Schweiz
Christoph Blocher

So reagieren Politiker auf Blochers neue Bundesrats-Ambitionen

Alt-Bundesrat Christoph Blocher an der Delegiertenversammlung der Schweizerischen Volkspartei SVP in Balsthal, am Samstag, 25. Januar 2025. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Mischt in Bundesbern nach wie vor mit: alt Bundesrat Christoph Blocher.Bild: keystone

So reagieren Politiker auf Blochers neue Bundesrats-Ambitionen

Einige Parlamentarier reagieren mit Spott auf die Erklärung von Christoph Blocher, er könnte selber noch einmal Bundesrat werden. Andere vermuten ein Ablenkungsmanöver - zugunsten eines der beiden Mitte-Kandidaten.
12.02.2025, 10:02
Francesco Benini / ch media
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Christoph Blocher hat das Parlament in Staunen versetzt mit seinen Einlassungen zur Bundesratswahl. Der SVP-Doyen sagte CH Media drei Dinge: Erstens, das Bundesparlament brauche sich am 12. März nicht an das Kandidatenticket der Mitte zu halten. Es sei zweitens sogar die Wahl eines Politikers möglich, der nicht der Mitte-Partei angehöre. Drittens stehe er selber zur Verfügung, um das Verteidigungsdepartement bis Ende 2027 in Ordnung zu bringen.

Wie reagieren die Parteien auf diese Äusserungen? FDP-Präsident Thierry Burkart weist Blochers Vorstoss zurück. Burkart erklärt: «Sofern die Mitte unserer Forderung nachkommt und am 21. Februar mindestens zwei valable Kandidierende präsentiert, hält sich die FDP an das Ticket.» Und: «Die Mitte hat Anspruch auf den frei werdenden Sitz.» Nun kann man einwenden: Was ist, wenn die Freisinnigen die Mitte-Kandidaten als nicht «valabel» einstufen? Normalerweise sind die Fraktionen aber grosszügig bei der Auslegung dieses Prädikats.

Die Grünen geben sich zahm, weichen aber aus

Die Präsidentin der Grünen, Lisa Mazzone, erklärt: «Die Mitte hat, wie die Grünen, aufgrund der Parteistärke Anspruch auf einen Sitz. Wir stellen das nicht infrage.» Mazzone sagt aber nichts zum Thema, ob für sie die Wahl eines nicht nominierten Mitte-Politikers denkbar ist. Auch der Präsident der Grünliberalen, Jürg Grossen, hält sich in diesem Punkt eine Hintertür offen.

«Wir werden die beiden nominierten Mitte-Kandidaten anhören und wie immer auf Herz und Nieren prüfen. Am Ende entscheidet die Fraktion und letztlich jede Parlamentarierin, jeder Parlamentarier selbst», sagt Grossen. Der Sitz gehöre der Mitte. «Stand heute» könne er sich die Wahl eines Politikers aus einer anderen Partei nicht vorstellen.

Jon Pult, SP-GR, spricht waehrend der Debatte um die Legislaturplanung 2023-2027, waehrend einer Sondersession des Nationalrats, am Dienstag, 16. April 2024, im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Peter Kl ...
Hält nicht viel von Blochers Äusserungen: SP-Nationalrat Jon Pult.Bild: keystone

Scharf fällt die Reaktion von SP-Nationalrat Jon Pult auf Blochers Erklärungen aus. Pult sagt: «Das ist die peinliche und lächerliche Aktion eines 84-Jährigen, der nicht mehr so viel Aufmerksamkeit bekommt und nicht mehr so viel Einfluss hat wie zu seinen besseren Zeiten.»

Am Ende werde sich die SVP für Markus Ritter aussprechen

Pult will nicht sagen, ob die Sozialdemokraten die Wahl eines Nichtnominierten in Betracht ziehen. Mehrere Politiker aus dem Mitte-links-Lager interpretieren Blochers Positionsbezug so: Die SVP-Spitze sei klar für die Wahl von Nationalrat Markus Ritter. Zwischen dem Präsidenten des Bauernverbandes und der Volkspartei gebe es eine ziemlich grosse Übereinstimmung. Nun lenke Blocher davon ab, indem er sage: Vielleicht wähle die SVP gar keinen Mitte-Kandidaten. Er selber könne sich vorstellen, noch einmal Bundesrat zu werden.

«Das ist ein klassisches Ablenkungsmanöver», meint ein Parlamentarier der SP. Blocher wisse genau, dass er ohne Chance sei am 12. März. Die SVP sorge nun für ein wenig Konfusion und werde sich dann geschlossen hinter Markus Ritter stellen, gegen den Zuger Regierungsrat Martin Pfister.

Und was sagt Mitte-Präsident Gerhard Pfister zur Meinung Blochers, dass man der Mitte den Sitz im Bundesrat wegnehmen könnte? Pfister lässt eine Anfrage unbeantwortet. Ob aus Gleichgültigkeit oder Besorgnis, ist nicht bekannt.

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129 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bcZcity
12.02.2025 10:30registriert November 2016
Was gibt es da zu reagieren?

Diesen milliardenschweren Opa sollte man in der aktuellen Politik einfach ignorieren. Er hatte seine Zeit, er war erfolgreiche, er war Bundesrat, er wurde abgewählt und die SVP ist seit dem noch viel mehr in der Dauer Opposition.

Lächerlich!
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Optimus_Maximus
12.02.2025 11:24registriert Juni 2023
Blocher war komplett überfordert als Bundesrat und musste deshalb abgewählt werden - ein für die Schweiz ziemlich radikaler Schnitt. Er stellt es natürlich als Intrige seiner politischen Gegner dar. Das darf er gerne so sehen, aber hätte er nicht auf ganzer Linie versagt, dann wäre eine Abwahl niemals erfolgreich gewesen. Herr Blocher wäre sicher ein ordentlicher Zirkusdirektor, aber als Bundesrat taugt er nicht.
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TanookiStormtrooper
12.02.2025 10:59registriert August 2015
Irgendwie ganz schön traurig, hat dieser verbitterte alte Mann seine Abwahl immer noch nicht überwunden. Nach bald 18 Jahren könnte man mal damit abschliessen.
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