Schon nach Kurzem konnte man erkennen, wie viel Gefühl und Hingabe sie in ihre Musik steckten. Das ständig wieder auftretende Lächeln in Beccas Gesicht bestätigte, dass sie Musik macht, weil es ihr Freude macht und sie anderen damit Freude bereiten will. Begleitet von zarten Klaviertönen und einem tiefen Bass blühte Beccas Stimme auf und entführte das Publikum mit ihren stimmungsvollen Liedern auf eine emotionale Reise und machte klar, wieso Stephan Diethelm, der Organisator, sie als seine Lieblingssängerin vorgestellt hatte. Sowohl die energetischen als auch die verträumten Stücke konnten das Publikum mitreissen. Stevens wusste auch mit ihrem Talent für Zupfinstrumente zu beindrucken.
Ihr neues Album «Regina», von welchem der Grossteil der gespielten Lieder stammte, wurde von Königinnen aus Geschichte und Literatur inspiriert. Das Zusammenspiel der Instrumente mit Stevens Stimme vermittelte die Erhabenheit und Stärke der Königinnen, von denen ihre Texte handelten, und sogleich schaffte sie es in anderen Liedern auch, deren Zärtlichkeit zu zeigen.
Sie griff als Quelle ebenfalls auf berühmte Texte zurück und sang über Queen Mab aus Shakespeares Romeo und Julia. Mit der Frage, ob es im Publikum Fans der Band Queen gäbe, leitete sie geschickt den Sonderling ihres Albums ein. Der Titel «Mercury» bestand nämlich vollkommen aus Zitaten des Leadsängers, Freddie Mercury. Dank einem cleveren Wortspiel fand er so einen Platz unter den Liedern, die Königinnen gewidmet waren.
Für Becca Stevens und ihre Band ist «Musig im Pflegidach» beliebter Zwischenstopp auf ihren Touren. Das ist schon ersichtlich daran, dass sie bereits zum 8. Mal da war. Während sie sanfte Töne mit ihrer Ukulele erklingen liess, schwärmte sie davon, wie gerne sie hierher kam und dass sie stets ein wunderbares Publikum erwarten könnte.
Als sie, halb im Scherz, halb im Ernst, anmerkte, dass es auch sei, weil sie bei Stephan Diethelm ihre Wäsche waschen durften, erntete sie herzhaftes, aber verständnisvolles Lachen von den Zuschauern.
Dass sie nervös war, als sie auf die Bühne kam, konnte man ihr nicht ansehen. Schon nach wenigen Stücken begann sie, zunehmend mehr mit den Zuschauern zu sprechen. «Ich ernähre mich von den Zuschauern», sagte sie und meinte, sie ziehe Kraft aus der Interaktion mit dem Publikum und werde so auch ihre Nervosität los. Als sie die Zuschauer aufforderte, zu ihrem Cover von Stevie Wonders «As» mitzusingen, war sie vom laut singenden Publikum sichtlich gerührt.