Bisher war das Phänomen von der Covid-19-Erkrankung her bekannt: Von Beginn der Pandemie weg traten bei rund 20 Prozent der hospitalisierten Coronapatienten Hautausschläge auf. Oft war dies sogar das erste Zeichen auf eine Corona-Infektion. Am häufigsten erschienen rote Flecken, seltener traten Nesselfieber auf oder windpockenartige Bläschen.
Nun berichten immer mehr Personen nach der 3. Impfung von solchen Hautveränderungen. Zwar waren Rötungen am Körper und auch Nesselfieber bereits als Nebenwirkung in den Zulassungsstudien der ersten beiden Corona-Impfungen aufgeführt - bei den mRNA-Impfungen Pfizer/Biontech und Moderna wie auch beim Vektor-Impfstoff von AstraZeneca. Auch generell sind Hautreaktionen auf Impfungen bekannt. Doch nun scheint es bei Moderna-Boostern eine Häufung zu geben, besonders vom sehr juckenden Nesselfieber.
Karin Bänziger vom Dermatologischen Zentrum Zürich bestätigt, dass die Nesselfieber-Fälle zunehmen. «Seit Mitte Januar beobachten wir eine klare Zunahme an Patientinnen und Patienten, die mit den entsprechenden Beschwerden zu uns kommen». In den meisten Fällen handle es sich um eine Unterform des Nesselfiebers, die sich beim Kratzen der betroffenen Hautstellen jeweils verstärke. Die Hautreaktionen treten meist ein bis zwei Wochen nach dem Booster auf. Auch der Chefarzt Dermatologie am Unispital Basel, Alexander Navarini, spricht von einer Zunahme.
So bekam eine 33-jährige Frau, die mit Moderna geboostert wurde, zehn Tage später am ganzen Körper einen Hautausschlag, der wanderte. Sie holte ein Antiallergikum in der Apotheke, das allerdings nicht half. Darauf konsultierte sie einen Dermatologen, der ihr ein höher dosiertes Antihistamin verschrieb und sagte, sie sei heute schon die dritte Patientin mit diesem Symptom nach einem Booster. Laut dem Dermatologen hätte das Nesselfieber auch auftreten können, wenn sie sich mit Corona infiziert hätte. In der Regel verschwinde das Leiden nach vier Wochen.
«Nesselfieber ist lästig. Mit Antihistaminikum lässt es sich aber in den meisten Fällen sehr gut behandeln», sagt auch Dermatologin Bänziger. Chronische Verläufe sind ihr nicht bekannt, allerdings ist es für eine solche Aussage auch noch zu früh.
Bei CH Media meldeten sich nach einem internen Aufruf vor einer Woche 14 Betroffene, die teilweise von längeren Krankheitszeiten berichten und dass sie das Nesselfieber sehr plage. Viele sind junge Frauen, die meisten wurden mit Moderna geboostert. Eine 30-Jährige berichtet, das Nesselfieber habe sechs Wochen angehalten, die Schübe seien meist abends aufgetreten. Bei einer 28-Jährigen, die mit Biontech/Pfizer geimpft wurde, klangen die Symptome nach zwei Wochen langsam wieder ab.
Einige der Betroffenen hatten schon vorher in ihrem Leben einmal Nesselfieber - andere noch nie. Parallel zur Recherche von CH Media ist auch «20Minuten» auf das Phänomen aufmerksam geworden und hat am Mittwoch über mehrere solche Fälle berichtet.
Zusätzlich gibt es Berichte von Schwellungen im Gesicht, welche auf die chronische Krankheit Rosazea hindeuten. Solche wurden auch von den ersten beiden Impfungen international bekannt. Die Betroffenen bekommen wegen Durchblutungsstörungen rote und geschwollene Haut im Gesicht und besonders an der Nase werden Äderchen sichtbar. Eine 33-jährige Frau bekam Rosazea nach der ersten Impfung - nach dem Booster ist ihr Gesicht nun oft so geschwollen, dass die Hautärztin zusätzlich Nesselfieber vermutet.
Nun reagiert das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic, welches für die Überwachung der Impfnebenwirkungen zuständig ist. Nach 3.5 Millionen Booster-Impfungen sind bei Swissmedic über 200 Meldungen zu Urticaria (Nesselsucht, Quaddeln) eingetroffen, meist von Betroffenen direkt. Swissmedic geht allerdings davon aus, dass viele Fälle nicht oder noch nicht gemeldet wurden und nach Medienberichten darüber noch zunehmen werden.
«Diese Meldungen werden von Swissmedic derzeit detailliert untersucht», sagt Sprecher Lukas Jaggi. Auch stehe man mit ausländischen Behörden in Kontakt, von dort seien aber noch keine solchen Signale bekannt.
In der Schweiz wurde besonders oft Moderna verimpft und es scheint, dass Nesselfieber bei Moderna-Boostern häufiger auftritt als bei solchen von Biontech/Pfizer. Beim Impfstoff Spikevax von Moderna wurde ein Ausschlag in der Zulassungsstudie als «häufig» bezeichnet also ein Fall von zehn bis hundert Personen, bzw. 1 bis 10 Prozent aller Geimpften. Bei Comirnaty von Pfizer/Biontech ist die spezifische und schlimmere Nesselsucht als «selten» bezeichnet worden, also ein Fall von tausend bis zehntausend Geimpften.
Jaggi sagt aber: «Auffällig sind die in jüngster Zeit eingehenden Meldungen über verzögerte Fälle mit einer Latenz von Tagen bis zwei Wochen, die vor allem nach der Auffrischimpfung mit Spikevax berichtet werden.» Deshalb bringt Swissmedic in ihrem Update zu den Verdachtsmeldungen unerwünschter Wirkungen der Covid-19 Impfungen am 11. Februar einen Hinweis zu Urticaria.
Nesselfieber scheint bisher die einzige Nebenwirkung zu sein, die nach der 3. Impfdosis häufiger auftritt als bei den ersten beiden Impfungen.
Am Donnerstag hat nun auch das Schweizer Allergiezentrum aha! ein Interview mit einem Dermatologen publiziert, weil viele Anfragen von Betroffenen eingegangen sind. Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter Allergiestation der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich, sagt darin, Urticaria könne generell durch Fieber, Infektionen, Allergien oder starke körperliche oder psychische Belastung hervorgerufen werden. «Durch die Covid-Impfung werden spezifische Bestandteile des Immunsystems angeregt, um einen Schutz gegen den Virus aufzubauen», so Schmid-Grendelmeier.
Rückfrage bei zwei ärzten haben mir aber "keinen möglichen zusammenhang mit der Impfung" bescheinigt...
vergleichbares, weniger ausgeprägt bei meiner mutter...
grundsätzlich grosser fan der Impfung, dennoch hat mich irgendwie etwas irritiert, dass der zusammenhang von beiden ärzten per se ausgeschlossen wurde...
ging aber nach ca. 5 (seeehr langen) tagen von selbst wieder weg!