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Bundesrat ist unzufrieden mit früherer Führung der Ruag MRO

Der Berner Sitz des bundeseigenen Ruestungskonzerns RUAG AG, am Dienstag, 25. Februar 2025 im Wylerquartier in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Der Berner Sitz des bundeseigenen Rüstungskonzerns, RUAG.Bild: keystone

Bundesrat ist unzufrieden mit früherer Führung der Ruag MRO

30.04.2025, 13:3630.04.2025, 13:49
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Der Bund behält sich im Zusammenhang mit Mängeln in der Führung der Ruag MRO Ansprüche an die Mitglieder des Verwaltungsrates des bundeseigenen Rüstungsbetriebs vor. Der Bundesrat erteilt ihnen die Decharge für das Geschäftsjahr 2024 nur unter Vorbehalt.

Die Landesregierung fällte ihren Entscheid anlässlich ihrer Sitzung am Mittwoch, wie sie mitteilte. Der Vorbehalt betrifft namentlich die Ergebnisse einer Untersuchung zu mutmasslichen Unregelmässigkeiten bei Panzergeschäften. Zudem geht es dabei um Mängel in der Führung und Steuerung des Konzerns, welche die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) in drei im Februar publizierten Berichten bei der Ruag ausgemacht hatte.

Bundesrat ernennt neuen Präsidenten von Ruag International
Der Bundesrat hat Rainer Schulz zum neuen Verwaltungsratspräsidenten des Technologiekonzerns Ruag International ernannt. Der derzeitige Vizepräsident soll an der Generalversammlung vom 20. Mai in das Amt gewählt werden. Der Bundesrat will zudem neue Ziele für die Ruag International festlegen. Schulz ist seit 2020 Mitglied des Verwaltungsrats von Ruag International und seit 2024 dessen Vizepräsident, wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilte.

Millionenschaden vermutet

Im Zentrum der Kontroverse stehen Geschäfte mit gebrauchten Panzern des Typs Leopard 1 und Leopard 2. Einem ehemaligen leitenden Angestellten der Ruag wird vorgeworfen, er habe zusammen mit seiner Frau und einem deutschen Mittelsmann Armeematerial veruntreut. Der Mann hatte Funktionen in der Schweiz und in Deutschland inne.

Der Verdächtige soll einem Zwischenhändler von der Ruag bezahlte Panzer-Ersatzteile zu einem Spottpreis verkauft haben. Die Ruag MRO reichte Ende 2024 Strafanzeige ein.

Laut EFK geht es bei den Geschäften mit den Leopard-Kampfpanzern um einen möglichen Schaden im hohen zweistelligen Millionenbereich. Das Strafverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Die Bundesanwaltschaft übernahm im März die Strafuntersuchung. Für den früheren Ruag-Kadermann gilt die Unschuldsvermutung.

Heutiger Ruag-Chef nicht betroffen

Ebenfalls nicht vollständig geklärt ist auch die Frage, ob der damalige Verwaltungsrat seine Pflichten verletzte. Die EFK kam in ihren Berichten zum Schluss, die Compliance der Ruag sei nicht wirksam gewesen. Warnsignale seien missachtet worden. Die Untersuchung läuft weiter.

CAPTION CORRECTION: CORRECTS PLACE IN CITY FIELD TO THUN IN ALL IMAGES OF THE MEDIA ROUND TABLE OF RUAG FROM FEBRUARY 24, 2025 - Juerg Roetheli, Verwaltungsratspraesident der Ruag MRO Holding AG, spri ...
Jürg Rötheli, der Verwaltungsratspräsident der RUAG.Bild: keystone

Keine Kritik bedeutet der Entscheid des Bundesrats vom Mittwoch hingegen an Verwaltungsratspräsident Jürg Rötheli und Verwaltungsratsmitglied Roland Leuenberger. Die beiden traten ihre Ämter erst am 1. Januar an.

Die volle Entlastung erhält laut Communiqué auch Verwaltungsrätin Elisabeth Bourqui. Sie ist erst seit 2023 Mitglied des Verwaltungsrates und begleitet die Untersuchungen zu den Problemen bei Ruag MRO.

Termine nicht eingehalten

Auch im operativen Geschäft des Technologiedienstleisters der Armee sieht der Bundesrat die Ziele nur teilweise erreicht, wie er schrieb. Zwar habe die Ruag ihre Leistungen grösstenteils bedarfsgerecht erbracht. Die Kundenzufriedenheit sei aber gegenüber 2023 markant gesunken. Dies insbesondere, weil Termine mangelhaft eingehalten worden seien.

Auch das finanzielle Ergebnis der Ruag MRO bleibt nach Aussage des Bundesrats trotz einer Verbesserung im Vorjahr nach wie vor hinter den Erwartungen des Bundes als Eigner zurück.

Die Ruag MRO erwirtschaftete demnach 2024 einen Nettoumsatz von 775 Millionen Franken. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug 29,3 Millionen Franken. Die Ebit-Marge betrug damit 3,8 Prozent. Der Bundesrat hält nach eigener Aussage eine Ebit-Marge von mindestens 5 Prozent für notwendig, damit das Unternehmen nachhaltig finanziell stabil sei. (nib/sda)

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