Lea Steinle sorgte für Tumulte im Basler Grossrat. screenshot: telebasel
Wutbürger nehmen Grossrätin wegen Baby ins Visier– und so reagiert der Grossvater
Wegen ihres zehn Wochen alten Kindes flog die Basler Grossrätin Lea Steinle aus dem Basler Grossrat. Jetzt wendet sich der Grosspapa an die Öffentlichkeit.
Dutzende Hassmails, Medienrummel und Anschwärzungen. Die Basler Grossrätin Lea Steinle (Grüne) hätte wohl kaum gedacht, dass ein Ausflug mit ihrem Baby ins Rathaus dermassen hohe Wellen schlägt.
Die 31-jährige Mama hatte am Mittwoch ihr zehn Wochen altes Kind in einem Tuch dabei, um an einer wichtigen Abstimmung teilzunehmen. Der Ratspräsident warf sie wegen des Babys aus dem Saal. Es kam zur Rudelbildung. Nach Protesten von Parlamentskollegen durfte Steinle später zurückkehren.
Ausgestanden ist die Sache aber noch nicht: Wutbürger decken die junge Mutter seit dem Vorfall mit frauenfeindlichen Hassmails ein. Damit nicht genug. «Eine anonyme Person hat meine Tochter ‹angezeigt›, weil sie angeblich trotz bezahltem Mutterschaftsurlaub Sitzungsgeld bezogen haben soll. Jetzt muss sie sich sogar noch damit herumschlagen», sagt ihr Vater Paul Müller zu watson. Die Ausgleichskasse habe entsprechende Nachforschungen bei der Ratskanzlei gemacht.
Ein kurze Nachfrage bei den Parlamentsdiensten zeigt: Steinle hat kein Sitzungsgeld erhalten, da sie im Protokoll als «abwesend» aufgeführt ist. Ein Sprecher der Ausgleichskasse erklärt auf Anfrage, eine entsprechende Meldung eines Bürgers sei aktuell nicht bekannt.
Die ganze Hasswelle hat den Grossvater nachdenklich gestimmt. Er wendet sich darum mit einem Brief an die Öffentlichkeit:
Das schreibt der Grossvater an sein Enkelkind
«Was für ein Wirbel hat dein erster unvorhergesehener Auftritt im Basler Grossrat verursacht! Dabei musste doch deine Grossmutter, die dich hütet am Grossratstag, nur schnell ein paar Minuten weg. Und du hast nur geschlafen während deinem Auftritt.
Nun bist du das Grosskind, das gestillt wurde im Grossrat. Nun bist du das Grosskind, an dem die hässigen Grummeli ihre Wut auslassen können. In den Zeitungskommentaren und direkt mit Hassmails. Eigentlich wollen sie ja deine Mutter treffen, die sich in unserer Männerwelt erlaubt, als demokratisch gewählte Frau ihre Stimme im Grossrat abzugeben.
Und auch, wenn deine Grossmutter mal kurz weg ist. Da nützt es auch nichts, dass der Grossratspräsident sich entschuldigte und deine Mutter zur Abstimmung zuliess. Das wäre dann erledigt gewesen. Aber nein, wir hatten unser Thema und es ging los, so los, dass eben noch am Tag darauf die Diskussion ums Stillen sich drehte. Und was wirklich war, spielt keine Rolle mehr.
Deine Mutter erhielt auch viele Hassmails, da wollten hässige Grummelis mal zeigen, wo Gott hockt. Aber dass sich Menschen dann überlegen, ob sie überhaupt noch so ein Amt haben wollen, überlegen die Hassmailschreiber nicht. Am Schluss werden nur noch unempfindliche Roboter überhaupt in der Lage sein, ein demokratisches Amt zu übernehmen. Oder eben Trumps.
Nun, liebes Grosskind, wenn du gross bist, ist vielleicht alles anders. Da werden alle Menschen am gleichen Strick ziehen, da wirst du Spass haben an deinen Kindern und viel Zeit mit ihnen verbringen und deine Frau kann auch ihre Talente ausserhalb brauchen, ohne angemotzt zu werden. Ich jedenfalls freue mich jedes Mal, mit dir Zeit zu verbringen, und wer weiss, bring ich dich nächstes Mal in die Grossratssitzung (in den Vorraum natürlich), wenn du Hunger hast.
Alle Gute, dein Grossbabbe
Tausende Kolumbianerinnen stillen in der Öffentlichkeit
Video: srf/SDA SRF
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Da zeigt sich, warum die Schweiz in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf so meilenweit hinterherhinkt...
Die ganzen Kommentare sind unter aller Sau und zum Fremdschämen. Ich hoffe, diejenigen, die sich so herablassend ausdrückten, kommen nie selbst in so eine Situation.
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