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Labubus, Pokémon, Gameboy: Kurzer Hype oder Langzeittrend?

epa12335640 People dance with their Labubu dolls during a Labubu-themed rave at Catch One nightclub in Los Angeles, California, USA, 30 August 2025. EPA/CAROLINE BREHMAN
Labubus liegen aktuell im Trend.Bild: keystone

Strohfeuer oder Langzeit-Trend? Von Labubus über Tamagotchis bis Rubik-Würfel

Trends kommen und gehen, doch an viele erinnern wir uns auch Jahre später nostalgisch zurück. Wir lassen die grössten Spielzeug-Trends der letzten 75 Jahre Revue passieren und zeigen, welcher Trend am längsten hielt.
03.09.2025, 22:1803.09.2025, 22:18
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Labubus – die böse grinsenden Puppen aus China – sind das Trendspielzeug der Stunde. Die Hauptzielgruppe sind keine Kinder, sondern junge, modebewusste Frauen. Die Sängerinnen Cher, Dua Lipa und Rihanna, aber auch der Ex-Fussballer David Beckham sollen zu den Fans gehören. Die «Financial Times» berichtet von Schlägereien in den Geschäften, der «Tages-Anzeiger» von einem Andrang von Hunderten von Fans bei einem Verkauf am Zürcher Hauptbahnhof.

Die meisten Trends halten jedoch nicht lang: Wen die Labubu-Puppen nerven, muss wahrscheinlich nur ein paar Monate, höchstens zwei Jahre ausharren. Ganz anders bei zwei Trends, die bisher am längsten hielten: Barbie und Pokémon. Ihre Beliebtheit hält seit 76 beziehungsweise 29 Jahren.

Beide Marken sind eine wahre Goldgrube: Barbies Produktionsfirma Mattel machte allein 2024 einen Umsatz von fast fünfeinhalb Milliarden Dollar. Ein Drittel des Jahresumsatzes geht auf die Marke Barbie zurück. Pokémon machte 2024 einen Umsatz von 12 Milliarden Dollar. Damit können Tamagotchi und Co. zwar nicht mithalten, trotzdem ist ihr Umsatz astronomisch. Das sind die wichtigsten Trends seit der Geburtsstunde von Barbie im Jahr 1959.

2017: Fidget-Spinner

FILE - Funky Monkey Toys store owner Tom Jones plays with a fidget spinner in Oxford, Mich, Thursday, May 11, 2017. (AP Photo/Carlos Osorio, File)
Labubu Blockbuster Toys
Bild: keystone

Für einige Eltern war er eine Nervensäge, für andere eine willkommene Beschäftigung für ihre hyperaktiven Kinder: Der Fidget-Spinner. Als Erfinderin gilt die US-Amerikanerin Catherine Hettinger. Sie erfand im Jahr 1993 ein sich drehendes Spielzeug für ihre Tochter, das sich in Form und Grösse aber vom heute bekannten Spielzeug unterschied. Sie patentierte es 1997, das Patent lief aber acht Jahre später aus und sie hatte kein Geld für eine Verlängerung.

Zu ihrem Unglück: 2017 ging das Spielzeug plötzlich durch die Decke. Sogar das Forbes-Magazin ehrte es als «Must-Have Office Toy For 2017». Auf gewissen Schulgeländen hingegen wurde das Spielzeug aus Ablenkungsgründen verboten. Bei Digitec Galaxus flachte der Trend zwischenzeitlich stark ab, steigt aber seit 2022 wieder an. Im aktuellen Jahr hat der Händler mehr Fidget Toys verkauft als im gesamten Jahr 2024. Darunter fallen aber nicht nur Spinner, sondern verschiedene andere Spielzeuge, die der Beschäftigung der Hände dienen.

2004: Scoubidou-Bänder

Scoubidou nennt man die farbigen Plastikbänder, mit denen Kinder Schlüsselanhänger und Ketten bastelten.
Bild: Michael Probst/AP

Das Knüpfen von Schnüren ist kein Trend an sich, sondern wird seit Jahrtausenden überall auf der Welt gemacht. Doch die Spielzeugindustrie weiss auch alte Traditionen modern zu vermarkten. Ein Beispiel dafür sind die farbigen Plastikbänder aus China mit dem Namen Scoubidou.

Die farbigen Knüpfbänder aus Plastik kamen 2004 nach Deutschland und in die Schweiz. Sowohl Mädchen wie auch Jungen knüpften einfache Formen zu Schlüsselanhängern, Ringen, Ketten, und so weiter. Eine Untersuchung des Verbraucher-Magazins «Öko-Test» zeigte dann, dass in den Bändern grosse Mengen ungesunder Weichmacher enthalten waren. Die Bänder tauchen hie und da wieder an Schulranzen von Kindern auf, sind jedoch auch ein Relikt der frühen 2000er.

