Sie wurde vor 107 Jahren gegründet, jetzt stellt die Zuger Krankenkasse Klug ihre Versicherungstätigkeit auf Ende Jahr ein. Sie teilt mit, dass sie unter den «effektiven finanziellen Verhältnissen nicht mehr längerfristig überlebensfähig» sei. Das bedeutet: Es fehlt das Geld, um die Rechnungen zu zahlen.
Die Krankenkasse hat am Dienstag per Brief ihre 9300 Kunden informiert – und auch ein Stück weit entwarnt. Für die Versicherten ändert sich kurzfristig nichts: «Bis Ende Jahr funktioniert die Krankenversicherung wie gewohnt», erklärt der Kommunikationsverantwortliche Werner Schaeppi. Das heisst, die Krankenkasse begleicht die Rechnungen der Patienten, Spitäler und Ärztinnen wie bis anhin. Durch die Insolvenzmeldung darf die Krankenkasse ihre Reserven anzapfen.
Die Klug-Versicherten sind zudem über den Insolvenzfonds der 44 Krankenkassen abgesichert, den das Bundesamt für Gesundheit infolge der Insolvenzerklärung aktiviert hat. Der Fonds gewährleistet, dass die Rechnungen der Versicherten auch dann vergütet werden, wenn einer insolventen Kasse das Geld komplett ausgeht.
Das BAG hat Klug sodann die Bewilligung per 1. Januar 2026 entzogen, Versicherungsleistungen in der Grundversorgung anzubieten.
Fürs kommende Jahr müssen die Versicherten darum eine neue Krankenkasse wählen. Sie erhalten von der Helsana im Herbst eine Offerte, können aber auch eine Alternative aussuchen. Da alle Krankenkassen in der Grundversicherung verpflichtet sind, Versicherte aufzunehmen, sind die Kunden frei bei der Wahl. Falls sich ein Kunde bis Ende Jahr nicht aktiv um eine neue Versicherung kümmert, ist er ab Januar bei Helsana versichert.
Dass eine Krankenkasse Insolvenz anmeldet, passiert höchst selten – zuletzt 2009. Denn über die Prämien verfügen die Kassen über eine stete Einnahmequelle. Was ist also passiert?
Zum Verhängnis wurde der Klug vor zwei Jahren ein «aussergewöhnliches Versichertenwachstum», wie die Krankenkasse in einer Medienmitteilung schreibt. Die Zahl der Versicherten wuchs von 2022 auf 2023 um 189 Prozent, auf fast 27'000 Versicherte.
Es war die Zeit, als die Krankenkassen auf Aufforderung des Bundesrats ihre Reserven abbauten. Das hat zwar zu einer Stabilisierung und teilweise gar Senkung der Prämien geführt. Bei der Zuger Krankenkasse ging es aber schnell ans Eingemachte: 2023 verzeichnete die Klug einen Verlust von mehr als 10 Millionen Franken, die Reserve sank, und die finanzielle Lage verschlechterte sich weiter. Im Herbst 2024 musste die Krankenkasse in den Kantonen Aargau, Luzern, Nidwalden und Zürich während des laufenden Jahres die Prämien erhöhen. Auch das eine seltene Massnahme, die das BAG angeordnet hatte, nachdem die Solvenzquote der Krankenkasse unter die gesetzliche Anforderung gerutscht war.
«Wir wussten, dass die Situation schwierig ist», sagt Werner Schaeppi im Auftrag des Vorstands der Krankenkasse. «Doch war man der Meinung, der Engpass könne überwunden werden.» Dann kamen aber weitere «Unstimmigkeiten bei finanzrelevanten Informationen» hinzu, wie die Krankenkasse schreibt. Konkret hat gemäss Schaeppi die damalige Geschäftsführerin weitere Kosten vorenthalten. Wegen der vielen neuen Versicherten stieg der Beitrag in den Risikoausgleichsfonds um neun Millionen Franken.
Wieso die Frau diese Zahl nicht kommunizierte, ist unklar. Schaeppi sagt: «Wir gehen nicht davon aus, dass sich jemand bereichern wollte.» Für die Krankenkasse war die fehlende Information dennoch fatal. «Es fehlte die Zeit, um rechtzeitig reagieren zu können», sagt Schaeppi und schiebt nach:
Jedenfalls hat der Vorstand der Klug die operative Leitung der stellvertretenden Geschäftsführerin übertragen – und versuchte, eine Anschlusslösung für die Krankenkasse zu finden. Vergebens. Für die neunzehn Angestellten werde eine «Lösung erarbeitet».
10 schweizweit wären genug.
Im KVG wäre sogar besser nur 1.