Jennifer Priewer aus Berlin war eine von gleich vier Frauen, die am Montagabend ihr Glück bei Günther Jauch versuchen durften. Bis auf den Fakt, dass die Mutter von drei Söhnen ausserordentlich viel redete – worauf auch der Moderator mehrfach hinwies –, legte sie einen durchweg souveränen Auftritt hin.
Priewer gelangte sogar zur so selten erreichten 500'000-Euro-Frage. Und dass sie dort kapitulieren musste – durchaus verständlich.
Aber zunächst legte die Kandidatin einen regelrechten Lauf hin. Bei der 8000-Euro-Frage nimmt sie zwar den Publikumsjoker, obwohl sie die Frage eigentlich gewusst hätte. Das veranlasst Jauch zur Äusserung seiner Theorie, weshalb es seit einigen Jahren keinen Millionär mehr gegeben habe: «Es ist die Vollkasko-Versicherungsmentalität!», so der Moderator. «Sie haben die Frage komplett beantwortet – aber die drei Prozent Unsicherheit, die es ja immer gibt im Leben, will man auch noch ausmerzen.» So komme man natürlich nicht bis zur Million.
Bis zur Million kam Jennifer Priewer tatsächlich nicht – dafür aber gefährlich nahe. Bei 125'000 Euro zieht die Pädagogin den durchaus risikobehafteten Telefonjoker, einen Neurologen, der sie schon beim Vorlesen der Frage mit der richtigen Antwort unterbricht.
Schliesslich steht Priewer bei 500'000 Euro zwar ohne Joker, aber mit viel Wortwitz da. Das sei hier ja wie bei den Kaiserschnitt-Geburten ihrer Kinder: «Zuerst ist man aufgeregt und nervös, danach wird man verkabelt und muss warten und schliesslich steht man alleine im Mittelpunkt und der Mann schaut von der Seite zu.»
Vor dieser Frage musste am Ende aber auch sie kapitulieren:
Priewer überlegt zwar noch und entscheidet sich zunächst für die sicheren 125'000 Euro, bevor sie Jauch mitteilt, dass sie Saudi-Arabien genommen hätte. Das wiederum lässt den Moderator auf eine tollkühne Idee kommen: Er will vom Publikum wissen, ob die Schwarmintelligenz geholfen hätte, und lässt abstimmen.
Das Ergebnis widerspricht der Kandidatin deutlich: Fast die Hälfte glaubt, Grönland habe ungefähr dieselbe Fläche wie Australien. «Das wäre jetzt ein Ergebnis, wo ich immer mahnen und warnen würde davor», sagt Jauch.
Und tatsächlich: Richtig gelegen wäre nicht das Publikum, sondern die Kandidatin – Grönland ist praktisch genau gleich gross wie Saudi-Arabien. (Die Verzerrung der Weltkarte, wie wir sie gewohnt sind, macht Grönland grösser, als es ist und dürfte die 46 Prozent erklären.)
Angesichts der 125'000 Euro, die auf dem Spiel standen, war die «Vollkasko-Versicherungsmentalität» der Kandidatin diesmal trotzdem durchaus angebracht.