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Diese 11 Dinge kennt jeder, der in Basel aufgewachsen ist.

Klingental-FĂ€hrimaa Alessandro Guerrieri ist der Einzige, der dort sitzen darf, wo er auf diesem Bild aus dem Jahr 2009 sitzt. Weil er weiss, wann er aufstehen muss.
Klingental-FĂ€hrimaa Alessandro Guerrieri ist der Einzige, der dort sitzen darf, wo er auf diesem Bild aus dem Jahr 2009 sitzt. Weil er weiss, wann er aufstehen muss.
Bild: KEYSTONE

Diese 11 Dinge kennt jeder, der in Basel aufgewachsen ist

Die Basler sind ganz normale Menschen, aber ihre Herkunft stattet sie mit Spezialwissen aus, das anderen Leuten abgeht. Diese 11 Dinge kennt, hat und weiss jede Baslerin und jeder Basler. 
16.03.2016, 11:0204.04.2016, 16:27

Langeweile an Meisterfeier

Geoffrey Serey Die und Teamkollegen des FC Basel lassen die Meisterfeier 2014 ĂŒber sich ergehen. 
Geoffrey Serey Die und Teamkollegen des FC Basel lassen die Meisterfeier 2014 ĂŒber sich ergehen.
Bild: KEYSTONE

Das GefĂŒhl, als Stadt Schweizer Fussballmeister geworden zu sein, ist in Basel ein ZwiespĂ€ltiges. Ältere Fans haben noch den Rausch des Aufstiegs 1994 und den ersten Meistertitel der Neuzeit von 2002 in Erinnerung. Sie trinken noch höflich ein Bier mit, wenn der FC Basel 2016 seinen siebten Meistertitel in Folge gewinnt. Aber grosse Endorphin-Fluten löst der nicht mehr aus. Es bleibt eine Halbbefriedigung zurĂŒck, ĂŒber die aber niemand spricht. Es ist noch nicht salonfĂ€hig, nicht völlig auszuflippen, wenn der FCB die Meisterschaft gewinnt.

Angst vor Stein im Rhein 

Weidlinge an Bojen. Oft befinden sich in der NĂ€he Strömungsbrecher, die bis knapp unter die WasseroberflĂ€che reichen. Autsch. 
Weidlinge an Bojen. Oft befinden sich in der NÀhe Strömungsbrecher, die bis knapp unter die WasseroberflÀche reichen. Autsch.
Bild: KEYSTONE

Nur Baslerinnen und Basler können den Rhein richtig beschwimmen. Dazu gehört das Wissen, dass es erlaubt ist, in den an Bojen liegenden Weidlingen zu sĂŒnnelen und wo in UfernĂ€he die grossen Quadersteine platziert sind, die die Strömung brechen. Diese reichen bis knapp unter die WasseroberflĂ€che und schmerzen den Schwimmer beim Zusammenstoss. 

Der Daigg-Freund

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Der Basler Daiggfreund: Er ist MillionÀr, vielleicht auch MilliardÀr, aber immer sehr sparsam.
giphy.com

In den Daigg kommt man zwar nicht rein, aber auch der Daigg hat Kollegen. Fast jeder oder jede hat einen Daigg-Kollegen. Deren Sparsamkeit ist sprichwörtlich. Man fĂ€hrt Tram, kauft Aktion und die sparsamsten Autos. Jeder, der je mal etwas von einem Daigg-Kollegen ausgeliehen und es nicht zurĂŒckgegeben hat, erhĂ€lt noch Jahrzehnte spĂ€ter Aufforderungen zur RĂŒckgabe. Und wenn es sich nur um einen Kaugummi gehandelt hat. 

Der irre Kiffer-Kollege

Hanfshops boomten in Basel um die Jahrtausendwende. Nicht alle haben es gesund ĂŒberstanden. 
Hanfshops boomten in Basel um die Jahrtausendwende. Nicht alle haben es gesund ĂŒberstanden.
Bild: KEYSTONE

Jeder Mensch in Basel hat einen Freund oder eine Freundin, die noch immer an den Folgen des Basler Hanfshop-Booms um die Jahrtausendwende leidet. Es gab mehr Hanfshops als BÀckereien und die DuftsÀcke fluteten die Stadt. Geflashte Gymnasiasten fluteten die psychiatrischen Kliniken. Nicht alle sind je wieder komplett geheilt worden.

