Vielleicht, weil alle relativ entspannt den Apéro und das Geselligsein geniessen können?
Sehr lang. Nicht wenige Gläser sind deshalb eher halbleer als halbvoll. Der Stimmung tut das keinen Abbruch.
Es hat eine zweite Bar, nur wisse das hier fast niemand, sagt Kollege Peter Blunschi grinsend. Sein Glas ist tatsächlich voll.
Mehrere Personen aus der SP sagen offen, für sie sei FDP-Bundesrat Ignazio Cassis unwählbar.
Doch sie könnten auch nicht einfach den Grünen-Bundesratskandidaten Gerhard Andrey auf den Wahlzettel schreiben, damit würden sie der FDP einen «zu harten Denkzettel» verpassen und für nachhaltig schlechte Stimmung sorgen. Weil Andrey kaum gewählt werde, sei es dieses Manöver nicht wert.
Was also tun?
«Eine Nacht darüber schlafen», sagt eine Person aus der SP, «und dann wohl einen dritten Namen auf den Zettel schreiben».
Der Grüne-Bundesratskandidat ist ebenfalls im Bellevue. Gerhard Andrey ist gut gelaunt und plaudert. Offiziell mag er aber keine Aussagen mehr machen. Auch nicht darüber, wie er seine Chance, gewählt zu werden, einschätze.
Nur so viel: «Ich werde gut schlafen.»
Nachtrag zu diesem Punkt: Der Basler SP-Regierungspräsident Beat Jans und SP-Nationalrat Jon Pult sind nicht anwesend. Dafür aber SP-Ständerat Daniel Jositsch. Auch er mag keine offiziellen Statements geben.
Eine Parlamentariergruppe rund um die Basler Nationalrätin Katja Christ (GLP) werweisst derweil über den Dauerregen. Christen wohnt während der Sessionen stets in der Jugendherberge direkt an der Aare. Ganz genau beobachte sie den Wasserstand, seit Tagen schon.
Und: Dieser steige. Kontinuierlich.
Frau Christ, Sie machen sich nicht ernsthaft Sorgen, dass die Aare über die Ufer tritt?
Pause.
«Doch, ehrlich gesagt schon», sagt sie. Zum Glück habe sie diese Woche vom Parterre rauf in den dritten Stock zügeln können.
Die Gläser sind nun aufs Mal alle ziemlich gut gefüllt.
Die Temperatur ebenfalls.
Neo-Nationalrätin Anna Rosenwasser (SP/ZH) findet alles «etwas überwältigend». Erste Session – und dann gleich eine Gesamterneuerungswahl, das sei schon ein steiler Einstieg.
Ob Beat Jans oder Jon Pult oder sonst jemand gewählt werde? Dazu will sich Rosenwasser nicht äussern. Noch habe sie den Welpen-Bonus, und könne es sich leisten, nicht alles zu wissen.
Im Nebenraum, ganz aussen am Rand, diskutieren Grünen-Chef Balthasar Glättli und Andrey. Glättli gestikuliert dabei ziemlich. Was sie wohl zu besprechen haben, zu so fortgeschrittener Stunde? (Doch noch ein Geheimplan?)
Mitte-Fraktionschef Philipp Bregy amüsiert sich bestens: «Das hier, das ist wie die Streetparade der Politiker», sagt er.
Dann wird Bregy ernst: Spielchen gäbe es keine.
«Es bleibt langweilig.»
Bevor die Handykameras aufkamen, waren auch noch die Berner Cabarets voller Politiker.