In Corona-Zeiten ist Reisen nur eingeschränkt möglich. Da klingt es umso fantastischer, was das amerikanische Start-up Orbital Assembly Corporation verkündet: Bereits 2027 sollen Ferien im All möglich sein. In diesem Jahr soll nämlich das erste Weltraumhotel öffnen – nach lediglich einem Jahr Bauzeit. «Voyager Station» soll das Space-Hotel heissen, und Reisewillige können jetzt schon Reservationen tätigen.
Das Weltraum-Hotel – erste Pläne wurden schon 2019 präsentiert – sollte ursprünglich «Von Braun Station» heissen, zu Ehren des Raketenwissenschaftlers Wernher von Braun. Der prominente Deutsche war massgeblich am Apollo-Programm der NASA beteiligt und somit auch an der Mondlandung. Vorher hatte von Braun jedoch das Raketenprogramm von Nazi-Deutschland geleitet, bei dem Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen die V2-Raketen bauten, die dann als Terrorwaffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden. Nach dem Krieg war von Braun in den Dienst der Amerikaner getreten, die nicht nach seiner NS-Vergangenheit fragten.
Dies taten nun aber die Verantwortlichen der Orbital Assembly Corporation, und sie kamen offenbar zum Schluss, dass es problematisch gewesen wäre, das Weltraum-Hotel nach einem vormaligen NSDAP- und SS-Mitglied zu benennen.
Von Braun war allerdings nicht zufällig als Namensgeber in Betracht gezogen worden, denn die Konstruktion der Station als Rad, das sich um seine eigene Achse dreht, geht auf Entwürfe von Brauns aus den Fünfzigerjahren zurück.
Durch die Rotation der Station wird aussen im Ring eine künstliche Schwerkraft erzeugt, die rund ein Sechstel jener der Erde beträgt – ähnlich wie auf dem Mond. Hin zur Mitte des Rads wird die Schwerkraft allmählich abnehmen; im Zentrum wird komplette Schwerelosigkeit herrschen. Die – nebst 112 Crew-Mitgliedern – bis zu 280 Gäste des Weltraum-Hotels werden also in verschiedenen Bereichen unterschiedlichen Aktivitäten frönen und auch in der Schwerelosigkeit schweben können.
Wenn die Station mit einem Durchmesser von rund 200 Metern und einem Gewicht (auf der Erde) von mehr als 2400 Tonnen tatsächlich gebaut wird, wird sie die Erde in einer Höhe zwischen 300 und 1000 Kilometern umkreisen. Sie wird das grösste künstliche Objekt im Erd-Orbit sein. 24 Module, jedes 20 Meter lang und 12 Meter breit, sollen den Gästen Platz bieten. Es soll Luxuszimmer und Bars geben, Spa-Bereiche und Fitnessstudios, selbst Kinos – ähnlich wie auf einem Kreuzfahrtschiff. Und wie Rettungsboote auf einem Schiff soll es zwischen den Modulen insgesamt 44 Escape Shuttles geben, die im Notfall die Menschen von der Station zurück zur Erde bringen und dort selbständig landen könnten.
Zwar kann man auf der Website der Orbital Assembly Corporation bereits unverbindlich Zimmer reservieren, doch es ist noch nicht klar, wie viel Gäste für eine Übernachtung im Weltraum-Hotel springen lassen müssen. Ein Trip zur Voyager Station wird aber wohl mindestens fünf Millionen US-Dollar kosten. Es ist zudem auch noch nicht festgelegt, wie die Gäste überhaupt ins Hotel im Erd-Orbit gelangen. So wie es derzeit aussieht, dürfte es die Raumfahrtfirma SpaceX des Tesla-Gründers Elon Musk sein, deren SpaceX Starship an der Voyager Station andocken würde.
Bis es so weit ist, müssen allerdings noch genügend potente Investoren gefunden werden. Wenn 2026 nicht genug Kapital zur Verfügung steht, wird der Bau des Weltraumhotels gar nicht erst beginnen. (dhr)
Man darf als Journalist solche hahnebüchenen Aussagen von irgendwelchen Startups übrigens auch durchaus mal kritisch hinterfragen.
Irgendwann wir das möglich sein, keine Frage. Die Frage ist nur, wann.