Die Frosch-Angst

Die Basler Alt-Ultras Jimmy und GöktĂŒrk.
YouTube/ultrainformativ

«Es kenne mi scho no gnueg LĂŒt», sagt der Frosch und der Filmemacher staunt. Aber Frosch hat Recht. Noch heute wechselt man rasch die Strassenseite oder geht zurĂŒck in die Bar, wenn Frosch mit der Supporter-Jacke der Hells Angels und seinen Kumpanen durchs Kleinbasel zieht. Obwohl er am Anteil der Basler Gesamtbevölkerung fast niemandem etwas zu Leide getan hat, kennt jeder Basler diese diffuse Frosch-Angst. 

Die Coming Rap-Stars

Basler Rapper: Das erste Album kommt bestimmt. Ganz sicher. 
Basler Rapper: Das erste Album kommt bestimmt. Ganz sicher.

Den Schweizer Mundart-Rap hat ein Basler lanciert. Mit P-27 und «Bullestress» ist Black Tiger zur Legende geworden. Jede Baslerin und jeder Basler hat in seinem Freundeskreis die zwei, drei Leute, die in die Fussstapfen Black Tigers treten wollen. Seit dem Schulabschluss arbeiten sie an ihrem ersten Rap-Album, das «bald, ganz bald» rauskommt. WĂ€hrend sie auf den grossen Durchbruch hinarbeiten, verbeatboxen sie ihr Leben zum Ghettoblaster-Beat am Rheinufer oder hinter dem Sommercasino. Damit Mama an die Rap-Karriere glauben kann, leasen sie manchmal zwei Mercedes und machen ein YouTube-Video.

Der Tag der Pick-Up-Rallye

Sperrgut: Eldorado fĂŒr Wiederverwerter.
Sperrgut: Eldorado fĂŒr Wiederverwerter.
Bild: KEYSTONE

Sperrgut und Alteisen waren jeweils die höchsten Feiertage im ElsĂ€sser-Kalender. So jedenfalls spottet man in Basel noch immer. Anders als heute stellte man frĂŒher einfach am Vorabend eines von den Industriellen Werken Basel festgelegten Datums sein Sperrgut vor das Haus aufs Trottoir, auf dass es die Entsorgungslastwagen am nĂ€chsten Morgen abholten. Soweit kam es allerdings selten. Sofort nach Feierabend begann die Lieferwagen-Rallye der ElsĂ€sser durch die Basler Quartierstrassen, die die Arbeit der Basler Entsorgungsdienste mehr als effizient erledigten und unter grösseren und kleiner Streitereien darĂŒber, wer was zuerst gesehen habe, alles noch irgendwie Verwertbare auf ihre Pick-Ups und in ihre Lieferwagen luden. 

Update zur Lieferwagen-Rallye von 12.06 Uhr: 

Der Treff am TĂŒrkentempel

Telefonkabinen am BarfĂŒsserplatz in Basel.
Telefonkabinen am BarfĂŒsserplatz in Basel.
google streetview

Rund um die Telefonkabinen am BarfĂŒsserplatz, auch genannt Teflon-Kabinen oder TĂŒrkentempel, findet sich an den Wochenenden das Konzentrat des Basler Soziallebens. Die Telefonkabinen sind historisch als Treffpunkt fĂŒr den Ausgang gewachsen, weil man sich in der Vor-Handy-Zeit so terminlich am einfachsten absprechen und die vergessenen Restaurant-Reservierungen noch rasch vor dem Date vornehmen konnte. Viele Beziehungen und Freundschaften nahmen ihren Anfang wie auch ihr Ende an den Scheiben dieser Telefonkabinen, welche die Swisscom im Rahmen eines heimatschĂŒtzerischen Sakrilegs entfernen will. Wenn der Denkmalschutz kĂŒnftig ĂŒberhaupt noch irgendeine GlaubwĂŒrdigkeit haben will, so sagt man in Basel, dann rettet er diese Telefonkabinen. 

