Die Corona-Impfstoffe «Comirnaty» von Pfizer/Biontech sind neu ein Jahr lang haltbar. Swissmedic hat das Gesuch des Impfstoffherstellers gutgeheissen und die Haltbarkeit um drei Monate verlängert. Das teilte das Heilmittelinstitut am Dienstag mit. Besonders die Kantone dürfte das aufatmen lassen: Sie hoffen jetzt, dass andere Hersteller nachziehen können. Sonst droht ein Abfallberg an Impfdosen.
Kürzlich wurde durch die «Aargauer Zeitung» bekannt, dass rund 400'000 Impfdosen im Lager der Armeeapotheke dem Abfalleimer geweiht sind. Diese Impfdosen würden im zweiten Quartal 2022 verfallen und müssten entsorgt werden. Auch der Kanton Aargau hat noch etwa 9000 Dosen vorrätig, von denen bis im Juni sicher nicht mehr alle gebraucht werden. Im Kanton Bern verfallen rund 11'000 Impfdosen und werden entsorgt.
Dieses Szenario erinnert an die Schweinegrippe Ende 2011. Der Bund musste damals 3,4 Millionen ungebrauchte Impfdosen im Wert von 56,4 Millionen Franken zerstören. Hinzu kamen die Kosten für die Vernichtung von rund 200'000 Franken.
Einige Kantone fürchten sich allerdings nicht vor einem Déjà-vu. So Graubünden, wo man zurzeit über 15'000 Corona-Impfdosen vorrätig hat. Der Grund für die Entspanntheit ist zum einen die verlängerte Laufzeit für «Comirnaty», heisst es auf Anfrage. «Zum anderen wird auch bei Moderna eine Verlängerung erwartet. Wir rechnen damit, dass die Impfnachfrage gegen Herbst wieder zunimmt. Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass wir kaum Impfstoff entsorgen müssen bis Ende Jahr.»
Moderna hat bereits einmal erreicht, dass ihr Covid-19-Impfstoff länger haltbar ist. Im Januar 2022 hat der Konzern bekannt gegeben, dass die Haltbarkeit der tiefgefrorenen Durchstechflaschen um zwei Monate verlängert wurde: von sieben auf neun. Nun sind weitere Anträge bei Swissmedics hängig.
Das Lager an vorigen Impfdosen ist derzeit gross. Gleichzeitig lassen sich täglich immer weniger Menschen impfen. 80 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz sind geimpft, pro Woche gibt es nur noch knapp 1000 Impfungen.
Für das laufende Jahr stehen der Schweiz rund 34 Millionen Impfdosen zur Verfügung, 20 Millionen für das erste Halbjahr, 14 Millionen Dosen für die zweite Jahreshälfte. Sollte die Schweiz nicht alles benötigen, sollte ein Teil bis Mitte dieses Jahres an andere Länder weitergegeben werden.
Einmal abgelaufene Impfstoffe müssen vernichtet werden. Dem Bundesamt für Umwelt zufolge sind die Entsorgungskosten jedoch relativ gering: Sie belaufen sich auf CHF 1 pro Kilogramm.
Wie viele der vorhandenen Impfdosen wie lange haltbar sind, ist nicht ersichtlich. Klar ist nur: Einmal beim Bund bestellt, müssen die Kantone schauen, dass sie verimpft werden. Laufen die Impfstoffe ab, müssen sie sich um die Entsorgung kümmern. Zurückgeben können sie nichts. Deshalb haben viele Kantone keine Impfungen auf Vorrat, sondern bestellen erst auf Anfrage aus der Bevölkerung. Die dürfte im Herbst wieder zunehmen.
Mit Material der sda.