KI-generiertes Weihnachts-Wandbild in London geht viral – jetzt wird es abgehängt
Beim angesagten Riverside Walk in Kingston upon Thames im Südwesten von London hing bis vor Kurzem ein Wandbild, das für Aufruhr sorgte. Der Grund: Die Weihnachtsszene, die darauf abgebildet war, war KI-generiert. Und zwar sehr offensichtlich.
Auf den ersten Blick verhielt es sich mit dem Wandbild wie mit vielen KI-generierten Werken. Es wirkte stimmig. Abgebildet sein sollte eine festliche Szene auf der zugefrorenen Themse. Schlittschuh laufende Menschen, Tiere, Schneemänner.
Als Passantinnen und Passanten jedoch genauer hinschauten, erkannten sie schnell, dass etwas nicht stimmte. Oder besser gesagt: dass kaum etwas stimmte. Das zeigen Fotos, die mittlerweile auf Social Media viral gehen. Was die KI hier fabrizierte, wird bereits als «Lovecraft'scher Horror» bezeichnet. Hier eine Kostprobe:
Okay, okay. Ist doch halb so wild, denkt ihr. Die klassische Kinderkrankheit der generativen KI. Gesichts-Eintopf halt. Aber wartet, das Beste haben wir euch natürlich noch nicht gezeigt. Hier:
Berichten zufolge hat das Werk für so viel Irritation gesorgt, dass der Gemeinderat den Immobilienbesitzer gebeten haben soll, das Kunstwerk zu entfernen. Dieser wiederum soll darauf bestanden haben, dass die Szene vom flämischen Maler Pieter Bruegel dem Älteren aus dem 16. Jahrhundert inspiriert sei.
Bruegel war bekannt für seine Genrebilder, die grosse, geschäftige und manchmal surreale Szenen zeigen. Immerhin würden auch einige von Bruegels Werktiteln zum Wandbild in Kingston passen, etwa «Der Triumph des Todes» oder «Die Ermordung der Unschuldigen».
Mittlerweile hat der Immobilienbesitzer jedoch offenbar nachgegeben und das Bild wurde wieder abgehängt. Dies zeigt auch ein Foto auf Reddit.
Laut dem Newsletter London Centric steckt der Künstler Mat Collishaw hinter dem Wandbild. Dieser soll dieses Jahr schon einmal ein Werk ausgestellt haben, welches KI-generierte, «verzerrte» Insekten und Meeresfrüchte darstellte. Appetitlich. Übrigens: Direkt unter der Fläche, wo die Wandbilder hängen, befinden sich mehrere Restaurants.
Die «Daily Mail» schreibt, der 59-jährige Collishaw sei Teil der «Young British Artists»-Bewegung der 1980er-Jahre gewesen, aus der Künstler wie Damien Hirst und Tracey Emin hervorgingen. Die Bewegung sei bekannt dafür, die konventionelle Kunst hinter sich zu lassen.
Collishaws Instagram-Seite ist voll von Experimenten mit KI-generierter Kunst, die er kürzlich auch in London und Madrid ausgestellt hat. In einer Rezension der Zeitung The Guardian zu einer Ausstellung seiner Werke im Jahr 2023 heisst es: «Collishaw zeigt, dass wir im Zeitalter der KI und der virtuellen Realität unsere eigene Natur erschaffen können, indem wir gemalten Blumen Bewegung verleihen und paradiesische Inseln erfinden. Doch nichts davon ist lebendig.»
