Bisher sei Omikron in der Schweiz noch nicht nachgewiesen worden, sagt Tanja Stadler im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Virusvariante die Schweiz schon erreicht habe, so die Task-Force-Chefin weiter. Bisher sei allerdings keine grössere Zirkulation beobachtet worden, weshalb dieses Zeitfenster jetzt zur Vorbereitung genutzt werden müsse. Denn: «Dass Omikron den Weg in die Schweiz findet, damit ist zu rechnen.»
Dennoch solle bei Einreisen sicher das Risiko minimiert werden, dass die Variante in die Schweiz kommt – beispielsweise durch Quarantäne, Tests und Einreisebeschränkungen. Weichen die PCR-Tests von der vorherrschenden Delta-Variante ab, würden diese in den Laboren sequenziert werden.
Die Virusvariante müsse ernst genommen werden, sagt Stadler: «Omikron weist mehr als 30 Mutationen im Stachelprotein auf. Dies könnte dazu führen, dass unsere Immunzellen weniger gut andocken können.» Inwieweit Omikron den Impfschutz umgehen könne und zu schweren Verläufen führe, sei allerdings noch nicht klar. Dafür lägen noch zu wenig empirische Daten vor.
Die neue Mutation wirft wieder Fragen über die globale Impfstrategie auf. «Hätte man nicht alle Kraft in Erstimpfungen möglichst vieler Menschen weltweit investieren müssen statt in die Drittimpfung in reichen Ländern?», möchte die NZZ von Stadler wissen. Man solle das eine tun und das andere nicht lassen, antwortet diese. Corona sei ein globales Problem, dass eine möglichst hohe Immunität erfordere, daher ergäben Auffrischimpfungen in der Schweiz sehr viel Sinn – auch wenn noch nicht klar sei, ob die neue Variante die Impfwirkung umgehe.
«Auch wenn jetzt Omikron aufgetaucht ist, bleibt unser Hauptproblem die nächsten Wochen Delta», so Stadler weiter. Und da könne mit dem Booster extrem viel erreicht werden.
Richard Neher, Mitglied der Taskforce schlägt diesbezüglich weitere Massnahmen vor: Die Frist zwischen der zweiten und dritten Impfung sollte von sechs auf vier bis fünf Monate verkürzt werden, sagte Neher gegenüber der «SonntagsZeitung». Wegen der aktuell geltenden Frist könnten sich sehr viele Menschen in der Schweiz bis Ende Jahr noch gar nicht boostern lassen. Weil sich die Zahlen der Neuinfektionen bereits auf sehr hohem Niveau bewegten, genüge es nicht, den Anstieg zu bremsen.
Eine Senkung sei nötig. Dazu brauche es weitere Massnahmen, sagte Neher weiter. Wenn die Bevölkerung in den nächsten drei Wochen soviel wie möglich boostere, lasse sich Weihnachten retten.
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Auf die Frage, ob die angekündigten Massnahmen in den Kantonen ausreichend seien, reagiert Stadler ausweichend: Sie stelle jedenfalls fest, dass die Sensibilisierung gestiegen sei und die Mensch mehr Eigenverantwortung übernehmen würden. Schlussendlich hänge die Dynamik von den behördlichen Massnahmen, aber auch vom individuellen Verhalten der Menschen ab.
Hat denn diese Pandemie je ein Ende? Das Virus werde nicht mehr weggehen, antwortet Stadler. Es werde sich zwar verändern, aber auch die Menschen werden eine immer robustere Immunantwort aufbauen. Dadurch könne man sich zwar nach wie vor infizieren, erleide aber weniger schwere Verläufe. Die Pandemie sei vorbei, wenn man diesen Zustand erreicht habe. Doch wie lange es bis dahin noch gehe und was sich das Virus bis dahin alles noch einfallen lasse, das sei die grosse Unbekannte. (saw)
Fairness
Ich kann all die Maskenträger mit der Nase draussen nicht mehr sehen. Sieht einfach gruslig aus. Gemäss einer südafrikanischen Ärztin, die 24 (junge) Patienten mit Omikron behandelt hat, war deren Verlauf milde (primär grosse Müdigkeit ohne Langzeitfolgen). Mehr Vernunft, Rücksicht, Anstand, Respekt und Beachten der Hygieneregeln wären mehr als angebracht. Impfen sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
Barth Simpson
Mira Bond