Es ist ein Unterschied, den man im Portemonnaie spürt: Frauen haben ein Drittel weniger Rente als Männer in der Schweiz. Dies zeigt eine neue Studie des Versicherers Swiss Life mit dem Titel «Der Gender Pension Gap ist (k)eine Vorsorgelücke».
Durchschnittlich 20'000 Franken weniger Rente haben Frauen als Männer. Diese Zahl habe sich seit der letzten Studie der Swiss Life von 2012 kaum verändert, schreiben die Autoren.
Es sei nicht eindeutig feststellbar, ob sich die geschlechterspezifische Rentendifferenz in den letzten Jahren leicht rückläufig bewegt habe oder gleich geblieben sei. Swiss Life geht davon aus, dass dieser Unterschied allmählich schrumpfen wird, wenn auch nur langsam.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schlage sich die Schweiz aber eher schlecht. «Im restlichen Europa nahm der ‹Gender Pension Gap› in den letzten Jahren stärker ab als in der Schweiz», heisst es in der Studie. Am stärksten sei dies in den Nachbarländern Deutschland, Österreich und Frankreich zu beobachten. Auf die Gründe für diese Differenz wurde in der Studie jedoch nicht weiter eingegangen. Weiter schreibt die Swiss Life, dass die Einkommensunterschiede in den Jahren kurz vor der Pension durchschnittlich höher seien als die Rentendifferenz nach der Pensionierung.
Die Differenz zwischen den Renten lasse sich vor allem auf geschlechterspezifische Erwerbsbiografien zurückführen. Was damit gemeint ist, erklärt der Studienautor Andreas Christen gegenüber watson: «Erstens sind Männer im Schnitt in höheren Arbeitspensen tätig als Frauen – was damit zusammenhängt, dass Frauen einen grösseren Teil der Care-Arbeit leisten. Und zweitens erhalten Frauen im Schnitt weniger Lohn.»
Aus der Studie geht auch hervor, dass die Rentendifferenz bei verheirateten Pensionären am grössten ist. 48 Prozent erhalten Frauen in der Pension im Schnitt weniger als ihre Ehepartner. Laut der Studie habe dies jedoch einen geringen Einfluss auf den Lebensstandard und Zufriedenheit der Frauen, da sie mit ihren Partnern eine «ökonomische Einheit» bilden.
«Es gilt zu beachten, dass es sich dabei um die Pensionierten von heute handelt, die mit grosser Wahrscheinlichkeit in klassischen Geschlechterrollen leben und ihre finanziellen Mittel zusammenlegen», sagt der Studienautor.
Kritisch betrachtet diesen grossen Unterschied Susanne Nef, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung des Kantons Zürich. «Diese Zahlen sind alarmierend. Insbesondere, wenn bedacht wird, dass dies zu einer finanziellen Abhängigkeit führen kann. Eine finanzielle Abhängigkeit erhöht das Risiko für häusliche Gewalt – dies gilt auch für ältere Menschen für das Risiko von Gewalt im Alter.»
Etwas besser stehen alleinstehende Rentnerinnen da: Bei ihnen betrage die Rentendifferenz zu den Männern je nach Datengrundlage zwischen 10 und 20 Prozent. Dennoch seien die alleinstehenden Rentnerinnen laut der Studie ähnlich zufrieden mit ihrer finanziellen Situation wie die Männer. 69 Prozent der Frauen geben an, mit ihrer Rente auszukommen, während es bei den Männern 72 Prozent sind.
«In diesen Fällen ist eine Erklärung schwieriger. Trotz monatlich durchschnittlich 400 bis 1000 Franken weniger sind Rentnerinnen fast gleich zufrieden wie die Rentner», fasst der Studienautor zusammen. Und: «Auch hier geht es um eine Generation, die vermutlich teilweise noch anders sozialisiert wurde als die heutigen Erwerbstätigen.» Diese Frage sei jedoch nicht aus einem soziologischen Blickwinkel untersucht worden, weshalb er nur mutmassen könne, wo die Gründe für die Zufriedenheit liegen.
Gemäss Swiss-Life-Umfrage benötigen alleinstehende Rentnerinnen 12 Prozent weniger Nettoeinkommen als Männer, um ihre Ausgaben zu decken. Gleichzeitig geben aber nur 57 Prozent dieser Rentnerinnen an, dass sie mit ihrer Pension einfach über die Runden kämen. Im Vergleich dazu fällt es 65 Prozent der alleinstehenden Rentner leicht, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Aus der Studie geht auch hervor, dass sich Rentnerinnen stärker bei ihrem Haushaltsbudget einschränken und eher mal auf kostspielige Extras wie Ferien oder ein Auto verzichten.
Dass die pensionierten Frauen trotz weniger Geld ähnlich zufrieden sind, überrascht auch Dr. Susanne Nef: «Dies kann auch damit zusammenhängen, dass Frauen in den Jahren vor der Pensionierung bereits durchschnittlich 40 bis 50 Prozent weniger Einkommen haben als Männer, wie die Studie aufzeigt. Weil die finanziellen Einschränkungen bereits vor der Pension galten, kann es sein, dass sie gar nicht mehr oder weniger stark als solche wahrgenommen werden.» Trotzdem dürfe das nicht dazu führen, dass der Handlungsbedarf aufgrund der Zufriedenheit relativiert werde. Bei der Frage nach der subjektiven Zufriedenheit sei es ausserdem wichtig, zu definieren, mit wem sich die Frauen verglichen und ob ihnen beispielsweise die erhöhten Risiken der Altersarmut bewusst seien. Unabhängig dieser Zufriedenheit bestehe ein grosser Unterschied, was die Renten betrifft – diese und die damit einhergehenden Risiken gelte es zu minimieren.
Wenn man das ändern will, muss man beim Einkommen VOR der Pensionierung ansetzen.
Darum gehört die Rente beider Ehepartner ja auch beiden…
Wo ich echt kein Bock drauf hab, solch ein Lebebsmodell nun noch stärker subventionieren zu müssen. Ein Modell dass nan selbst und freiwillig gewählt hat…
Also kommt mir ja nicht mit Lohn für Hausarbeit oder sowas…
Bei einer Scheidung würde die Frau, sofern sie weniger verdient hat, einen Teil der Rente vom Mann bekommen.