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Golden Visa in der Schweiz nehmen massiv zu

Mit viel Geld gibt's die Aufenthaltsbewilligung – «Golden Visa» boomen in der Schweiz

Das Geschäft mit gekauften Aufenthaltsbewilligungen boomt: Die Zahl der Visa hat seit 2023 über 20 Prozent zugenommen.
30.04.2025, 11:2830.04.2025, 15:48
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Eine «Gold Card» für 5 Millionen US-Dollar und im Gegenzug unbegrenztes Aufenthaltsrecht in den Vereinigten Staaten: Dieses Angebot gab die US-Regierung im Februar bekannt. Ein ähnliches Geschäftsmodell existiert auch in der Schweiz – und das bereits seit Jahren.

President Donald Trump holds up the $5 million gold card as he speaks to reporters while in flight on board Air Force One, en route to Miami, Thursday, April 3, 2025. (Pool via AP)
Trump zeigt Anfang April seine «goldene Karte», seine Idee für ein Einwanderungsvisum im Wert von 5 Millionen Dollar.Bild: AP

In der Schweiz besitzen laut einem Bericht von Tamedia derzeit 496 Personen ein sogenanntes «Golden Visa».

Wie gelangt man an ein «Golden Visa»? Wer über das nötige Vermögen verfügt, kann trotz fehlender gesetzlicher Voraussetzungen eine Aufenthaltsbewilligung erhalten. Rechtsgrundlage dafür ist Artikel 30 des Ausländer- und Integrationsgesetzes (AIG), der seit 2008 in Kraft ist. Er erlaubt es den Kantonen, Personen aus Drittstaaten – also ausserhalb der EU und EFTA – eine Niederlassungsbewilligung zu erteilen, wenn «wichtige öffentliche Interessen» vorliegen.

In der Praxis zeigt sich aber: Für viele Kantone ist vor allem die Zahlungsbereitschaft ausschlaggebend. Wer bereit ist, einen bestimmten Betrag jährlich in Form von Steuern zu entrichten, darf bleiben. Dieses rechtliche Schlupfloch ist unter dem Begriff «Golden Visa» bekannt geworden.

Immer mehr Visa für Chinesen und Chinesinnen

Die Zahl jener Visa sei in den letzten zwei Jahren um 22 Prozent gestiegen, schreibt der «Tages-Anzeiger» unter Berufung auf aktuelle Zahlen des Staatssekretariats für Migration (SEM). Was auffällt: Jahrelang sind es vor allem reiche Russinnen und Russen gewesen, die sich in der Schweiz niederliessen. Neuerdings kämen aber zunehmend auch Leute aus China, den USA und Grossbritannien.

Aber die Vermögenden aus Russland sind nach wie vor an der Spitze der Rangliste – die Anzahl der Russen und Russinnen hat trotz des Ukrainekriegs leicht zugenommen.

Prominente Fälle

Als prominentester «Golden Visa»-Besitzer der Schweiz gelte der britische Popstar Robbie Williams, der im Kanton Bern lebe, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

Im Sommer 2023 zog er mit seiner Familie ins Berner Oberland, genauer nach Gstaad. Dort bewohnt er gemeinsam mit seiner Frau Ayda Field und den gemeinsamen Kindern ein rund 400 Quadratmeter grosses Chalet mit sechs Schlafzimmern, etwas abseits des Dorfzentrums. Wie hoch seine Steuerzahlung ausfällt, ist nicht bekannt.

Fachleute schätzen jedoch, dass sie bei mindestens 500’000 Franken jährlich liegt – jener Schwelle, ab der im Kanton Bern in der Regel eine Aufenthaltsbewilligung erteilt wird.

Robbie Williams arrives at the FIFA Club World Cup 2025 Trophy Tour Thursday, Jan. 16, 2025, in New York. (AP Photo/Pamela Smith)
Robbie Williams
Mit seiner Familie wohnt Williams seit 2020 in der Schweiz. Am Genfersee haben sie einen Grossteil der Pandemie verbracht. Anfang September 2023 zog er nach Gstaad.Bild: keystone

Weltweiter Ansturm auf «Golden Visa»

Der Zürcher Wirtschaftsanwalt Enzo Caputo berät wohlhabende Kundinnen und Kunden aus aller Welt, die ihr Vermögen in der Schweiz anlegen und sich hier niederlassen wollen. Das Interesse an den «Golden Visa» sei ungebrochen – nicht nur in der Schweiz, sondern global. Caputo erklärt gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Reiche Menschen wollen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten Optionen haben.»

Davon profitiere auch die Schweiz. Im internationalen Vergleich sieht Caputo die Schweizer Regeln jedoch als vergleichsweise streng. «Hier kannst du dich nicht nur sieben Tage im Jahr aufhalten und fünf Jahre später die Einbürgerung beantragen», sagt er. Das müsse er potenziellen Kunden jeweils frühzeitig deutlich machen. Für die kommenden Jahre erwartet der Anwalt vor allem verstärkt Zuzüge aus den Vereinigten Staaten: «Diese Bewegung hat bereits begonnen.»

Vorstoss 2022 gescheitert

Bereits 2022 wollten drei Zürcher Nationalräte, namentlich Céline Widmer von der SP (46, ZH), Corina Gredig (37, ZH) von den Grünliberalen und der ehemalige Grünen-Präsident Balthasar Glättli (53, ZH), das juristische Schlupfloch stopfen. Sie beantragten in der Staatspolitischen Kommission die ersatzlose Streichung der Ausnahmeregelung, jedoch erfolglos. Der Vorstoss kam im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zustande, denn 2022 sollen 85 Russinnen und Russen in der Schweiz ein solches «Goldenes Visum» erhalten haben. (les)

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107 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Massalia
30.04.2025 12:01registriert Juni 2021
Wer über das nötige Vermögen verfügt, kann trotz fehlender gesetzlicher Voraussetzungen eine Aufenthaltsbewilligung erhalten.

Sprich: Wer genügend Geld hat, für den gelten unsere Gesetze nicht.

Was soll man da noch dazu sagen?
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Schlaf
30.04.2025 12:09registriert Oktober 2019
Erstaunt?

Die CH ist einer der grössten Bücklinge vor dem lieben Geld.
Geld kommt in der CH schon lange vor der Moral.
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CISG
30.04.2025 11:59registriert Oktober 2023
Und sich dann wundern das die Immobilienpreise steigen? Gebürtige Schweizer müssen auf dem freuen Markt dann gegen Multimillionäre und Multimilliardäre bestehen und notfalls den Kanton oder gar das Land verlassen. Siehe Kanton Zug, dort hört man vielerorts mehr Englisch statt Schweizerdeutsch. Typisch bürgerliche Politik gegen das eigene Volk.
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