Nach zahlreichen Verzögerungen und Pannen zieht das Verteidigungsdepartement (VBS) erstmals in Erwägung, das Drohnen-Beschaffungsprojekt abzubrechen. Das sagte Rüstungschef Urs Loher am Freitag gegenüber Radio SRF. Das Projekt hätte bereits 2019 abgeschlossen sein sollen.
Obwohl er lange der Ansicht gewesen sei, dass ein Abbruch nicht in Frage komme, seien sie jetzt «an einem Punkt angelangt, wo sich die Frage stellt, ob der berühmte letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hat», sagte Loher in einer Aufzeichnung der SRF-«Samstagsrundschau».
Dieser letzte Tropfen bezieht sich auf das automatische Landessystem, das im September hätte geliefert werden sollen. Das israelische Unternehmen Elbit habe die Frist nicht einhalten können, worauf das VBS die Frist auf Januar und den 30. Juni erstreckt habe. Doch «auch diese beiden Meilensteine wurden nicht erfüllt», sagte Loher.
Der Kauf des unbemannten und unbewaffneten Drohnen-Aufklärungssystems ADS-15 für 250 Millionen Franken war 2015 vom Parlament beschlossen worden. Das System des israelischen Unternehmens Elbit umfasst sechs Drohnen samt Bodenkomponenten, Simulatoren und Logistik. Der Abschluss des Projekts war für 2019 geplant, wurde dann aber auf 2026 verschoben.
Fünf Drohnen sind mittlerweile zwar in der Schweiz eingetroffen. Doch sie erfüllen immer noch nicht die Anforderungen, welche die Schweiz an die unbemannten Flugobjekte stellt. Die Projektkosten stiegen unterdessen auf 298 Millionen Franken.
Neben dem automatischen Landesystem ist gemäss einem Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) vom Januar auch das «Detect and Avoid System» (DAA) – entwickelt von der bundeseigenen Ruag MRO – noch nicht bereit. Damit sollen die Drohnen unbegleitet und jederzeit in die Luft gehen können, weil es Hindernisse wie zum Beispiel Gleitschirme erfasst, die keine Signale aussenden.
Deshalb könnten die Drohnen wohl voraussichtlich erst 2027 und 2028 höchstens im kontrollierten Luftraum und nachts unbegleitet fliegen. Laut EFK und Armasuisse wären die Drohnen frühestens 2029 immer unbegleitet einsatzfähig.
Die EFK kritisierte in ihrem Bericht auch die israelische Lieferantin: Diese sei unzuverlässig, und die Projektleitung habe Mühe, sie zu führen. «Das Projekt ist in der Krise», schrieb die EFK weiter. Es müsse dringend gehandelt werden. Der finanzielle Spielraum sei gering, und es seien Mehrkosten zu befürchten.
Damals hiess es bei Armasuisse noch, ein Abbruch sei keine Option. Von dem bewilligten Geld sei das meiste ausgegeben oder verpflichtet. Die Lieferfirma habe ebenfalls viel investiert, und die Armee brauche die Drohnen.
Diese Ansicht scheint sich nun geändert zu haben, trotz der möglichen Konsequenzen. Sollte das Beschaffungsprojekt abgebrochen werden, gehe er persönlich davon aus, dass Elbit «sicher mit Gegenforderungen» komme, sagte Loher. Dann werde es einen langen Rechtsstreit geben, dessen Ausgang ungewiss sei. (sda)
Ich kann mich an kein einziges Beschaffungs- oder IT-Projekt erinnern, das nicht als teures Fiasko endete.
Die können es nicht. Und werden es wohl nie können. Holt euch endlich Profis und mistet diesen Folklore-Verein mal gründlich aus.