Schweiz
Bern

Franziska Schutzbach steckt hinter der Aktion #SchweizerAufschrei

Franzsika Schutzbach Foto: Twitter/ Franziska Schutzbach
Franziska Schutzbach beschäftigt sich beruflich mit Genderforschung.foto: twitter/franziska schutzbach

Diese Frau steckt hinter der Aktion #SchweizerAufschrei

Sie hat den Hashtag lanciert: Nach den sexistischen Aussagen Donald Trumps startete die Bielerin Franziska Schutzbach die Aktion #SchweizerAufschrei.
24.10.2016, 04:4424.10.2016, 09:01
Mehr «Schweiz»
Bern

Angefangen hatte alles mit den sexistischen Äusserungen von Donald Trump. Von ihm waren Interview-Aufnahmen aufgetaucht, in denen er daher plauderte, dass ein prominenter Mann mit Frauen alles machen könne. Ihnen sogar zwischen die Beine greifen, sie liessen es zu. Tausende von Amerikanerinnen und Amerikaner schrieen daraufhin unter dem Hashtag «NotOkay» im Netz laut auf.

Gesellschaft sensibilisieren

«Männer müssen akzeptieren, dass ein Spruch vielleicht anders wirkt, als erwartet.»
Franziska Schutzbach

Gleichzeitig trat auch in der Schweiz jemand eine Lawine los. Unter dem Hashtag «#SchweizerAufschrei» berichtete die Bieler Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach über ihre sexistischen Erfahrungen im Alltag. «Langsam Zeit für einen Schweizer Aufschrei: Der Typ, der mich als 14-Jährige im Wald verfolgte und mir an die Brüste griff», lautete Schutzbachs erster Tweet unter dem neuen Hashtag. Ihrem Beispiel folgten danach Hunderte von Twitter-Usern.

Schutzbach will die Gesellschaft für Sexismus im Alltag sensibilisieren. Dabei geht es nicht immer um einen tätlichen Übergriff. «Männer müssen akzeptieren, dass ein Spruch vielleicht anders wirkt, als erwartet», sagt sie gegenüber dem «Bieler Tagblatt» von heute. Im besten Fall sei ein Mann fähig, sich selber zu reflektieren, und entschuldige sich für sein Verhalten, wenn er darauf angesprochen werde.

In einem Interview mit der Sonntagszeitung redet sie noch mehr Klartext. Dass sich manche Männer nun beklagen, sie wüssten nicht mehr, was sie dürfen und was nicht, akzeptiert die Genderforscherin nicht: «Man merkt, ob etwas in Ordnung ist oder nicht. Sonst lebt man auf dem Mond.»

«Es sollten jetzt mal Chefredaktoren oder Politiker Verantwortung übernehmen.»
Franziska Schutzbach

SVP-Bashing in der Kritik

Befeuert hat die Sexismusdebatte zudem die SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler. Nachdem diese «naiven» Frauen, die einen Mann nachhause nehmen und dann doch keinen Sex wollen, bei einer Vergewaltigung eine Mitschuld attestierte, zwitscherten die Empörten erneut drauflos. Schutzbach kritisiert, dass Sexismuskritik oft an ein SVP-Bashing geknüpft sei. 

Für Schutzbach steht laut dem Sonntagsmedium fest: «Es sollten jetzt mal Chefredaktoren oder Politiker Verantwortung übernehmen und dem Thema von sich aus Relevanz geben.» Sie und ihre Kolleginnen würden weiter machen wie bisher, aber sich noch besser vernetzen. Kämpferisch kündigt sie zudem an: «Sicher werden wir noch einige Personen anzeigen, die uns im Internet beschimpft haben.»

(rwy)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
38 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Menel
24.10.2016 12:16registriert Februar 2015
Frag mich echt über die männlichen Kommentatoren hier, die das Gefühl haben, sie könnten Frauen nicht mehr ansprechen, weil diese es als nicht sehr angenehm empfinden, bei Gesprächen auf ihre Geschlechtsteile reduziert zu werden.
Wieso Frauen mit Sprüchen begegnen? Man könnte auch einfach ganz normal miteinander sprechen!
Männer die eine normale Konversation nicht mehr von sexistischen Sprüchen unterscheiden können, stimmen mich echt nachdenklich.
10
Melden
Zum Kommentar
avatar
Schwerthans
24.10.2016 09:38registriert März 2015
Ich bin nur da um noch etwas Benzin ins Feuer zu giessen. 🤓
Diese Frau steckt hinter der Aktion #SchweizerAufschrei
Ich bin nur da um noch etwas Benzin ins Feuer zu giessen. 🤓
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Julian_87
24.10.2016 10:17registriert Januar 2015
Klar kann ich mich als Mann selbst reflektieren. Aber während die eine Dame einen Spruch lustig findet und drüber lacht ist die andere gleich eingeschnappt... Da kann ich als Mann machen was ich will...

Es wird auch viel zu viel in solchen Sprüche interpretiert...
01
Melden
Zum Kommentar
38
Er hinterlässt Schulden und unfertige Baustellen – das ist der Verwalter der Sugus-Häuser
Sugus-Haus-Erbin Regina Bachmann hat 105 Mietparteien die Wohnung kündigen lassen. Von Unternehmer Goran Zeindler. Das soll kein Zufall sein. Zeindlers Ex-Geschäftspartner packt aus.

«Wir sprechen von Goran», sagt Luka Babic* zum Arbeiter, der sich gerade zu ihm an den Tisch gesetzt hat. Hier, in den Tiefen des Kantons Glarus, in einer Raucherbar. «Pha!», ruft der Arbeiter aus und schüttelt den Kopf. «Der Zeindler? Ein Elender ist das!», sagt der Arbeiter. Keucht. Dann zündet er sich eine Zigarette an und verstummt. Ihm fehlen offenbar die Worte.

Zur Story