Schweiz
Coronavirus

Das sagt die Task-Force-Chefin zu Omikron und zur aktuellen Lage

«Delta bleibt unser Hauptproblem» – das sagt die Task-Force-Chefin zur aktuellen Lage

Nach Delta nun Omikron. Die neue Virusvariante aus Südafrika sorgt weltweit für grosse Besorgnis. Was bedeutet die neue Variante für die Schweiz? Task-Force-Chefin Tanja Stadler über Omikron, das Boostern und die Massnahmen.
28.11.2021, 05:3628.11.2021, 12:59
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Bisher sei Omikron in der Schweiz noch nicht nachgewiesen worden, sagt Tanja Stadler im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Virusvariante die Schweiz schon erreicht habe, so die Task-Force-Chefin weiter. Bisher sei allerdings keine grössere Zirkulation beobachtet worden, weshalb dieses Zeitfenster jetzt zur Vorbereitung genutzt werden müsse. Denn: «Dass Omikron den Weg in die Schweiz findet, damit ist zu rechnen.»

«Dass Omikron den Weg in die Schweiz findet, damit ist zu rechnen.»

Dennoch solle bei Einreisen sicher das Risiko minimiert werden, dass die Variante in die Schweiz kommt – beispielsweise durch Quarantäne, Tests und Einreisebeschränkungen. Weichen die PCR-Tests von der vorherrschenden Delta-Variante ab, würden diese in den Laboren sequenziert werden.

Tanja Stadler, Praesidentin, National COVID-19 Science Task Force, spricht an einem Point de Presse zur Covid 19 Situation, am Dienstag, 26. Oktober 2021, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Tanja Stadler ist seit August Präsidentin der nationalen Covid-19-Science-Task-Force.Bild: keystone

Die Virusvariante müsse ernst genommen werden, sagt Stadler: «Omikron weist mehr als 30 Mutationen im Stachelprotein auf. Dies könnte dazu führen, dass unsere Immunzellen weniger gut andocken können.» Inwieweit Omikron den Impfschutz umgehen könne und zu schweren Verläufen führe, sei allerdings noch nicht klar. Dafür lägen noch zu wenig empirische Daten vor.

Die neue Mutation wirft wieder Fragen über die globale Impfstrategie auf. «Hätte man nicht alle Kraft in Erstimpfungen möglichst vieler Menschen weltweit investieren müssen statt in die Drittimpfung in reichen Ländern?», möchte die NZZ von Stadler wissen. Man solle das eine tun und das andere nicht lassen, antwortet diese. Corona sei ein globales Problem, dass eine möglichst hohe Immunität erfordere, daher ergäben Auffrischimpfungen in der Schweiz sehr viel Sinn – auch wenn noch nicht klar sei, ob die neue Variante die Impfwirkung umgehe.

«Auch wenn jetzt Omikron aufgetaucht ist, bleibt unser Hauptproblem die nächsten Wochen Delta.»

«Auch wenn jetzt Omikron aufgetaucht ist, bleibt unser Hauptproblem die nächsten Wochen Delta», so Stadler weiter. Und da könne mit dem Booster extrem viel erreicht werden.

Richard Neher, Mitglied der Taskforce schlägt diesbezüglich weitere Massnahmen vor: Die Frist zwischen der zweiten und dritten Impfung sollte von sechs auf vier bis fünf Monate verkürzt werden, sagte Neher gegenüber der «SonntagsZeitung». Wegen der aktuell geltenden Frist könnten sich sehr viele Menschen in der Schweiz bis Ende Jahr noch gar nicht boostern lassen. Weil sich die Zahlen der Neuinfektionen bereits auf sehr hohem Niveau bewegten, genüge es nicht, den Anstieg zu bremsen.

Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe «Evolution von Viren und Bakterien» an der Universität Basel
Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe «Evolution von Viren und Bakterien» an der Universität Basel.Bild: Universität Basel

Eine Senkung sei nötig. Dazu brauche es weitere Massnahmen, sagte Neher weiter. Wenn die Bevölkerung in den nächsten drei Wochen soviel wie möglich boostere, lasse sich Weihnachten retten.

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Auf die Frage, ob die angekündigten Massnahmen in den Kantonen ausreichend seien, reagiert Stadler ausweichend: Sie stelle jedenfalls fest, dass die Sensibilisierung gestiegen sei und die Mensch mehr Eigenverantwortung übernehmen würden. Schlussendlich hänge die Dynamik von den behördlichen Massnahmen, aber auch vom individuellen Verhalten der Menschen ab.

Hat denn diese Pandemie je ein Ende? Das Virus werde nicht mehr weggehen, antwortet Stadler. Es werde sich zwar verändern, aber auch die Menschen werden eine immer robustere Immunantwort aufbauen. Dadurch könne man sich zwar nach wie vor infizieren, erleide aber weniger schwere Verläufe. Die Pandemie sei vorbei, wenn man diesen Zustand erreicht habe. Doch wie lange es bis dahin noch gehe und was sich das Virus bis dahin alles noch einfallen lasse, das sei die grosse Unbekannte. (saw)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fairness
28.11.2021 07:19registriert Dezember 2018
Dann hoffen wir mal, Omikron ist nur ein Weckruf, für alle die trotz hochansteckendem Delta zur Normalität zurück gegangen sind.
Ich kann all die Maskenträger mit der Nase draussen nicht mehr sehen. Sieht einfach gruslig aus. Gemäss einer südafrikanischen Ärztin, die 24 (junge) Patienten mit Omikron behandelt hat, war deren Verlauf milde (primär grosse Müdigkeit ohne Langzeitfolgen). Mehr Vernunft, Rücksicht, Anstand, Respekt und Beachten der Hygieneregeln wären mehr als angebracht. Impfen sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
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Barth Simpson
28.11.2021 07:06registriert August 2020
Dass sich Omikron nicht mehr stoppen lässt, dürfte bereits Allen klar sein. Bleibt die Hoffnung, dass diese Mutation der natürlichen Evolution (ansteckender, aber weniger tödlich) folgt. Ich werde diesem Prinzip Hoffnung aber nicht folgen und habe soeben meinen Boostertermin gebucht - obwohl ich auch darauf nicht mehr 'meinen Allerwertesten' verwetten würde.
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Mira Bond
28.11.2021 08:18registriert Oktober 2016
Immerhin redet Stadler immer Klartext und fackelt nicht lange. Schade sitzt sie nicht beim BAG…
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