Der watson-User Stephan ist überzeugt, dass Coop die Programmierung der Self-Checkout-Kassen im Herbst angepasst hat und die Kontrollen seither systematisch durchgeführt werden – und nicht mehr zufällig.
Er stützt seine Theorie auf eine Excel-Liste, in der er seine Einkäufe fortlaufend dokumentiert. Gemäss Aufstellung wurde er zwischen Januar 2020 und Mitte September 2024 insgesamt nur vier Mal kontrolliert.
Seit dem 19. September gerät Stephan plötzlich bei jedem seiner Wocheneinkäufe in die Stichprobe – 18 Mal in Folge und innerhalb von drei Monaten. «Man muss wirklich kein Mathematiker sein, um beurteilen zu können, dass diese Frequenz unmöglich per Zufallsprinzip zustande kommen kann», schreibt er der watson-Redaktion. Er ist überzeugt, dass eine Kombination der folgenden Faktoren an der Kasse eine Kontrolle auslöst:
Stephan fasste seine Theorie in einem Video zusammen, in dem er auch eine Aufnahme seines Einkaufs vom 16. Januar zeigte – und natürlich erfolgte prompt wieder eine Kontrolle. Für ihn steht fest: «Mit Zufall hat das nichts mehr zu tun!»
Auch zusätzliche Testkäufe bestätigten Stephans Theorie: Beim Einkaufen mit der Supercard seiner Partnerin und mit Summen unter 100 Franken habe es keine einzige Kontrolle gegeben, sagt er.
Stephan ist aber nicht der Einzige, der in letzter Zeit häufiger in die Stichprobe gerät. Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» berichtete im Dezember über die vermehrten Kontrollen. Daraufhin meldeten sich Dutzende Coop-Kundinnen und -Kunden bei der Redaktion und bestätigten eine Häufung der Kontrollen.
Was steckt also hinter den verstärkten Kontrollen? Laut FAQ auf der Coop-Webseite handelt es sich um «vereinzelte Stichproben». Nach den vielen Reaktionen auf die Berichterstattung von SRF kommen an dieser Aussage allerdings zunehmend Zweifel auf.
watson hat deshalb bei Coop nachgefragt. Stimmt die Vermutung, dass die Kontrollen an den Self-Checkout-Kassen intensiviert wurden? «Stichproben an den Self-Checkout-Kassen erfolgen grundsätzlich nach dem Zufallsprinzip», schreibt die Medienstelle. Weiter heisst es in der Antwort: «Unsere Self-Checkout-Kassen werden laufend weiterentwickelt.» Weitere Details will die Mediensprecherin mit Verweis auf sicherheitsrelevante Aspekte aber nicht preisgeben.
Von offizieller Stelle erfährt man also nichts. Die Stellungnahme ist aber dennoch interessant. Der Begriff «grundsätzlich» und der Hinweis auf «eine laufende Weiterentwicklung» lassen darauf schliessen, dass tatsächlich eine Methodik hinter den Kontrollen stecken könnte. Und falls diese kürzlich verschärft wurde, bleibt die Frage: Was war der Auslöser?
In den Läden selbst gibt es offenbar Antworten. Gegenüber SRF berichteten mehrere Kundinnen und Kunden, dass das Personal in den Filialen vermehrte Diebstähle als Grund für die häufigeren Stichproben genannt habe. Das könnte eine plausible Erklärung sein – die Ladendiebstähle sind in den letzten Jahren angestiegen. Zwischen 2022 und 2023 gab es knapp 4'500 Fälle mehr. Anteilsmässig ist der Anstieg aber nur gering, nämlich 0,2 Prozent.
Leider wollte Coop auch dazu nichts sagen, man nehme öffentlich keine Stellung zu Diebstahlstatistiken. Die Mediensprecherin betonte jedoch: «Die Mehrheit unserer Kundinnen und Kunden ist ehrlich.»
Ja selbstverständlich werden Stichproben häufiger bei Menschen gemacht, deren Warenwert > 100 Fr. wie bei jemandem, welcher bloss das Znünibrötli einscannt.
Alles andere wäre fahrlässig unverständlich von Coop und vor allem eine krasse Fehlallokation der begrenzten Mittel.
Unfassbar, über was sich die Leute alles empören (wollen).