Im Vergleich zur Vorwoche haben die Fallzahlen deutlich abgenommen. Stand Mittwoch um satte 23 Prozent. Auch die Anzahl Hospitalisationen ist leicht rückläufig, hier kann man aber aufgrund von zu erwartenden Nachmeldungen noch kein Fazit ziehen.
Die Gefahr einer zweiten Welle scheint sich also verkleinert zu haben. Dies hat auch mit dem funktionierenden Contact Tracing der Kantone zu tun. Epidemiologe Marcel Tanner sagte gegenüber 20 Minuten: «Die Kantone leisten hervorragende Arbeit, die Fallzahlen könnten sogar noch ein wenig ansteigen, ohne dass die Contact-Tracing-Teams überlastet wären.»
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Am Donnerstag wurden aber bereits wieder 550 neue Fälle gemeldet, höchster Wert seit April. Mit den kälter werdenden Tagen und den seit gestern wieder erlaubten Grossanlässen kann sich die epidemiologische Lage auch schnell wieder ändern.
Das stimmt teilweise. In der Kalenderwoche 38 wurden durchschnittlich 11'801 Tests pro Tag gemacht, in Kalenderwoche 39 nur noch 9652. Das ist ein Minus von 18 Prozent.
Auch die Positivitätsrate sank in dieser Zeit, von 4,2 auf 4,1 Prozent. Zahlen der letzten beiden Tage deuten aber bereits wieder auf einen Aufwärtstrend hin. Die Positivitätsrate lag bei jeweils 4,4 Prozent.
Fazit: Stimmte bis Ende letzter Woche teilweise. Mittlerweile steigt aber sowohl Fallzahl als auch Positivitätsrate wieder.
Der Kanton Waadt war in den letzten Wochen der Treiber der Pandemie in der Schweiz. Teilweise war der Westschweizer Kanton für einen Drittel aller täglichen Neuinfektionen verantwortlich. Das Blatt scheint sich aber langsam zu wenden. Die Zahl der Neuinfektionen ist rückläufig.
Die Waadtländer Regierung hat lange zugewartet mit neuen Coronamassnahmen. Zwar war der Kanton einer der ersten, der eine Maskenpflicht in Geschäften eingeführt hat, danach passierte aber nicht mehr viel. Erst vor zwei Wochen die Kehrtwende: Alle Clubs wurden geschlossen, private Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen sind verboten.
Die Massnahmen scheinen Früchte zu tragen: Die Fälle pro 100'000 Einwohner sanken in den letzten 14 Tagen von 228 auf 165. Die Inzidenz ist nichtsdestotrotz sehr hoch. Zur Erinnerung: Die Schweiz ernennt ein Land zum Risikogebiet, wenn die Inzidenz 60 Fälle pro 100'000 Fälle überschreitet. Der Kanton Waadt hat also noch einen langen Weg vor sich.
Der Föderalismus wird häufig gelobt, doch im Zusammenhang mit Corona eher kritisiert. Gerade als der Bundesrat die ausserordentliche Lage aufhob und den Kantonen die Entscheidungsmacht zusprach, gab es einen Aufschrei.
Für Epidemiologe Marcel Tanner ist das föderalistische System jedoch eindeutig von Vorteil bei der Bekämpfung des Coronavirus: «Ein dezentralisiertes System kann die Massnahmen besser auf eine Region zuschneiden.»
Tatsächlich schneidet die Schweiz im internationalen Vergleich gut ab. Schaut man zum Beispiel über die Grenze zum traditionell zentralistischen Frankreich, sieht es ganz anders aus. Dort sind die Infektionszahlen seit Anfang September explodiert.
Ein weiterer Beweis: Frankreich setzt seit letzter Woche auf föderalistische Massnahmen. Das Land hat am 23. September ein System eingeführt, das die einzelnen Départements in fünf Kategorien einteilt: von Grüne Zone über erweiterte Alarmzone bis Gesundheitsnotstand.
In Paris und anderen Städten wie Marseille gilt nun die zweithöchste Corona-Warnstufe. Dort kann der Präfekt, also der Departementsvorsteher, Massnahmen ergreifen wie die Schliessung von Bars und Restaurants.
Marcel Tannner befürwortet die Massnahmen in Frankreich, findet aber, das hätte schon viel früher passieren sollen. Das Gleiche gelte für Spanien.
«Seit dem Ende der Sommerferien hat die Reiseaktivität deutlich abgenommen. Somit hat die Schweiz weniger Corona-Fälle aus dem Ausland importiert.» Das sagte der Infektiologe Christian Garzoni gegenüber «20 Minuten». Die Aussage stimmt an sich, bietet aber auch eine Interpretation: nämlich dass Reisen im Ausland und der Anstieg von Corona-Fällen zusammenhängen.
Im Kanton Zürich kann diese Interpretation falsifiziert werden. Erst nach Ende der Sommerferien stiegen die Fallzahlen merklich an.
Ein weiterer Falsifizierungsgrund ist, dass von den positiv getesteten Personen nur wenige angaben, dass sie sich im Ausland angesteckt haben: Seit Mitte Mai waren das 132 von 3717 Personen. Über 60 Prozent der positiv Getesteten konnten keinen konkreten Ansteckungsort nennen.
Im Aargau ist die Situation ähnlich. Seit Start des Contact Tracings im Mai haben von 1424 positiven Fällen gerade mal 179 das Reisen im Ausland als Ansteckungsort angegeben. Die Hälfte weiss – wie im Kanton Zürich – nicht genau, wo sie sich angesteckt hat.
Beide Kantone weisen nicht separat aus, wie viele der positiven Fälle kurz vorher aus dem Ausland in die Schweiz eingereist sind. Somit gibt es keine eindeutige Quelle, nach der das Reisen im Ausland mit mehr Corona-Fällen zusammenhängt.
Zudem sind die Zahlen zu den Ansteckungsorten meiner Meinung nach nicht belastbar, da dieses A meist nur Vermutungen sind. Und B bei fast zwei Dritteln komplett unbekannt sind.
Aufgrund dieser Datenlage lässt sich mMn nicht schliessen, dass die Aussage falsch ist.
Gegen den Föderalismus wurde im Frühling sehr scharf geschossen - obschons 1000 relevantere Kritikpunkte gegeben hätte. Und jetzt zeigt sich: Selbstverständlich bedurfte es nie den selben Massnahmen im Tessin und im Appenzell.
Geht man zum Hausarzt und wird positiv getestet, ist es logisch ein registrierter Fall.
Muss man auf welchem Grund auch immer zum Spezialisten / in den Notfall/.. und wird dort nochmals getestet, dann wird der positive Test nochmals registriert.
1 Person = wenns blöd kommt 2 Fälle. Ist das wirklich so? Dann würden die Fallzahlen ja nicht ganz stimmen. Vielleicht kann das hier jemand bestätigen oder dementieren?