Eine bewilligte Kundgebung von Rechtsextremen in Basel hat am Samstag einen unbewilligten grossen Protestanlass ausgelöst. Vereinzelt flogen Gegenstände und Gummischrot. An einem breit abgestützten bewilligten Gegenanlass nahmen noch mehr Leute teil.
Zur Kundgebung auf dem Messeplatz aufgerufen hatten Rechtsextreme Splittergruppen, darunter die Partei National Orientierter Schweizer (PNOS). Sie hatten eine Bewilligung vom Stadtkanton erhalten. Etwa 30 Personen folgten dem Aufruf, doch als sie gegen 14 Uhr aufmarschierten, hatten bereits rund 300 Linke und Linksextreme Stellung bezogen, später waren es einige mehr.
In Nebenstrassen standen starke Polizeikräfte, mit Verstärkung auch aus anderen Kantonen; ein Polizeihelikopter kreiste über der Stadt. Für die Protest-Gegenversammlung war bei den Behörden kein Gesuch eingegangen; es wäre wegen des Konfliktpotenzials ohnehin nicht bewilligt worden.
Rasch formierten sich auf dem Platz eine rechte Ecke und eine zehnmal grössere linke Front mit rund 30 Metern Asphalt dazwischen. Gegen Faschismus Protestierende - teils vermummt - liessen dann die Distanz schwinden, worauf sich Polizeikräfte in Vollmontur zwischen die Lager stellten, mit Gummischrot und Tränengas zur Hand.
Als klar wurde, dass gegen diese - schon nur akustische - Übermacht keine Kundgebung stattfinden kann, verzogen sich die Rechtsextremen durch ein enges Gässlein in eine Nebenstrasse. Die Polizei hielt die protestierende linke Menge auf dem Platz, sodass die Rechtsextremen, inzwischen rund 70 Personen, quasi unter sich ihre Kundgebung gegen den Uno-Migrationspakt durchführten.
Manchen Linksextremen reichte diese deutliche optisch-akustische Machtdemonstration jedoch nicht: Sie versuchten von allen Seiten, um den Block herum bis zu den Rechtsextremen vorzudringen. Die Polizei hinderte sie mit grossem Aufwand daran. Linksextreme warfen mehrmals und an verschiedenen Orten Baumaterial und Bierflaschen; die Polizei antwortete mit Gummischrot.
Gegen 17 Uhr erodierte die Protestaktion, als bekannt wurde, dass die Rechtsextremen ihren Kundgebungsort diskret verlassen hatten. Gut 200 Protestierende zogen danach noch vor eine Polizeiwache an der nahen Clarastrasse, um die Freilassung von Gesinnungsfreunden zu verlangen, die von der Polizei angehalten worden waren.
Laut einem Polizeisprecher wurden insgesamt knapp 200 Personen im Laufe der Protestaktion kontrolliert. Vorläufig festgenommen wurden zwei. Leicht verletzt wurden zwei Teilnehmende der Protestaktion, polizeiseits niemand. Sachbeschädigungen blieben weitgehend aus.
Mehrere Tramlinien waren fast den ganzen Nachmittag wegen der Protestaktion unterbrochen. Nach 17 Uhr lösten sich die Ansammlungen im Raum Messe/Clarastrasse auf.
Eine bewilligte Gegenkundgebung auf der Dreirosenanlage - rund einen Kilometer vom Messeplatz entfernt - hat am späteren Nachmittag um die 1000 Personen mobilisiert. Angekündigt worden war diese schon seit langem von den JUSO. Anfang Woche schlossen sich SP, Grüne und Basta! sowie die bürgerlichen Parteien FDP, CVP und LDP an.
Nebst links-grünen Rednerinnen und Rednern sprachen an der Platzkundgebung unter dem Motto «Basel bleibt bunt» daher ebenfalls bürgerliche Politikerinnen und Politiker aus den beiden Basel. In ihren Reden grenzten auch sie sich explizit von rechtsextremen Gedankengut ab. Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus hätten in Basel keinen Platz, hiess es im Aufruf.
Um 17 Uhr wurde in der Innenstadt ausserdem der traditionelle Basler Stadtlauf mit über 8500 Aktiven gestartet. Auf dem Barfüsserplatz und Münsterplatz war zudem der Basler Weihnachtsmarkt geöffnet. (cma/sda)