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Bundesrat fliegt mit Super Puma ins Münstertal – Sommaruga kommt mit ÖV

Der Bundesrat fliegt mit drei Helis ins Münstertal – nur Sommaruga kommt mit dem ÖV

Die Regierung ruft uns derzeit oft zur Sparsamkeit mit Energie auf. Für ihre Sitzung «extra muros» im hinteresten Ecken von Graubünden mussten dann aber schon drei Helis her.
13.10.2022, 13:0617.10.2022, 09:55
Michael Graber / ch media
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Nah zum Volk will der Bundesrat mit seinen Sitzungen «extra muros». Damit er am Mittwoch «nah zum Volk» kam, musste er in einen Helikopter steigen. Oder besser gesagt: In deren drei. Beinahe schon Bilder mit Top-Gun-Format schossen die Fotografen in Müstair nach der Landung der grossen Entourage der Landesregierung.

Bundesraetin Karin Keller-Sutter, Bundespraesident Ignazio Cassis, Bundesrat Ueli Maurer, Bundeskanzler Walter Thurnherr, und der Buendner Regierungspraesident Marcus Caduff, von links, bei der Bundes ...
Der Bundesratstross bei seiner Ankunft in Müstair.Bild: keystone

Abflug war in Bern-Belp. Luftlinie bis in den hintersten Krachen von Graubünden: 226 Kilometer. Super Pumas erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von rund 280 km/h. Verbrauch, gemäss kurzer Internetrecherche, rund 800 Liter auf die Flugstunde. Mal drei, mal retour ergibt das stolze 4800 Liter Kerosin. Auch beim Treibstoff für Flugzeuge schlägt der Krieg in der Ukraine auf den Preis.

Der Bundesrat landet in Helikoptern fuer die Bundesratssitzung "extra muros", am Mittwoch, 12. Oktober 2022, im Kloster St. Johann Muestair, in Muestair. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Die drei Helis bei der Landung in Müstair. Bild: keystone

Dichtes Programm

Auf der Traktandenliste für die Sitzung in Müstair stand unter anderem eine Änderung der Verordnung über den Lufttransport aber auch ein Bericht über «Tägliche Sport- und Bewegungsaktivitäten im Kindes- und Jugendalter». Ideale Lektüre für den einstündigen Hinflug. Deutlich mehr Zeit wäre geblieben, wenn die Regierung mit dem öffentlichen Verkehr gereist wäre. Ein Weg von Bern nach Müstair dauert ohne Fluggerät gute fünf Stunden. 1. Klasse retour gibt es ab zirka 170 Franken.

«Das dichte Programm der Bundesrätinnen und Bundesräte liess eine Reise mit Zug und Postauto nicht zu», schreibt die Bundeskanzlei dazu auf Anfrage von CH Media. Oder zumindest nicht für alle: Simonetta Sommaruga, ihres Zeichen Verkehrsministerin, liess es sich nicht nehmen, die Reise mit Zug und Postauto unter die Füsse zu nehmen. Im Text auf Instagram – sie hat die Reise durchaus öffentlichkeitswirksam auf Social Media inszeniert – lobt sie den «landschaftlich und kulturhistorisch grandiosen Landesteil».

Auf dem Weg zurück genoss sie diesen dann aber auch aus dem Helikopter. Sie musste zügig nach Prag zu einer Energiekonferenz. Die Kollegen Ueli Maurer und Guy Parmelin düsten nach dem Rückflug mit dem Heli direkt weiter nach Washington. Die anderen vier Bundesräte verharrten noch eine Stunde bei einem Apéro mit der Bevölkerung, bevor es per Helikopter wieder in die Bundeshauptstadt ging. Was lernen wir daraus? Um nah zum Volk zu kommen, muss man manchmal abgehoben sein.

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77 Kommentare
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Kommissar Rizzo
13.10.2022 15:09registriert Mai 2021
Mal abgesehen von den Stunden, die die Piloten sowieso benötigen: mal wieder ein etwas gar gesuchtes Skandälchen.
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tss
13.10.2022 13:46registriert Juni 2020
Meine Kinder laufen den Weg zur Schule. knappe 500m, der Nachbar fährt sein Kind in die Schule.

Die Halbe Welt Trifft sich in Davos um Über Klimaschutz zu sprechen.

Etc. Wer wirft den 1 Stein?
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Froggr
13.10.2022 15:33registriert Februar 2016
Erstens sind das nur zwei Superpumas und ein EC. Aber wen kümmert heute schon eine korrekte Recherche. Zweitens fliegen die Piloten sowieso, um auf ihre Stunden zu kommen. Drittens haben unsere Bundesräte ziemlich sicher besseres zu tun, als mit dem ÖV ins letzte Dorf zu fahren. Die Empörten empören sich. Allen anderen ist es wurst.
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