Die Erfahrungen aus Arosa GR haben gezeigt: Das Coronavirus und seine Mutanten wüten eben doch auch an Schulen. 58 Infektionen wurden dort entdeckt, nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei Eltern und Lehrpersonen.
In dieselbe Richtung deutet auch eine Studie aus dem Kanton Genf: Kinder ab dem Schulalter können sich genauso gut mit dem Coronavirus anstecken wie Erwachsene. Ihre Infektionen verlaufen milder, sie stecken deshalb auch weniger Leute an. Ob sie deshalb Treiber oder kein Treiber der Pandemie sind – das ist unter dem Strich auch in der Forschung umstritten.
Unbestritten ist aber, dass sich jüngst Infektionen an Schulen schweizweit gehäuft haben. Das löst auch bei Lehrpersonen Besorgnis aus. Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des zuständigen Verbandes, forderte deshalb schweizweite Massentests an Schulen. «Wir sehen auch, dass es in der ganzen Schweiz Schulen gibt, die schliessen mussten. Deshalb würde es grossen Sinn ergeben, wenn man das auf nationaler Ebene koordinieren könnte», sagte Rösler am Donnerstag zu SRF.
Derzeit sieht es aber nicht danach aus, als würde es eine solche nationale Koordination geben. So verweist BAG-Chefin Anne Lévy auf föderalistische Kompetenzverteilung: Für Schulen seien Kantone verantwortlich, und diese würden entscheiden, wo solche Tests durchgeführt würden.
Doch auch dort, wo sich die Kantone untereinander (und eben nicht auf Bundesebene) koordinieren, gibt es kurz vor den Sportferien keine Pläne bezüglich Corona-Massentests an Schulen. Aus dem Umfeld der kantonalen Konferenz der Erziehungsdirektorinnen und Erziehungsdirektoren hört man dazu wenig Konkretes: Man tausche sich regelmässig zu verschiedenen Massnahmen aus. Eine offizielle Position, Empfehlung oder Beschlüsse gibt's nicht.
Einigen, wenigen Kantonen wurde in den vergangenen Tagen trotzdem unwohl angesichts möglicher epidemiologischer Gefahr durch Schülerinnen und Schüler, die sich während den Sportferien auf der Skipiste oder bei Familienbesuchen anstecken.
So kündigte der Kanton Basel-Landschaft an, in den kommenden Wochen nicht weniger als 50'000 Personen testen zu wollen. Darunter eben auch Kinder an Schulen. Um den Aufwand gering zu halten, wird ein sogenanntes «Pooling» verwendet: Mehrere Speichelproben werden zusammengefasst und als Ganzes getestet. Wird eine Spucksammlung positiv getestet, werden danach alle einzeln nochmals getestet.
Baselland macht also das, was bereits zu Beginn der Pandemie notwendig war: Testen, testen und nochmals testen. Der Kanton schreibt dazu in einer Mitteilung: «Durch das Herausfiltern der symptomlosen Virusträger soll die Ansteckungsspirale rasch unterbrochen werden.» Andere Kantone folgen dieser Idee nach und nach.
So will auch der Kanton Zug – gerade im Hinblick auf die Sportferien – auch Teenager der Sekundarstufe, der Gymis und der Brückenangebote regelmässig und vor allem wiederholt testen. Auch dort will man das Vorhaben effizient umsetzen, in dem Schülerinnen und Schüler zum obligatorischen Speichel-Reihentest verpflichtet werden.
Doch wieso zögert man in anderen Kantonen? Grund dafür könnte das angewendete «Pooling» sein. Das Verfahren ist nicht neu und wird schon lange bei Blutspenden im Zusammenhang mit anderen Krankheiten verwendet. Die Krux dabei ist: Solche Massentests sind nur effizient, wenn die Fallzahlen tief sind. Wird ein Speichelpool positiv getestet, müssen alle Personen nochmals zum Test. Unklar ist auch, wie gut man sich auf solche Poolings verlassen kann.
China machte im Herbst, als das Land offiziellen Zahlen zufolge wenige Coronafälle hatte, gute Erfahrungen. Forscherinnen und Forscher aus Israel entwickelten gar ein Verfahren, mit dem das Pooling durch mathematische Tricks beschleunigt verwendet werden kann.
Gute Erfahrungen machte auch der Kanton Graubünden. Dort gab es bereits im Dezember an einigen wenigen Schulen Pilot-Testungen, die Mitte März auf weitere Schulen ausgedehnt werden. Im Gegensatz zum Kanton Zug werden diese Massen-Speicheltests jedoch im Bergkanton freiwillig sein. Man will damit den Präsenzunterricht retten. Und hofft nun, auf die Testbereitschaft «der Schülerinnen und Schüler, der Schulträgerschaften sowie der kommunalen und kantonalen Politik».