An weiten Teilen der Grenze und durchs Landesinnere ziehen sich in der Schweiz eine Reihe von geheimen Armeebunkern. Sie wurden im vergangenen Jahrhundert und bis 2003 gebaut. Doch weil sie nicht gebraucht wurden, beschloss das Parlament 2018, sie wieder abzubrechen. Dieser Rückbau hat bereits begonnen, einige Anlagen mit Festungsminenwerfern wurden bereits schiessuntauglich gemacht und verkauft.
So ist etwa die Sperrstelle Trin in Graubünden heute nicht mehr geheim. Im Gegenteil, seit kurzem handelt es sich um ein Museum, die Bunker können vom 31. Mai bis im Oktober frei besichtigt werden. Dazu zählt auch ein Festungsminenwerfer aus dem Jahr 1988.
Auch andere Bunker wurden bereits umfunktioniert und sind teilweise öffentlich zugänglich.
Doch nun findet ein Umdenken statt. Wie SRF berichtet, überlegt sich Armeechef Thomas Süssli, die Festungsminenwerfer teilweise wieder in Betrieb zu nehmen. Gerade dort, wo sie die einzigen militärischen Einrichtungen in einem Geländeabschnitt sind.
Die Reaktivierung ist aus seiner Sicht kein grosser Aufwand: «Ein sehr grosser Teil ist in einem sehr guten Zustand und könnte in kurzer Zeit mit Bewilligung des Parlaments wieder instand gestellt werden.» Bisher ist das allerdings nur eine Idee.
Von dieser sind nicht alle gleich begeistert. Die Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, Priska Seiler Graf (SP), hält die Festungsminenwerfer für «Retro-Nostalgie», wie sie gegenüber SRF erklärt. «Sie sind ortsgebunden und mit zielgerichteter Munition sofort zerstört.»
SVP-Sicherheitspolitiker Werner Salzmann sieht hingegen gerade in der «Retro-Nostalgie» den Vorteil. Ihm zufolge würden im Ukraine-Krieg Grabenkämpfe stattfinden, wie es sie im Ersten Weltkrieg gab. Unter diesem Aspekt sei man notfalls froh um die Minenwerfer.
Eine Reaktivierung dürfte also im Parlament noch für Diskussionen sorgen. Offensichtlich macht sich die Armee im Hinblick auf den Ukraine-Krieg umfassende Gedanken über die Verteidigungsstrategie. Erst am Montag wurde bekannt, dass sie sich auch die Anschaffung von Marschflugkörpern überlegt.
Noch ist aber nichts entschieden. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs wurden die Verkäufe der Bunkeranlagen an Private gestoppt, nun werden sie als Munitionslager oder Truppenunterkunft genutzt. Sollte sich die Sicherheitslage verschlechtern, rückt eine Reaktivierung in den Fokus. (vro)
Ich hätte zwar verstanden, warum man ihre (aktive) Zahl reduzieren wollte, als die Welt hier mal vorübergehend friedlich war - aber dass man sämtliche Standorte freigibt und verkauft, habe ich nie verstanden.
Es gab ja zu keinem Zeitpunkt keinen Krieg auf der Welt und auch in Europa war er immer wieder da.
Schon krass, wie unfähig und kurzsichtig unsere Politik agiert. Scheinbar hat man den Überfall auf die Krim 2014 gekonnt ignoriert. Die Zerstörung / der Abbau einer Armee ist schnell beschlossen und umgesetzt. Der Wiederaufbau geht Jahrzehnte. Dies sah man auch bei der vom Parlament beschlossenen Büroöffnungszeiten der Armee. 10 Jahre dauerte der Wiederaufbau des Betriebs (Rekrutierung und Ausbildung Personal, Umbau Infrastruktur, etc.). Vielleicht sollte man etwas weiter schauen in Zukunft...