Fünf Jahre ist es her, seit sich die ersten Menschen in der Schweiz mit Sars-CoV-2 infiziert haben. Das Coronavirus ist nicht verschwunden und macht Menschen weiterhin in kleineren Wellen krank. Das Virus verändert sich dabei weiterhin, so wie zu Beginn der Pandemie der Wildtyp aus Wuhan schnell zu den gefährlichen Alpha- und Delta-Varianten mutierte.
Hatte man sich damals mit einer dieser Varianten infiziert, musste man sich länger nicht vor einer neuen, einer Reinfektion fürchten. Für oft ein Jahr war der Immunschutz sozusagen garantiert. Nun zeigt eine neue epidemiologische Studie in der Fachzeitschrift «Nature», dass sich diese Dauer bis zu einer möglichen Reinfektion inzwischen verändert hat.
Forscherinnen und Forscher der Cornell University in Katar schreiben, das Auftauchen der Omikron-Variante im Jahr 2022 habe zu grossen evolutionären Veränderungen geführt, weil es viele Mutationen im Spike-Gen gegeben habe – also ausgerechnet dort, wo das Virus an Zellen andockt. Das hat sich auf die Immunabwehr und die Wirksamkeit von Impfstoffen ausgewirkt.
«Vor Omikron bot die natürliche Infektion einen starken und dauerhaften Schutz vor Reinfektionen, der im Laufe der Zeit nur minimal abnahm», schreiben die Studienautoren unter Leitung des Epidemiologen Hiam Chemaitelly. Der Schutz nach einer natürlichen Infektion lag nach einem halben Jahr bei einer Wirksamkeit von 86 Prozent, zudem liess die Wirkung nur langsam nach.
Die Schutzdauer verringerte sich mit Omikron deutlich. Stark war dieser Schutz ab dann nur noch ganz kurz nach der Infektion mit Sars-CoV-2. Nach sechs Monaten lag die Schutzwirkung nur noch bei 60 Prozent.
Nach neun Monaten waren es mit Omikron lediglich noch 28 Prozent – bei Alpha und Delta 80 Prozent. Nach einem Jahr war der Schutz kaum noch messbar. Diese Schutzmuster waren konsistent, unabhängig davon, ob es sich um eine Infektion oder nur um eine asymptomatische Infektion handelte. Und das sowohl für geimpfte als auch ungeimpfte Bevölkerungsgruppen.
Als möglichen Grund für die unterschiedlichen Reinfektionsmuster vor und nach der ersten Omikron-Welle nennen die Forscher eine Veränderung des evolutionären Drucks auf das Virus. Mit der Dominanz von Omikron musste das Virus in durch Infektion und Impfung immunisierten Körpern vermehrt den Weg der Immunflucht suchen, was zu vielen Omikron-Mutationen, vielen Ansteckungen und zur schnelleren Reinfektion führte.
Im Gegensatz dazu konnten sich die ersten Varianten in einer nicht immunisierten Bevölkerung sozusagen ungestört weiterentwickeln, um möglichst viele Wirte zu erreichen. Das Studienresultat zeige die Notwendigkeit regelmässiger Impfstoff-Aktualisierungen zur Aufrechterhaltung der Immunität der Bevölkerung, schreiben die Forscher der Cornell University. (aargauerzeitung.ch)