Angefangen hatte alles mit den sexistischen Äusserungen von Donald Trump. Von ihm waren Interview-Aufnahmen aufgetaucht, in denen er daher plauderte, dass ein prominenter Mann mit Frauen alles machen könne. Ihnen sogar zwischen die Beine greifen, sie liessen es zu. Tausende von Amerikanerinnen und Amerikaner schrieen daraufhin unter dem Hashtag «NotOkay» im Netz laut auf.
Gleichzeitig trat auch in der Schweiz jemand eine Lawine los. Unter dem Hashtag «#SchweizerAufschrei» berichtete die Bieler Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach über ihre sexistischen Erfahrungen im Alltag. «Langsam Zeit für einen Schweizer Aufschrei: Der Typ, der mich als 14-Jährige im Wald verfolgte und mir an die Brüste griff», lautete Schutzbachs erster Tweet unter dem neuen Hashtag. Ihrem Beispiel folgten danach Hunderte von Twitter-Usern.
Langsam Zeit für einen #SchweizerAufschrei: der Typ, der mich als 14-jährige im Wald verfolgte und mir an die Brüste griff. @aktivistinCH
— Franziska Schutzbach (@f_schutzbach) 12. Oktober 2016
Schutzbach will die Gesellschaft für Sexismus im Alltag sensibilisieren. Dabei geht es nicht immer um einen tätlichen Übergriff. «Männer müssen akzeptieren, dass ein Spruch vielleicht anders wirkt, als erwartet», sagt sie gegenüber dem «Bieler Tagblatt» von heute. Im besten Fall sei ein Mann fähig, sich selber zu reflektieren, und entschuldige sich für sein Verhalten, wenn er darauf angesprochen werde.
#SchweizerAufschrei sexistische Scheisse anprangern während die Kollegen Publikationen für ihren Exzellenz-Lebenslauf produzieren. pic.twitter.com/wxSYkQkCO5
— Franziska Schutzbach (@f_schutzbach) 13. Oktober 2016
In einem Interview mit der Sonntagszeitung redet sie noch mehr Klartext. Dass sich manche Männer nun beklagen, sie wüssten nicht mehr, was sie dürfen und was nicht, akzeptiert die Genderforscherin nicht: «Man merkt, ob etwas in Ordnung ist oder nicht. Sonst lebt man auf dem Mond.»
Befeuert hat die Sexismusdebatte zudem die SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler. Nachdem diese «naiven» Frauen, die einen Mann nachhause nehmen und dann doch keinen Sex wollen, bei einer Vergewaltigung eine Mitschuld attestierte, zwitscherten die Empörten erneut drauflos. Schutzbach kritisiert, dass Sexismuskritik oft an ein SVP-Bashing geknüpft sei.
Für Schutzbach steht laut dem Sonntagsmedium fest: «Es sollten jetzt mal Chefredaktoren oder Politiker Verantwortung übernehmen und dem Thema von sich aus Relevanz geben.» Sie und ihre Kolleginnen würden weiter machen wie bisher, aber sich noch besser vernetzen. Kämpferisch kündigt sie zudem an: «Sicher werden wir noch einige Personen anzeigen, die uns im Internet beschimpft haben.»
(rwy)
Wieso Frauen mit Sprüchen begegnen? Man könnte auch einfach ganz normal miteinander sprechen!
Männer die eine normale Konversation nicht mehr von sexistischen Sprüchen unterscheiden können, stimmen mich echt nachdenklich.
Es wird auch viel zu viel in solchen Sprüche interpretiert...