Es war ein Missverständnis verursacht durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG), das vergangene Woche hohe Wellen warf: In einem öffentlichen Faktenblatt wurde suggeriert, der Bundesrat werde Massnahmen beschliessen, die nur für Ungeimpfte gelten sollen, falls das Gesundheitssystem wieder an die Überlastungsgrenze kommt.
Diese Ankündigung war falsch. Allfällige Massnahmen werden nämlich auch für Ungetestete und Nicht-Genesene gelten, so die Korrektur. Die Präzisierung änderte aber bei der Tessiner Firma SafeWorld kaum was an der Geschäftsidee: Sie will dereinst zwischen Konzertbesucher und Event-Veranstalterin stehen, um den Impfstatus einer Person zu bestätigen.
Der Plan klingt einfach und vielversprechend: Die Schweiz hat kein nationales Impfregister, das Vertrauen in die Plattform «MeineImpfungen.ch» ist futsch und die Vermutung, dass das Covid-Zertifikat auch wirklich kommt, liegt irgendwo zwischen Hoffnung und Befürchtung.
Die Tessiner Firma setzt deshalb auf Freiwilligkeit: Wer von den Privilegien für geimpfte Personen profitieren will, könne sich in der Datenbank von SafeWorld registrieren, die dann die geforderten Impfbestätigungen für Grossevents ausspucken würde.
Ermöglicht wird das durch die Privatautonomie: Was für Daten Bürgerinnen und Bürger freiwillig mit privaten Unternehmen austauschen, liegt in ihrer Entscheidung. Eingeschränkt wird das nur durch das Datenschutzgesetz, das höhere Anforderungen an Datensammlungen mit «besonders schützenswerten Personendaten» stellt.
Eine Anforderung wurde von SafeWorld bereits erfüllt: Die Tessiner Firma musste die Datensammlungs-Pläne dem Eidgenössischen Datenschützer (Edöb) vorlegen, der ein Register über solche Datenbanken führt. Dieses Register verrät nun, was für Daten SafeWorld dereinst sammeln möchte. Aufgelistet sind dort etwa der «Impfstoff», die «Chargennummer» sowie «Datum und Ort der Impfung».
Cybersecurity-Experten bezeichnen die Pläne in einer ersten Stellungnahme als «Albtraum», weil es höchst sensible Daten seien, deren Schutz und Integrität kaum 100-prozentig garantiert werden könne. SafeWorld-CEO Igor Rucci dementiert dies: «Es handelt sich nicht um einen ‹Albtraum›, sondern um die Befriedigung der Bedürfnisse, an bestimmten Veranstaltungen teilnehmen zu können.» Seine Lösung sei freiwillig und transparent, die gesammelten Daten würden nur an Veranstalter gehen, die einen Impfstatus bestätigt haben möchten.
Rucci lobt zudem ein Novum bei seinem Service: «Wann immer ein Unternehmen diese Daten überprüft, wird die betroffene Person automatisch per E-Mail mit dem Namen des Unternehmens benachrichtigt. Dies ist, soweit wir wissen, eine Premiere in Bezug auf den Datenschutz.»
Die Geschäftsidee scheint aufzugehen. Rucci sagt auf Anfrage, dass er seit einigen Monaten im Kontakt mit Event-Firmen aus der Schweiz und ganz Europa stehe. «Das Interesse ist hoch und wir hoffen, bald Verträge abschliessen zu können», sagt Rucci hoffnungsvoll. Gegen ihn spiele derzeit nur die Planungsunsicherheit: «Offenbar warten alle auf irgendwelche Anweisungen vom Bundesrat oder vom BAG.»
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