Die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel mag die Schweiz. Sie wohnt mit ihrer Familie nicht nur zeitweise in Biel, sondern macht mit dem Schweizer Kreuz Wahlkampf für die Landtagswahlen in Bayern vom 14. Oktober. Seit Jahren schon schiesst die 39-Jährige wenn immer möglich gegen die Asyl- und Integrationspolitik der Regierung von Kanzlerin Angela Merkel. Und führt dabei die Schweiz als Vorbild ins Feld.
Am Dienstag setzte das AfD-Aushängeschild folgenden Tweet ab: «60 Prozent weniger illegale Migranten! Die Schweiz macht es vor!» Laut «Schweizer Medienberichten» sei die Zahl der Asylbewerber in der Eidgenossenschaft im laufenden Jahr gegenüber 2015 um 60 Prozent zurückgegangen, führt sie aus – ohne eine Quelle zu nennen.
+++Wo ein politischer Wille, da ist auch ein Weg!+++
— Alice Weidel (@Alice_Weidel) October 2, 2018
Laut 🇨🇭Medienberichten ist die Zahl der Asylbewerber in der Eidgenossenschaft im laufenden Jahr gegenüber 2015 um 60 Prozent zurückgegangen.#AfD #LtwBayern
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In dem Beitrag bezeichnet sie nicht nur Asylbewerber kollektiv als «illegale Migranten», sondern macht mit falschen Schweizer Zahlen Stimmung gegen Ausländer.
Wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf Anfrage von watson schreibt, sind zwischen Januar und August 2015 in der Schweiz 19‘668 Asylgesuche gestellt worden. Im gleichen Zeitraum waren es 2018 10‘387.
Das entspricht einer Abnahme von bloss 47,2 Prozent. Nicht 60 Prozent, wie Weidel schreibt.
Tatsache ist: In Deutschland sind die Asylzahlen sogar stärker zurückgegangen als in der Schweiz.
In der Zeit von Januar bis August 2015 stellten in Deutschland 256'938 Personen (Quelle: BMI) einen Asylantrag. 2018 waren es 111'685. Dies entspricht einer Abnahme von 56,5 Prozent.
In ihrem Beitrag vermischt Weidel Äpfel mit Birnen. Sie schreibt im Post von «illegaler Asyl-Migration» und argumentiert mit Zahlen von Asylbewerbern, also Asylgesuchen. Kein Wunder, verliert sie da den Durchblick.
Es ist nicht das erste Mal, dass Weidel für Stirnrunzeln sorgt. Die AfD-Politikerin sorgte zuletzt im Juli 2018 für Belustigung auf Twitter. Sie postete damals ein Foto von sich beim Wandern und schrieb dazu: «Ist der Weg auch noch so steinig, werden wir diesen zusammen meistern. Holen wir uns unser Land zurück!»
Mit der Aussage setzte sie sich zünftig in die Nesseln. Wie zahlreiche Twitter-Nutzer rasch herausfanden, liegt der steinige Weg nämlich keineswegs in «ihrem Land». Stattdessen wurde die Aufnahme beim Aufstieg auf den Gotthardpass gemacht.