2000: Heelys

Die Rollen konnte man in den Heelys einfach abnehmen und wieder einsetzen.
Bild: zvg

Ein weiterer Trend auf Schulhöfen der frühen 2000er-Jahre waren Heelys – die klobigen Schuhe mit der Rolle an der Ferse. Man konnte mit diesen Schuhen normal gehen und dann bei Bedarf die Hartgummirolle einfach in der Ferse einklicken. Wenn man die Rollen dran liess, lief man wie auf Absatzschuhen und jeder Schritt klackte, dafür konnte man aber immer wieder auf die Fersen stehen und wegrollen.

Erfunden wurde der Schuh im Jahr 2000 in den USA. Heelys kamen 2007 dann auf den Schweizer Markt, als klobige Schuhe und der Skater-Style sowieso in waren.

1998: Furby

Das Furby-Fieber in einem Zürcher Warenhaus 1999.
Bild: Keystone

Ist es eine Eule? Eine Maus? Eine Katze? Oder gar eine Fledermaus? Das Schöne an der Fantasiewelt ist, dass niemand einen zwingt, sich zu entscheiden, was man ist. Furby ist deshalb alles in einem.

Das elektronische Spielzeug wird seit 1998 vom US-amerikanischen Spielwarenhersteller Hasbro vertrieben. Durch Sensoren kann man Furby kitzeln, streicheln und mit ihm sprechen, als wäre es ein echtes Haustier. Und es antwortet sogar, jedoch per Zufallsgenerator. Auf seinem Sprachchip sind 800 Wörter in der jeweiligen Landessprache und 200 Wörter auf Furbisch gespeichert. In den ersten drei Jahren wurden 40 Millionen Furbys verkauft.

Mittlerweile hat Furby eine Internetverbindung und kann per App geduscht werden oder virtuelle Eier ausbrüten. Doch Achtung: Die Stiftung Warentest warnte vor einigen Jahren, dass die Internetverbindung von Furby unsicher sei. So könnte jeder innerhalb von 30 Metern sich über Bluetooth mit dem Spielzeug verbinden und mit Kindern sprechen oder sie abhören.

1996: Tamagotchi

Tamagotchi
Bild: Wikipedia

Das gepunktete Ei hüpft und hüpft und plötzlich schlüpft daraus ein kleines Alien. Es stammt vom Planeten Tama und muss gefüttert, bespasst und gebadet werden, damit es nicht stirbt. Das ist das Spielprinzip von Tamagotchi.

Das elektronische Spielzeug begeisterte um die Jahrhundertwende Tausende Kinder und Jugendliche. Auf den Markt gebracht wurde es 1996 von dem japanischen Spielzeughersteller Bandai. Bis März 2023 wurden 91 Millionen Teile verkauft.Während die Tamas zu Beginn nur Essen, Schlafen und Spielen konnten, erhielten die späteren Versionen die Möglichkeit einzukaufen oder auf Reisen zu gehen. Per Infrarot konnten Tamas verbunden werden und Nachwuchs zeugen.

2023 versuchte Tamagotchi den Hype wieder aufflammen zu lassen und lancierte das Tamagotchi Uni mit Touchscreen und Farbdisplay, das über WLAN im «Tamaverse» Charaktere aus der ganzen Welt treffen kann.  Doch der Trend hielt nur kurz.

1996: Pokémon

TOK02 - 20020727 - TOKYO, JAPAN : Japanese children play in a Pokemon (Pocket Monster) card game tournament in Tokyo, 27 July 2002 to qualify for the world championship to be held in the US. Some 13 b ...
Bild: EPA AFPI

Aus dem Game Boy entschlüpft und schnell selbstständig geworden sind die Pokémon. 1996 lancierte Nintendo, das Unternehmen hinter dem Game Boy, das Spiel. Sein Inhalt ist folgender: Es gibt eine Welt von über 1000 Pokémon, die von einem Trainer gefangen, trainiert und in Wettkämpfen eingesetzt werden. Neben digitalen Spielen sind analoge Spielkarten und die Animé-Serie sehr beliebt.

2016 wurde das interaktive Onlinespiel Pokémon-Go auf den Markt gebracht. In den folgenden Monaten liefen Massen von Spielerinnen und Spielern durch die Strassen und sammelten in teils halsbrecherischen Aktionen digitale Monster. Und der Hype ist noch nicht vorbei: Erst vor wenigen Tagen jagten Hunderte Pokémon-Fans den Drachen Endynalos in Zürich.

Pokémon ist das umsatzstärkste Unterhaltungsmedien-Franchise aller Zeiten. Und die Fans sind bereit, viel Geld für deren Produkte hinzublättern. Der US-Influencer und Wrestler Logan Paul hat beispielsweise eine «Pikachu Illustrator»-Karte – die teuerste Pokémon-Karte der Welt – für über fünf Millionen Dollar gekauft. Seither trägt er sie an einer Goldkette und umrahmt von Plexiglas als Talisman um seinen Hals.

