Anfang April präsentierte US-Präsident Donald Trump seine Zolltafel. Darauf gelistet waren die Exportzölle aller Länder und wie viel Prozent diese künftig zahlen müssten, um Waren in die USA zu exportieren. Für die Schweiz lagen diese bei 31 Prozent. Womit die internationalen Verhandlungen starteten, auch zwischen den USA und der Schweiz.
Am vergangenen Donnerstagabend scheiterte die Schweizer Regierung, einen besseren Zoll-Deal mit den USA auszuarbeiten. Somit drohen der Schweiz 39 Prozent Zölle auf Exporte über den grossen Teich. Bis Donnerstag bleibt der Schweiz allerdings noch Zeit, um doch noch einen neuen Deal mit US-Präsident Donald Trump auszuhandeln. Diese Schweizer Politiker und Diplomaten sind nun gefordert.
Karin Keller-Sutter vertritt die Schweizer Politik gegen aussen. Die Problemlösung im Inneren der Schweiz muss sie dabei jedoch ihren Kollegen überlassen. Anfang April schien ihr dies zu gelingen. Laut amerikanischen Medien habe Keller-Sutter einen grossen Beitrag daran geleistet und einen guten Zugang zu US-Präsident Trump gefunden, wie sie nach dem Telefonat im Frühling selbst sagte.
Dies schien in den vergangenen Tagen nicht mehr so gewesen zu sein. Trump sei weniger empfänglich für die Vorschläge der Schweiz gewesen, heisst es in Bundesbern. Schnell sei klar geworden, dass Trump gar nicht wirklich verhandeln wollte. Wenn die Schweiz einen neuen Zoll-Deal verhandeln will, muss Keller-Sutter erneut mit Trump telefonieren. Wie sie bei einem eventuell bevorstehenden Telefonat vorgehen wird, bleibt jedoch offen.
Noch im Mai schien es, als hätte Wirtschaftsminister Guy Parmelin den Überblick. Ein Händeschütteln mit dem amerikanischen Finanzminister Scott Bessent liess hoffen, dass die Schweiz eines der ersten Länder sein könnte, die einen besseren Zoll-Deal erhalten würde. Dem war nicht so.
Mittlerweile scheint es, als sei Guy Parmelin am Ende doch noch der mögliche Dealmaker. In Washington könnte der Welsche gut ankommen, schreibt die NZZ, was sich als «Gemeinwaffe» erweisen könnte. Parmelin hat am Wochenende bereits angedeutet, wie die Schweiz das Handelsbilanzdefizit der USA verringern könnte.
Dort, wo Parmelin andeutet, kommt sie ins Spiel: Helene Budliger Artieda, die Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Die NZZ schreibt, dass diese nun ihre Kontakte nach Washington aktivieren könne. Dies, um Zugeständnisse aus Trumps Kreisen und hoffentlich vom Präsidenten selbst zu erhalten. Um ebendieses von Parmelin angesprochene Handelsdefizit zu verringern, könnte es um den Kauf von amerikanischem Flüssiggas und Rindfleisch gehen.
Der aktuelle Schweizer Botschafter in Washington heisst Ralf Heckner. Er spielte bereits beim Abschluss des Freihandelsabkommens mit den Efta-Staaten eine wichtige Rolle. Heckner erkannte den Moment für das Abkommen und wendete sich an Seco-Direktorin Budliger Artieda. Ein Instinkt, der für die Schweiz in den kommenden Tagen viel wert sein könnte.
Für dies müsste Heckner jedoch erst den Kontakt zu den richtigen Leuten in der Trump-Administration finden. Denn dies schien in der Vergangenheit nicht ganz so einfach gewesen zu sein.
Und bei diesem Kontaktaufbau rückt er ins Schweizer Rampenlicht: Edward McMullen, ehemaliger US-Botschafter in der Schweiz. Ihm werde eine hohe Affinität zur Schweiz zugesprochen, wie die NZZ schreibt. Zudem habe er einen guten Draht zum US-Präsidenten und dessen nächstem Umfeld. McMullen habe der Schweiz in Washington mehrmals als Türöffner gedient.
Auf die Frage, ob er diese Rolle offiziell übernehmen würde, antwortete der Amerikaner gemäss der NZZ bloss: «Das läuft bereits.»
Die Medikamentenhersteller stehen im Zentrum von Trumps Zöllen. Grosse Schweizer Konzerne wie Roche und Novartis sind zwar von den ersten Zöllen ausgenommen, doch Trump sagt klar, dass er tiefere Preise für Medikamente in den USA wolle.
Im Zuge dessen erhielten auch die Schweizer Pharmaunternehmen einen Brief vom US-Präsidenten, in dem er die Preissenkung für Medikamente in den USA forderte. Auch Novartis-CEO Vas Narasimhan hatte Post aus Washington bekommen.
Wenn es nun darum geht, Trump ein attraktives Angebot zu machen, könnte der Novartis-CEO eine grosse Rolle spielen. Die Pharmabranche könnte für den Bundesrat und entsprechend für die Schweiz im Zollstreit mit Trump ein Ass im Ärmel sein – wenn dieses denn richtig eingesetzt wird. (nib)