Gemäss dem im April beschlossenen «Drei-Phasen-Modell» des Bundesrates befinden wir uns aktuell in der Stabilisierungsphase. Geplant war der Übergang in die letzte Phase, die Normalisierungsphase, ab August – doch laut Aussagen von Gesundheitsminister Alain Berset ist noch etwas Geduld gefragt: «Wir nähern uns dem an, Ende August wäre ein möglicher Zeitpunkt», sagte er letzte Woche.
Sobald alle erwachsenen Impfwilligen geimpft sind, seien Schliessungen und Kapazitätseinschränkungen nicht mehr zu rechtfertigen, bekräftigte Alain Berset schon im Mai. Das sieht auch das Drei-Phasen-Modell so vor, selbst wenn die Impfbereitschaft «entgegen der Erwartung tief bleibt».
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Im Plan enthalten sind auch sogenannte «Verschärfungskriterien», also Richtwerte in Bezug auf Fallzahlen und Spitalbelegung, bei denen der Bundesrat erneute Massnahmen in Betracht zieht.
Bei den ersten drei Verschärfungskriterien liegt die Schweiz aktuell deutlich unter dem geforderten Richtwert. Einzig die Reproduktionszahl bewegt sich seit kurzem über dem Limit von 1,15. Aktuell steckt eine infizierte Person in der Schweiz im Schnitt 1,2 weitere Personen an.
🟢 Neuansteckungen pro 100'000 EW in 14 Tagen
Verschärfungskriterium 3-Phasen-Modell: 600
Aktueller Wert: 143,4
🟢 Hospitalisierungen im 7-Tage-Schnitt
Verschärfungskriterium 3-Phasen-Modell: 120
Aktueller Wert: 17
🟢 IPS-Belegung (Betten)
Verschärfungskriterium 3-Phasen-Modell: 300
Aktueller Wert: 59
🔴 Reproduktionszahl
Verschärfungskriterium 3-Phasen-Modell: 1,15
Aktueller Wert: 1,20
Wie es weitergeht, entscheidet der Bundesrat an seiner Sitzung vom Mittwochmorgen, die Entscheide werden für morgen Nachmittag erwartet. So präsentiert sich die Pandemie-Situation in der Schweiz aktuell:
Seit Ende Juni steigen die Fallzahlen in der Schweiz kontinuierlich an. Besonders stark grassiert das Virus unter den jüngeren Personen: Die höchste Inzidenz weisen zurzeit die 20- bis 29-Jährigen auf – gleichzeitig fällt diese Gruppe durch die tiefste Impfquote aller Erwachsenen auf.
Betroffen sind verschiedene Regionen: Insbesondere die beiden Städte Genf und Basel bewegen sich in der höchsten Kategorie von über 240 Infektionen pro 100'000 Einwohner und Einwohnerinnen in den letzten 14 Tagen. Ebenfalls hohe Zahlen registrieren die Regionen Unterengadin / Münstertal und der Bezirk Lebern SO mit Hauptort Grenchen.
Auch die Hospitalisierungen sind mit etwas Verzögerung wieder angestiegen – allerdings weniger deutlich als die Fallzahlen. Die folgende Grafik zeigt den Zeitraum seit Mitte Mai, wo sich die Fallzahlen ungefähr auf dem heutigen Niveau bewegten.
Interessant ist auch hier die Aufschlüsselung nach Altersklassen: Während man bei den unter 40-Jährigen mit den Hospitalisationen wieder ungefähr auf gleichem Niveau wie Anfang Mai ist, sind diese bei den restlichen, älteren Personen deutlich weniger hoch – das spricht deutlich für die Wirksamkeit der Impfung.
Noch deutlicher ist der Effekt bei den Todesfällen: Seit April wurden täglich im Schnitt nie mehr als 10 Covid-Tote gemeldet.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Anzahl Fälle, Hospitalisationen und Todesfälle von Personen, die bereits vollständig geimpft waren. Das BAG gibt diese Zahlen im wöchentlichen Bericht bekannt. Mehr Details zu diesem Thema sollten laut BAG in Kürze folgen.
Mehr Transparenz gibt's beispielsweise in der französischen Covid-App «TousAntiCovid», wo die Inzidenzen und Verlegungen auf die Intensivstation jeweils nach Impfstatus separat ausgewiesen werden.
Obwohl sich das Testverhalten in den beiden Gruppen deutlich unterscheiden dürfte, sprechen diese Angaben eine deutliche Sprache: Nicht Geimpfte stecken sich in Frankreich etwa 7-mal häufiger mit Corona an und landen 11-mal häufiger auf der Intensivstation.
Auch Impfvorreiter Israel kämpft mit steigenden Fallzahlen, inzwischen sind auch immer mehr Personen auf ein Spitalbett angewiesen.
Die folgende Grafik des israelischen Gesundheitsministeriums zeigt die schweren Krankheitsverläufe nach Impfstatus: Inzwischen dokumentiert man auch bei teilweise oder vollständig Geimpften wieder vermehrt schwere Verläufe. Doch diese Gruppe macht mit inzwischen rund 70 Prozent auch den grössten Teil der Bevölkerung aus.
Nur 30 Prozent der Israeli sind nicht geimpft – und trotzdem sind sie für die allermeisten schweren Covid-Verläufe im Land verantwortlich.
Verantwortlich ist in Israel – wie in den meisten anderen Ländern – die schnelle Übertragbarkeit der Virenmutation Delta. Ausserdem wird ein Nachlassen der Impfwirkung befürchtet. Ältere Personen in Israel werden nun zu einer dritten Impfung aufgeboten.
-Schwangerschaft
-Fehlende Bildung
-Sturheit