1991: Diddl

Diddl heisst diese Maus, die in den frühen 2000er-Jahren auf Postkarten gedruckt und auf Schulhöfen getauscht wurde.
Bild: zvg

Die kleine Cartoonmaus Diddl kennen wohl die meisten. Doch wer weiss noch, wer Diddlina, Mimihopps, Vannilivi und Ackaturbo sind? Das sind dann wohl die echten Fans.

Diddl ist eine der wenigen Trends der 90er-Jahre, die nicht aus Japan kommen. Erfunden wurde sie vom deutschen Zeichner Thomas Goletz. Zum ersten Mal war die Cartoonmaus 1991 auf Postkarten zu sehen, was einen Sammelboom auslöste und die bekannten Produkte wie Schreibblöcke oder Diddl-Bettwäsche folgen liess.

Zur Maus gesellte sich seine Freundin – Diddlina – und viele weitere tierische Freunde. Zudem erschien monatlich die Zeitschrift Diddls Käseblatt. 2014 wurde die Herstellung von Diddl-Produkten beendet. Im Oktober 2025 soll Diddl in Frankreich mit neuen Produkten zurückkehren.

1989: Game Boy

Heute gibt es immer noch einige Retro-Fans, die mit Game Boys spielen.
Bild: Alex Spichale

Ein Mini-Computer zur hedonistischen Befriedigung der Spiellust, den man immer und überall hin mitnehmen kann? Der erste Game Boy bot genau das. Kein Wunder also, gilt die japanische Erfindung des Unternehmens Nintendo als Revolution auf dem Videospiele-Markt. Am Anfang war nur Tetris auf dem Gerät installiert, später kamen Spiele wie Zelda, Pokémon und Super-Mario dazu.

Andere Produkte kamen 1989 zeitgleich mit grösserem Monitor in Farbe auf den Markt. Trotzdem schaffte der Game Boy den Durchbruch: Zwar mit grün-schwarzem Minimonitor, dafür mit viel längerer Batterielaufzeit und verhältnismässig günstigem Preis: rund 145 Franken kostete das Produkt, als es 1990 auf den Markt kam. 2003 hat Nintendo die Produktion des Game Boys eingestellt.

1974: Rubik-Würfel

Auch heute knobeln Kinder zeitweise noch am Rubik-Würfel herum.
Bild: keystone

Heute ist er das typische Spielzeug von Mathematik-Genies. In den 1980er-Jahren hingegen war er ein Massenphänomen: der Rubik-Würfel, auch Zauberwürfel genannt. Er hat sechs Seiten mit unterschiedlichen Farben, die in je 26 Felder unterteilt sind und am Anfang des Spiels gemischt werden. Ziel des Spiels ist, die Felder so zu bewegen, dass sie wieder sechs einfarbige Seiten ergeben.

Erfunden wurde das Drehpuzzle 1974 vom ungarischen Bauingenieur und Architekten Ernő Rubik. Damals war Ungarn noch Teil der Sowjetunion, trotzdem vergab das Land die weltweiten Verkaufsrechte 1979 an ein US-amerikanisches Unternehmen. Der Boom erreichte 1981 seinen Höhepunkt mit 160 Millionen verkauften Exemplaren. 1982 fanden die ersten Schweizer Meisterschaften im Rubik-Würfel-Lösen statt, im gleichen Jahr flachte der Trend jedoch wieder ab. Er verschwand jedoch nicht gänzlich, in den letzten fünf Jahren nahm der Knobel-Trend wieder zu.

1959: Barbie

Die Barbie-Puppen greifen praktisch jeden Modetrend auf.
Bild: Raphael Rohner

Barbie als Trend zu bezeichnen, ist eigentlich eine Untertreibung. Der Schlüssel zu ihrem Erfolg: Sie ging immer mit dem Zeitgeist, nicht nur modisch, sondern auch gesellschaftlich.

1959 kam die erste Barbie-Puppe auf den Markt. Erfunden hatte sie Ruth Handler, die Gründerin der Firma Mattel. Ihr Vorbild soll eine Puppe sein, die Handler auf einer Schweiz-Reise in Luzern gekauft hatte. Die ersten Barbie-Puppen wurden für die Mittel- und Oberschicht produziert, ihre Kleidung orientierte sich an der neusten Mode der Haute Couture und war oft aus Seide oder Brokat mit funktionierenden Mini-Reissverschlüssen und Knöpfen versehen.

Als die Mode zu Beginn der 1960er-Jahre Jugendliche aus der Unterschicht als Konsumentinnen und Konsumenten entdeckte, veränderte sich auch der Stil von Barbie. Ihre Kleider wurden aus günstigeren Materialien hergestellt und sie hatte nicht mehr nur Tennisoutfits und Abendgarderoben, sondern auch knappe Miniröckchen für die Disco und Rollerblades für den Park. Ab den 1990er-Jahren konnte Barbie dann auch eine Meerjungfrau oder Märchenprinzessin sein. (aargauerzeitung.ch)

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