56, 59, 62, 60, 64, 60, 61 – so alt sind die sieben Bundesrätinnen und Bundesräte. Da der 59-jährige Beat Jans den 51-jährigen Alain Berset ersetzt und alle anderen Regierungsmitglieder ein Jahr älter geworden sind, ist das Durchschnittsalter des Bundesrats gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen: von 58,1 Jahre auf 60,3 Jahre.
So alt war die Schweizer Regierung zuletzt vor 45 Jahren im Jahr 1978. Nur viermal war der Bundesrat zum Zeitpunkt, als ein neues Mitglied ins siebenköpfige Gremium gewählt wurde, gar noch älter: Zwischen 1908 und 1912 stieg das Durchschnittsalter des Bundesrats zwischendurch auf den Rekordwert von 63,3 Jahren.
Doch auch mit einem Durchschnittsalter von 60,3 Jahren hat die Schweiz eine der ältesten Regierungen Europas. Die Ministerinnen und Minister der Nachbarstaaten Deutschland (53,5), Frankreich (48,5) und Österreich (50,4) sind deutlich jünger, Italien hat mit einem Altersdurchschnitt von 61,1 Jahren dagegen eine noch ältere Regierung.
Gar noch älter ist das Kabinett von US-Präsident Joe Biden: Die 15 Minister sind im Schnitt genau 62 Jahre alt. Extrem junge Regierungen haben dagegen die skandinavischen Länder Schweden, Dänemark und Norwegen, in deren Regierungen aber auch deutlich mehr Ministerinnen und Minister sitzen.
Dass die Schweiz mit ihren sieben Ministerinnen und Ministern die weltweit mit Abstand kleinste Regierung hat, sei mit ein Grund, warum das Durchschnittsalter derart hoch sei, glaubt Sean Müller, Politologieprofessor an der Universität Lausanne. In anderen Staaten gebe es erstens mehr Ministerien und zweitens würden kleinere, unbedeutendere Ministerposten an jüngere Politikerinnen und Politiker vergeben, damit sie dort Regierungserfahrung sammeln könnten, erklärte er Anfang Woche gegenüber dem «Tages-Anzeiger». «Das Bild sähe in der Schweiz mit grosser Wahrscheinlichkeit anders aus, wenn gewisse Staatssekretariate in der Gesamtrechnung auftauchten», mutmasst Müller.
Der Politologe nennt aber noch einen weiteren Grund, warum Bundesräte älter sind als ihre ausländischen Amtskollegen. In der Schweiz habe eine Bundesrätin oder ein Bundesrat in der Regel eine ganze politische Karriere in der Gemeinde oder dem Heimatkanton hinter sich, bis er oder sie ins höchste politische Amt gelange, so Müller.
Im Ausland sei das teils ganz anders, wie das Beispiel von Emmanuel Macron zeige. Der 45-jährige französische Staatspräsident trat in der nationalen Politik nie wirklich in Erscheinung, bevor das französische Volk ihn 2017 als Novize mit einer neuen starken politischen Bewegung im Rücken direkt ins Präsidialamt hievte.