Drei überhaupt nicht weltbewegende Fragen beschäftigen uns heute.
1. Welchen Titel gibt die Queen H&M?
Antwort: Duke und Duchess of Sussex.
2. Das Kleid?! Das Kleid?!
Wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt (9.58 Uhr) noch nicht.
3. Welche Faszinatoren werde heute zu sehen sein?
Okay, aber was ist ein Faszinator? Etwas Böses aus «Harry Potter»? Eine Kopfbedeckung, die vielleicht von der geköpft zu werdenden französischen Königin Marie Antoinette erfunden wurde, als sie sich mal ein paar Federn ins hochgetürmte Haar steckte. Also ein Hut ohne Rand, Plattform oder Boden quasi. An der Hochzeit von Kate und William fielen Wills Cousine Beatrice durch den Faszinator oder «Fascinator» auf. Eine Mischung zwischen heimatloser Bretzel und etwas, das auf ein Osterei gehört.
Solltet ihr euch jemals gefragt haben, wer denn eigentlich schuld daran ist, dass heute ein so irres Tamtam um eine einzelne Hochzeit gemacht wird, kommt die Antwort: Tiere. Ich hab nämlich diesen grottensoapigen Film «Harry & Meghan – A Royal Romance» geschaut, den Anfang Woche grosse Teile Amerikas gesehen haben. Er hat es mir gezeigt.
Wenn Meghans Hunde nicht auf Harry abgefahren wären («OMG! Sie mögen sonst niemanden!»), wenn die Hunde der Queen nicht auf Meghan abgefahren wären («OMG! Sie mögen sonst niemanden!»), und wenn vor allem Meghan nicht bereit gewesen wäre, zu akzeptieren, dass Harry seine tote Mutter in einem afrikanischen Löwen reinkarniert sieht («Findest du das doof?» – «Nein! Schön!»), dann wäre das alles nicht passiert. Ach ja, das Paarungsgeröhre kopulierender Elefanten ist auch wichtig.
Grösste Weisheit des Films: «Das Leben ist kein Märchen. Das Leben ist eine Soap Opera.» Sagt Meghan. Die Schauspielerin ist und es wissen muss.