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Wieso der Verkaufspreis für die Schweizer Leopard 2 so tief ist

Mechaniker warten die Raupen an einem Panzer vom Typ Leopard 2 in einer Wartungshalle der RUAG, am Montag, 20. Maerz 2023, in Thun. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Ruag-Mechaniker bei der Wartung eines Leopards 2 in Thun.Bild: keystone

Schimmelpanzer für Deutschland – wieso der Preis für die Schweizer Leos so tief ist

21.12.2023, 11:0221.12.2023, 15:55
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Das lange Tauziehen um die Kampfpanzer des Typs Leopard 2 nahm im November ein erfolgreiches Ende: Das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) und die deutsche Herstellerfirma Rheinmetall haben Ende November den Vertrag für den Verkauf von 25 Panzern unterschrieben, der Bundesrat erteilte die Exportbewilligung.

Die 25 Leopard-Panzer gehören zu jenen 87 Panzern, die ohne Werterhalt in der Ostschweiz stillgelegt worden waren. Um den Rückverkauf eines Teils dieser stillgelegten Panzer hatten der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck und der Verteidigungsminister Boris Pistorius im Februar ersucht.

Ein Schweizer Leopard II Panzer faehrt am Donnerstag, 6. November 2003 auf dem Waffenplatz Bure im Jura durch den Morast des Uebungsgelaendes. Deutschland hat die Schweiz in einem Brief vom 23. Februa ...
Deutschland lieferte Leopard-Kampfpanzer an die Ukraine. Um die Bestände wieder aufzufüllen, kauft Deutschland nun von der Schweiz einige eingemottete Panzer zurück.Bild: keystone

Man sieht: Der Prozess des Verkaufs dauerte lange, etliche Instanzen mussten ihr Okay geben – nicht zuletzt, weil Neutralitätsfragen im Raum standen.

Guter oder schlechter Deal? Der Zustand sagt's

Nun sorgt der Deal aber erneut für Unmut. Grund dafür ist der Verkaufspreis. Gemäss Bundesrätin Viola Amherd befindet sich dieser im «niedrigen zweistelligen Millionenbereich».

Das liess einige Parlamentarier aufhorchen. Denn erst im Mai gab der Deutsche Bundestag für 18 fabrikneue Leopard-2-Kampfpanzer ein Budget von 525 Millionen Euro frei – was einem Kaufpreis von 30 Millionen Euro pro Panzer entspricht.

Jetzt zeigen Dokumente, wieso die Schweizer Panzer so günstig an Deutschland abgegeben wurden: Die stillgelegten Leos sind in teils schlechtem Zustand, berichtet der Blick. Der Verkaufsvertrag mit der Nummer 4780002844 zwischen Armasuisse und Rheinmetall verrät so einiges. Der Zustand jedes einzelnen Panzers wird aufgelistet. Ein Beispiel:

  • Triebwerkblock (TWB) ausgebaut
  • Geschützrohr ausgebaut
  • MWA links oben ausgebaut
  • MWA links unten ausgebaut
  • Gleichstrom-Getriebemotor (Scheibenwischermotor) ausgebaut
  • Schimmelbefall

Und das bei einem einzelnen Panzer. Gemäss Blick seien die meisten Panzer von Schimmel befallen, nebst Triebwerkblöcken oder Geschützrohren würden bei vielen auch das Hubgerät, das Ausschussrohr oder die Deckel der Notausstiegsluken fehlen. Kein Wunder also, dass sich der Bund mit dem Deal zufrieden zeigt. (jaw)

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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EinBisschenSenfDazu
21.12.2023 11:20registriert September 2022
Wer erwartet denn einen einwandfreien Zustand bei Panzern, die rund 40 Jahre alt sind und stillgelegt werden? In einer Gesellschaft, welche teilweise jedes Jahr ein neues Handy oder alle 5 Jahre ein neues Auto kaufen muss finde ich den Zustand der Panzer eigentlich ziemlich beachtlich, zumindest als nicht-Experte..
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DerUhu
21.12.2023 11:27registriert Dezember 2019
Also haben wir eigentlich Schrott verkauft, Preis somit ok. Viel weiter von einem einsatzfähigen Panzer könnten die Dinger ohne Antrieb & Geschützrohr ja nicht sein. Es kann nicht fahren und nicht schiessen. Aber Hauptsache wir behalten die restlichen 50 oder 60 Stück und lassen die weiter vor sich hin modern. Wie stellen sich gewisse Sicherheitspolitiker den ach so wichtigen Fall vor wenn diese wieder in Betrieb genommen werden müssten? Kurzfristig keine Chance, das würde eine halbe Ewigkeit dauern bis diese Dinger wieder einsatzbereit wären, somit praktisch nutzlos für die Armee.
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Amateurschreiber
21.12.2023 12:24registriert August 2018
Ich gehe davon aus, die Deutschen benötigen im Prinzip eh nur die Stahlhülle und das Fahrwerk. Die Ausrüstung dürfte so oder so nahezu wertlos sein. Sei es der Antrieb (Motor + Getriebe), die Funkanlage, die Optiken das Feuerleitsystem etc.: Das alles dürfte seit der Einmottung zigfach weiterentwickelt worden sein. Auch hat die deutsche Armee sicher andere Standards. Kurz gesagt: Für sie ist es wohl von Vorteil, müssen sie nicht auch noch teure aber veraltete Technik bezahlen.
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