Aktuell verfügt die Schweiz insgesamt über gut 1000 Betten auf Intensivstationen. Rund 100 Betten sind dabei von Covid-19-Patienten und gut 600 Betten von übrigen Patienten belegt. Die Intensivstationen sind also zu rund zwei Dritteln gefüllt. Das zeigt das Beinahe-Real-Time-Monitoring der ETH.
Die Daten aus dem Monitoring ergeben folgendes Bild (Stand Mittwochabend):
Die Zahlen stammen von den Intensivstationen der Spitäler und sind im IES-System der Schweizer Armee erfasst. Daraus ergibt sich eine gesamtschweizerische Übersicht der Lage in den Spitälern, es ist damit eines der wichtigsten Monitorings in der Corona-Pandemie.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Auslastung ab Ende März – seit dann müssen die Spitäler Daten zu Covid-19-Patienten erfassen und dem koordinierten Sanitätsdienst der Schweizer Armee melden.
Die Grafik zeigt die Entwicklung während der ersten Welle von März/April bis heute. Gut zu sehen ist einerseits, wie die Kapazitäten auf den Intensivstationen im April deutlich ausgebaut wurden – zeitweise standen über 1600 Betten bereit.
Gleichzeitig nahmen damals die Non-Covid-19-Patienten deutlich ab. Grund dafür ist einerseits, dass nicht dringende Operationen wie beispielsweise Organtransplantationen verschoben wurden. Einige Patienten, die nach einer solchen Operation normalerweise auf die Intensivstation kommen, fehlten also. Zudem führte das verminderte Verkehrsaufkommen insbesondere während der «Lockdown-Zeit» zu weniger Unfallopfern.
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Die Kurve der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen stieg in den letzten Tagen an. Allerdings sind wir von einem Kapazitätsengpass noch deutlich entfernt.
Eine Prognose für die kommenden Tage zu wagen, ist mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden. Das zeigt alleine eine Auswertung der ETH Zürich rund um das Team von Professor Thomas Van Boeckel. Die drei unterschiedlichen Berechnungsmodelle kommen zu teilweise sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
So sagt beispielsweise ein Modell (Modell MG) für den Kanton St.Gallen voraus, dass es in einer Woche 11 Intensiv-Betten zu wenig habe. Ein anderes Modell (Modell CZ) sagt allerdings für den gleichen Zeitraum voraus, dass im Kanton St.Gallen noch immer 20 unbenutzte Betten bereit stehen werden.
Während die Situation auf nationaler Ebene noch entspannt aussieht, spitzte sie sich allerdings auf regionaler Ebene bereits zu. Entsprechende Warnungen gab es in den letzten Tagen aus Spitälern in Schwyz und im Wallis.
Die Übersicht der ETH zeigt auch, in welchen Kantonen noch wie viele Plätze frei sind. Angespannt ist die Situation im Kanton Solothurn, wo die Intensivstation laut ETH-Monitoring im Moment nur noch einen Platz frei hat.
Ebenfalls kritisch ist es im Kanton Basel-Stadt, wo 50 der 57 Plätze belegt sind. Im Kanton Schwyz, wo das Spital letzte Woche mit einem Video um Hilfe gebeten hat, sind sind 11 von 14 Plätzen belegt.
Rund zwei Drittel der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen müssen künstlich beatmet werden. Rund 800 der 1000 IPS-Betten in der Schweiz – also der allergrösste Teil – ist mit Beatmungsgeräten ausgerüstet. Derzeit ist die Situation auch hier entspannt.
Allerdings gilt zu beachten: Den aktuell stark steigenden Fallzahlen werden auch einige schwer erkrankte Patienten mit zeitlicher Verzögerung folgen, die auf verfügbare Intensivbetten und allenfalls Beatmungsgeräten angewiesen sind.