Die Oper der bekannten österreichischen Choreografin und Performancekünstlerin Florentina Holzinger, die am letzten Samstag in Stuttgart Premiere feierte, schlug hohe Wellen. Die expliziten sexuellen Handlungen und die Darstellungen von Gewalt in «Sancta» führten zu insgesamt 18 Erste-Hilfe-Einsätzen.
Im Interview mit «Blick» sprach die Zürcherin Annina M. über ihre Rolle in der kontroversen Opern-Performace. Die Schauspielerin reagiert auf die mediale Entrüstung mit Unverständnis: «Wann immer Nacktheit gezeigt wird, dann geschieht das sehr überlegt.»
«Das Problem ist, dass sich Leute auf dieses Stück einschiessen, die es nicht einmal gesehen haben», meint die Schauspielerin. Die dargestellten Szenen in einem kirchlichen Umfeld seien «ästhetisch». Ein Priester habe nach der Vorführung ihren Jesus gar gelobt.
Die Reduktion ihrer Rolle auf einen kurzen Part, in dem sie nackt zu sehen sei, ziele an der Realität vorbei. Annina M. meint weiter: «Ich spiele eine Art Business-Jesus, der 24/7-Support anbietet. Ich bin für den lustigen Gegenpart dieses ernsten Stoffes zuständig.» Sie fügt hinzu: «Wenn man wirklich gläubig ist, dann liebt man diese Oper. Sie endet beispielsweise mit dem Satz ‹Don't dream it, be it› – und soll Mut machen!» Die Szene, in der Sankt Thomas seinen Finger in eine Wunde hält, kommentiert die Zürcherin so: «Das ist ja eigentlich etwas Gutes. Das ist der Moment, wo er zeigt, welche Probleme es auf der Welt gibt.»
Gemäss der Schauspielerin sei dies so ein Moment in der Oper, «wo Leute Kreislaufprobleme bekommen». Grund dafür sei, dass die Zuschauer nicht zwischen echtem Blut und Kunstblut unterscheiden können. Sie mildert ab: «Die Oper Stuttgart hat 1400 Plätze, die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer sind jetzt nicht mehr gerade 20. Das Stück dauert lange, die Leute trinken zu wenig – dann gibt es pro Vorstellung halt ein paar, die jeweils rausmüssen.»
Dass man dafür Szenen in «Sancta» verantwortlich mache, sei der Oper und ihrer Arbeit gegenüber ungerecht. Annina M. meint ausserdem: «Und es verletzt mich, wenn man mich auf diesen Mini-Teil, in dem ich nackt bin, reduziert.» Die Nacktszene ist die, in der der Gottesvater Adam mit dem Finger zu leben erweckt. Da müsse sie nackt sein, sonst sei die Szene unverständlich.
Der Schauspielerin sei klar, dass die Opernperformance nicht jedem gefalle. Kunst sei zudem Geschmackssache. Die Handschrift von Regisseurin Holzinger sei es auch, «dass die Darstellerinnen immer nackt sind. Wenn plötzlich nur noch das im Fokus steht, ist das schade.»
Annina M. wünscht sich: «Die Leute sollen sich das Stück doch erstmal anschauen, sich ihre eigene Meinung bilden, mit den Leuten reden.»
Aber "Wenn man wirklich gläubig ist, dann liebt man diese Oper" ist eine zu ignorante Aussage... als ob die Dame auch nur ansatzweise das recht dazu hätte zu definieren, was *wirklich gläubige* toll zu finden haben.
Dass alleine würde mir reichen, ummir die show nicht anzusehen
Dass man nackt sein müsse, um Nacktheit darzustellen, ist trotzdem Unsinn; hautfarbene Bodysuits wären nur eine von unzähligen Möglichkeiten.
Man braucht auch niemanden umzubringen, um Tote darzustellen.
Der heutigen Kunstszene gefällt es einfach, irgendwie zu provozieren und es mit schönen Worten zu begründen.
Eine Regisseurin, deren Handschrift es sei, dass „Darstellerinnen immer nackt sind“, erweckt bei mir das Gefühl/ Vorurteil, dass sonst künstlerisch eher wenig geboten wird.