Schweiz
Coronavirus

Hälfte aller Schulkinder hat Corona -Antikörper – manche Long Covid

Die Hälfte aller Schulkinder hat Antikörper gegen Corona – manche kämpfen mit Long Covid

Die Anteile an Antikörpern steigen im Blut der Schülerinnen und Schüler stark an. Das zeigt die seit Beginn der Pandemie laufende Studie «Ciao Corona» der Universität Zürich.
04.02.2022, 12:1704.02.2022, 12:17
Bruno Knellwolf / ch media
Mehr «Schweiz»
Klassenlehrperson Tania Martinez und eine Schuelerin tragen Hygienemasken, um sich und andere gegen eine Uebertragung des Coronavirus zu schuetzen, in einem Schulzimmer der Schule Pfingstweid in Zueri ...
Studie lässt aufhorchen: Viele Infizierte in den Schulen.Bild: keystone

Seit Beginn der Pandemie wird mit der Studie «Ciao Corona» der Universität Zürich mit einem Langzeit-Monitoring erforscht, wie sich Sars-CoV-2 unter Schülerinnen und Schülern ausbreitet. Die heute publizierten Resultate der vierten Erhebung zeigen, wie sich seit Juni 2020 der Anteil der Antikörper entwickelt hat – wegen einer Impfung oder einer Infektion. Waren es am Anfang noch lediglich 3 Prozent der Schüler, sind es nun Ende 2021 46 Prozent mit Antikörpern. Dabei zeigen sich wie bei den drei früheren Untersuchungen von «Ciao Corona» keine Unterschiede zwischen Mädchen und Buben.

Die Antikörper wurden im Blut von rund 2000 Kindern und Jugendlichen aus 288 Klassen und 43 Schulen im Kanton Zürich gemessen. Die Hälfte der untersuchten Jugendlichen über 12 Jahre war zum Zeitpunkt der Untersuchung geimpft.

Etwa ein Drittel hat eine Infektion durchgemacht

Bei 25 Prozent der Schülerinnen und Schülern haben die Forscher eine durchgemachte Infektion zweifelsfrei feststellen können. Wahrscheinlich liege der effektive Anteil aber bei 30 bis 35 Prozent, schreiben die Studienautoren. Dieser Anteil lässt sich nur schätzen, weil eine Infektion bei einer geimpften Person nicht in jedem Fall eindeutig nachweisbar ist.

Eine Primarschuelerin haelt eine Kinder Maske auf einem Pausenplatz einer Schule, aufgenommen am Montag, 3. Januar 2022 in Zuerich. Die Maskentragpflicht im Kanton Zuerich wird mit dem Schulstart nach ...
Bild: keystone

Die aktuelle Untersuchung der Schülerinnen und Schüler fand Ende 2021 statt, als Omikron im Anflug, aber noch nicht dominant war. Allerdings ist auch Delta schon eine sehr ansteckende Variante, die dazu führte, dass in manchen Klassen über 90 Prozent der Schüler Antikörper aufweisen. Ist die Durchseuchung innerhalb einer Klasse so hoch, sinkt das Risiko einer Ansteckung für jene, die noch keine Antikörper haben. Dazu sagt Susi Kriemler, Studienleiterin und Epidemiologin an der Universität Zürich:

«Mit der gestiegenen Seroprävalenz steigt der Schutz vor schwereren Coronainfektionen, auch wenn Wiederansteckungen vorkommen können.»

Generell hat sich gezeigt, dass die Ansteckungsrate in der Sekundarschule durchschnittlich höher ist als in der Primarschule. Der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Antikörpern schwankt je nach Klasse zwischen 14 und 49 Prozent in der Primarschule beziehungsweise zwischen 54 und 87 Prozent in der Sekundarschule.

In der Sekundarschule ist die Impfquote altersbedingt deutlich höher und somit stammen bei den älteren Schülern viel mehr Antikörper aus der Impfung als bei Primarschülern. Vermutet wird zusätzlich auch, dass Sekundarschüler ausserhalb der Schule mehr Kontakte haben, die zu mehr Infektionen und Antikörpern führen.

Long-Covid-Anteil bleibt stabil bei den Kindern und Jugendlichen

Milo Puhan leitet die schweizweite Studie Corona Immunitas, welche die Ausbreitung und den Einfluss des Coronavirus untersucht. Darin wird auch laufend der Anteil von Long-Covid-Fällen beobachtet. Im Oktober 2021 sagte Puhan, dass 20 Prozent der Erwachsenen und bis 3 Prozent der Kinder zumindest über drei Monate hinaus Langzeitfolgen haben. In der aktuellen vierten Erhebung bestätigen sich diese Resultate ungefähr. Das Ergebnis stütze die Schätzung, dass 1 bis 2 Prozent der Kinder und Jugendlichen Symptome haben, die auf Long Covid hindeuten.

