Nach einer anstrengenden Woche gibt es doch kaum etwas Schöneres, als mit seinen Freunden am Sonntag brunchen zu gehen. Perfekt wird es, wenn es sich um ein All-you-can-eat-Buffet handelt und auch der Sekt stetig nachgefüllt wird – ohne zusätzliche Kosten. Was sich für viele nach einem Traum anhört, kann aber auch zum Desaster werden. Vor allem, wenn man die Nacht davor schon zu tief ins Glas geschaut hat: Ein Glas Sekt mit Orangensaft zu viel – und alles vom Buffet kommt wieder hoch. Und landet auf dem Boden des Brunch-Restaurants.
Dieses Missgeschick ist wohl schon einigen Brunch-Liebhaberinnen und -liebhabern in Kalifornien passiert. Besonders seit der Covid-19-Pandemie stellt das Restaurant-Personal in der Bay Area in San Francisco fest, dass ihre Gäste, oft Anfang bis Mitte 20, zu viel trinken und sich daraufhin auf den Toiletten – oder im schlimmsten Fall sogar direkt auf ihren Tischen – übergeben. Das ist für niemanden schön – doch vor allem für die Kellnerinnen und Kellner stellt das sonntägliche Kotzen eine hohe Belastung dar. Die Fälle häufen sich so sehr, dass die Restaurants Vorkehrungen treffen und Gebühren erheben, wenn mal wieder jemand sein Essen nicht drin behalten kann.
In einem asiatisch inspirierten Restaurant mit dem Namen Kitchen Story, das in Oakland gelegen ist, hängt aus diesem Grund ein Hinweisschild – versehen mit einem lächelnden Smiley:
Der Gastronom Steven Choi forderte seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon vor fast zwei Jahren dazu auf, dieses Schild in den Toiletten anzubringen. Sein Geschäftsführer hatte ähnliche Warnungen in Bars gesehen und daraufhin diese Lösung vorgeschlagen. «Das war noch während der Pandemie, und es wurde zu einem sehr heiklen Thema für Kundinnen und Kunden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aufräumen mussten», erklärte Choi gegenüber SFGATE. Der Hinweis sei dazu da, «die Kunden dazu zu bringen, innezuhalten und an andere Menschen zu denken».
Die Massnahme sei wohl erfolgreich: Der Mitinhaber von Kitchen Story, Chaiporn Kitsadaviseksak, könne sich nicht daran erinnern, jemandem die Reinigungsgebühr tatsächlich in Rechnung gestellt haben zu müssen. Bevor das Schild angebracht war, sei es allerdings öfter passiert – gerade während der Pandemie. Die Reinigung sei schwierig gewesen, da die Leute zusätzlich Angst vor Corona hatten.
Ausserdem spielt es offensichtlich eine Rolle, wie lange den Gästen Sekt nachgeschenkt wird. Im Kitchen Story haben die Kundinnen und Kunden eine Stunde lang Zeit fürs Trinken – danach wird der Ausschank eingestellt. Andere Brunch-Lokale bekämpfen übermässigen Alkoholkonsum am Morgen und Mittag mit einer zeitlichen Begrenzung: Nach einer bestimmten Zeit werden die Gäste aufgefordert, den Platz für neue Gäste freizuräumen.
Andere Restaurants setzen stattdessen auf ihr Personal, das darauf achten soll, dass die Gäste es mit dem Alkohol nicht übertreiben. Liz Ryan, Mitinhaberin eines weiteren Lokals in San Francisco, beteuert, dass ihr Personal extra darin geschult sei, übermässigen Genuss zu erkennen. «Niemand will sehen, dass sich jemand übergibt. Das würde die Partyatmosphäre, die wir schaffen wollen, stören.»
All you can est ist eh speziell. Ok, Brunch und Buffet ist meist automatisch „all you can“, was aber nicht bedeutet dass man sich überfressen und volllaufen lassen muss.