Die No-Sit-Zone 

Klingental-FĂ€hrimaa Alessandro Guerrieri ist der allereinzigste, der dort sitzen darf. Weil er weiss, wann er aufstehen muss.
Klingental-FĂ€hrimaa Alessandro Guerrieri ist der allereinzigste, der dort sitzen darf. Weil er weiss, wann er aufstehen muss.
Bild: KEYSTONE

Jeder kennt das leise FremdschĂ€m-GefĂŒhl, das sich einstellt, wenn man auf der FĂ€hre sitzt und ein Tourist denkt, es sei eine gescheite Idee, sich gallionsfigurmĂ€ssig auf die Treppenstufe der FĂ€hre zu setzen, den Kopf in den Nacken zu werfen und sich ein bisschen wild den Wind durch die Haare fahren zu lassen. Denn man weiss, was jetzt kommt: Der FĂ€hrimaa wird dem Tourist einmal sagen, er solle sich dort wegsetzen. Das ist in der hundertfachen Wiederholung schon peinlich. Und noch schlimmer ist es, wenn es der Tourist nicht tut, denn dann trifft ihn gleich bei der Abfahrt der Schwenkhebel, der jeweils zu Beginn der Fahrt einmal quer ĂŒber die FĂ€hre gegen die Fahrtrichtung geworfen werden muss. 

Der Live-Muezzin 

Die Mescid-Moschee auf dem Basler Kasernenareal. 
Die Mescid-Moschee auf dem Basler Kasernenareal.
Bild: KEYSTONE

Wovor sich 58 Prozent der stimmenden Schweizer StimmbĂŒrger fĂŒrchten, ist in Basel Kulturgut und manchem Kleinbasler lebendige Kindheitserinnerung: Die Basler Muslime nutzen die Wendeltreppe zur ihrer Mescid-Moschee in der Basler Kaserne als Minarett. Ein Muezzin ruft seit Jahrzehnten stilecht tĂ€glich zum Gebet. Einstimmung auf die Istanbul-Ferien oder passender Soundtrack zum Kebab jeden Abend garantiert. Allerdings nicht mehr lange. Die Mescid-Moschee muss ausziehen und dass es dort, wo sie schliesslich landet, einen ebenso guten Minarett-Ersatz gibt, ist fraglich. 

Die Morgestraich-Haut 

Basler FasnÀchtler mit KopfladÀÀrne am Morgestraich.
Basler FasnÀchtler mit KopfladÀÀrne am Morgestraich.
Bild: KEYSTONE

Die Morgestraich-Haut ist eine HĂŒhnerhaut, aber eine spezieller Art. Nur Basler MĂ€dchen und Buben, die in der Kindheit in dieses eindrĂŒckliche Schauspiel eingefĂŒhrt worden sind, kennen sie. Das Kommando «Morgestraich! VorwĂ€rts, Marsch!» versetzt einen sofort zurĂŒck in die Kindheitsjahre und jagt einem einen Schauer den RĂŒcken runter. Egal, ob man 15 oder 95 ist. 

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Die höchsten GebÀude der Schweiz

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Die höchsten GebÀude der Schweiz
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quelle: roche
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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aurak_567
16.03.2016 14:14registriert MĂ€rz 2016
Alse dr Frosch isch mr mol vors Velo gumbbt und het sich nach minere vollbrĂ€mse sehr aastĂ€ndig entschuldigt...do muess me glaubs nĂŒm so angscht ha :)
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eikei
16.03.2016 11:26registriert MĂ€rz 2016
Bitte nicht ihr auch noch:
"Klingental-FĂ€hrimaa Alessandro Guerrieri ist der allereinzigste, der dort sitzen darf. Weil er weiss, wann er aufstehen muss."

"Einzig" ist ein Absolutadjektiv, bei dem eine Steigerung weder sinnvoll noch erlaubt ist! Lasst euch bitte nicht auf das Sprachniveau von RTL 2-Nachmittagssendungen herb...
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SeebÀr
16.03.2016 13:23registriert April 2015
Dr Blueme Fritz! Das Basler original.
dÀ wo am MÀÀrtplatz DrÀmmli igwiese het und dr Dave mitm verbrennte Kopf sind die wo in Basel eifach kennsch.
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