Der Vergleich der Daten aus der dritten und vierten Erhebung lässt im Weiteren darauf schliessen, dass unterschiedliche Virusvarianten, also der Wuhan-Wildtyp gegenüber Alpha, bei Kindern und Jugendlichen zu gleichen Langzeitfolgen führen. Die infektiöseren Varianten Delta und Omikron sind noch nicht berücksichtigt.

Die gesamte Immunantwort untersuchen

Das Team um Studienleiterin Susi Kriemler wird in den Schüler-Bluttests die neutralisierenden Antikörper und die Gedächtniszellen analysieren. So können Aussagen zur gesamten Immunantwort der Jugendlichen gemacht werden. Noch wisse man zu wenig über die Wirkung der einzelnen Bestandteile. «Wir werden versuchen herauszufinden, wie gut verschiedene Kombinationen dieser Bestandteile vor einer (Re-)Infektion schützen», sagt Kriemler auf der Website der Universität Zürich.

Die Kinder gehören, wenn sie ungeimpft sind, zum vulnerablen Teil der Bevölkerung. Sind vulnerable Personen nicht geimpft, tragen diese ein sehr hohes Risiko, das nach dem Wegfall der Massnahmen und der ungehinderten Zirkulation von Omikron noch grösser wird. Eine Infektion zu vermeiden, wird in den nächsten Wochen noch schwieriger. Wenn die Welle aber ab Mitte Februar wie erwartet abebbt, wird sich die Situation auch für diese Personen etwas entspannen. Noch mehr, wenn der Frühling kommt und die Infektionen saisonal nachlassen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das bunte Treiben der Coronasünder
1 / 11
Das bunte Treiben der Coronasünder
Credit-Suisse-Präsident António Horta-Osório hat zweimal gegen die Corona-Quarantäneregeln verstossen – einmal gegen schweizerische, ein zweites Mal gegen britische, weil er den Tennisfinal in Wimbledon live miterleben wollte. Die Folgen: für die Credit Suisse zahlreiche peinliche Schlagzeilen in der globalen Finanzpresse, für Horta-Osório selbst blieb nur noch der Rücktritt.
quelle: keystone / andy rain
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Bio-Lehrerin impft Schüler – ihr drohen 4 Jahre Haft
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
45 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ELMatador
04.02.2022 14:10registriert Februar 2020
Long COVID ist und bleibt unterberichtet. Ich denke viele würden ihre Eigenverantwortung viel höher gewichen, wenn ihnen das Ausmass von Long COVID bewusst werden würde.
5431
Melden
Zum Kommentar
avatar
Mareko
05.02.2022 05:57registriert Juli 2020
Wenn es um den Schutz von Kleinkindern, welche nicht geimpft werden können, und um denselbigen von Schulkindern geht, wage ich hier nochmals zu erwähnen, dass die WHO nach wie vor eine Niedrigstinzidenz-Strategie und die Impfung gegen Covid-19 empfiehlt. Mittlerweile gewöhne ich mich daran, deswegen geblitzt zu werden, weil ich somit als Alarmist und Panikmacher gelte. Das Covid-19-Virus ist nicht harmlos, auch nicht mit den "Omikron"-Varianten, das gebe ich dabei zu bedenken. Noch weiss niemand, welche gesundheitliche Folgen die Infektion mit Covid-19 in späteren Jahren mit sich bringen wird.
218
Melden
Zum Kommentar
avatar
*sharky*
04.02.2022 14:23registriert Oktober 2014
- Die Kinder gehören, wenn sie ungeimpft sind, zum vulnerablen Teil der Bevölkerung. Sind vulnerable Personen nicht geimpft, tragen diese ein sehr hohes Risiko, das nach dem Wegfall der Massnahmen und der ungehinderten Zirkulation von Omikron noch grösser wird. Eine Infektion zu vermeiden, wird in den nächsten Wochen noch schwieriger. -

Darum hätte/müsste man mit den ganzen Öffnungen sicher 2 Wochen später starten sollen/müssen und dann schrittweise, klar.
3430
Melden
Zum Kommentar
45
    Schweizer Mäuse-Riese Logitech leidet unter Trumps Zoll-Chaos – jetzt reagiert die Chefin
    Der Westschweizer Konzern musste wegen der verhängten Zölle aus den USA seinen Ausblick senken. CEO Hanneke Faber sagt nun, wie sie mit der unsicheren Situation umgeht.

    Eigentlich könnte Hanneke Faber rundum zufrieden sein. Die Niederländerin ist seit Ende 2023 Chefin des Computerzubehör-Herstellers Logitech mit Sitzen in Lausanne VD und im kalifornischen Silicon Valley. Die einstige Spitzen-Taucherin, Unilever-Managerin und einzige weibliche CEO eines SMI-Unternehmens übernahm die Leitung der Firma zu einer Zeit, in der die Analysten mit den Logitech-Resultaten nicht mehr zufrieden waren. Nach dem Homeoffice-Boom während Corona verfehlte Logitech die Wachstumsziele.

    Zur Story