Schweiz
Energie

Einspeisevergütung 2026: Streit um faire Solarstrom-Preise

Die politischen Zeichen stehen auf Ausbau: eine Solaranlage in der Schweiz.
50’000 neue Solaranlagen baute die Schweiz im Jahr 2024.Bild: thomas delley/keystone

Bald entscheidet der Bundesrat, wie schnell sich Solaranlagen lohnen sollen

Überschüssige Energie ins Netz einspeisen und damit Kasse machen: Diese Möglichkeit bietet sich mit dem Stromgesetz. Aber der Solarboom hat eine Schattenseite.
03.02.2025, 08:0303.02.2025, 09:30
Benjamin Rosch / ch media
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Solarkraft boomt: Jahr für Jahr jagen sich in der Schweiz die Rekorde, wie viel mehr Photovoltaikanlagen von den Dächern glänzen. 2024 dürfte der Ausbau rund 1800 Megawatt Leistung betragen – was dem Verbrauch von 400'000 Privathaushalten entspricht. Erstmals liefern Solaranlagen mehr als zehn Prozent des Schweizer Stromverbrauchs.

Während der Alpinsolarexpress stockt, zählt die Schweiz mittlerweile über 300'000 private Besitzerinnen und Besitzer einer PV-Anlage. Je nach Wohnort hat sich eine solche in den vergangenen Monaten und Jahren gelohnt: Wer mehr Strom produzierte, als er selber verbrauchte, schlug aus teils grosszügigen Rückvergütungen Profit. Diese haben einen direkten Einfluss darauf, ob eine Solaranlage rentiert oder nicht.

Ein Ende des Flickenteppichs naht

Die Schweiz gleicht in diesem Bereich allerdings einem Flickenteppich. Eine Studie der ETH Zürich und der Uni Bern brachte 2023 riesige Preisunterschiede unter den Gemeinden ans Licht. Diese sorgte in den Energiekommissionen von National- und Ständerat für Furore, doch noch immer sind die Unterschiede gross.

Eine Solaranlagenbesitzerin in Einsiedeln darf beispielsweise mit mehr als 15 Rappen pro Kilowattstunde Rückvergütung rechnen, wenn sie ihren überschüssigen Strom einspeist. Im benachbarten Alpthal wären es hingegen nicht einmal 6 Rappen, die das zuständige Energieunternehmen zahlen würde. Dieses ist verpflichtet, den Strom abzunehmen – entsprechend haben die Energieversorger in der Politik lobbyiert. Marktbasiert müsse der Preis sein, verlangte der Verband der Schweizerischen Versorgungsunternehmen.

Mit Erfolg: In der zweiten Hälfte des Februars veröffentlicht der Bundesrat dem Vernehmen nach die Verordnung zum Stromgesetz, das die Schweiz im vergangenen Juni beschlossen hatte. Festgeschrieben wird darin auch eine Mindestvergütung, die per 1. Januar 2026 für das ganze Land gelten soll.

Wie diese aussehen wird, lässt sich aus der Vernehmlassung ablesen – und bereits haben einige Energieversorger diese Tarife übernommen: 0 bis 4,6 Rappen pro Kilowattstunde sollen es sein für Besitzer einer kleineren Anlage bis 30 Kilowatt installierter Leistung.

«Knausrig», findet der GLP-Präsident

Zu knausrig, findet GLP- und Swisssolar-Präsident Jürg Grossen: «Die vorgeschlagene Vergütung widerspricht dem Gesetz, das eine Amortisation über die Lebensdauer zusichert. Diese ist aber so nicht gewährleistet. Das bringt grosse Verunsicherung für alle, die sich den Bau einer Solaranlage überlegen oder bereits eine besitzen.» Die Grünliberalen haben einen Appell verfasst, der sich an den Bundesrat richtet. In diesem steht: «Diese geringen Abnahmevergütungen widersprechen dem Willen des Gesetzgebers und des Volkes.» Grossen zieht einen Vergleich zu anderen Kraftwerkstypen: Dort liegt die minimale Rückvergütung mit 12 Rappen oder mehr deutlich höher. Vor allem wenn sie in die Grundversorgung einfliessen, wie etwa die Flusskraft.

Pikant: Eine Rückvergütung für die Einspeisung gibt es auch dann, wenn beispielsweise im Sommer ein Überangebot an Energie vorhanden ist und die Strompreise ins Negative kippen. «Das ist unschön», räumt Grossen ein, «aber dieses Problem, das nur an wenigen Stunden gilt, müssen wir mit einem anderen Ansatz lösen.»

Vorderhand erinnert er daran, dass bis 2035 gemäss Stromgesetz 35 Terawattstunden (TWh) Strom aus neuen erneuerbaren Energien erzeugt werden müssen. «Der grösste Teil davon muss aus Solaranlagen stammen, nämlich knapp 30 TWh, also fast 5-mal mehr als im laufenden Jahr», sagt Grossen.

Noch hält sich das Interesse am Appell in Grenzen: Knapp 2500 Personen haben ihn unterzeichnet. Das ist weniger als ein Prozent aller Betroffenen.

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fernrohr
03.02.2025 09:47registriert Januar 2019
War ja klar: die Strombarone wollen nicht, dass da Kreti und Pleti in ihrem Gärtchen rumstochern - Energiewende hin- oder her. Die wollen Strom produzieren und bei Strommangel den Preis nach belieben gestalten. Dass da jeder dahergelaufene Strom verkauft, geht ja gar nicht!
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Rizzibäsä
03.02.2025 09:04registriert Juli 2014
Bürgerliche Politiker hassen die Demokratisierung der Energieproduktion und -speicherung. Solaranlagen, Bürgerwindparks, dynamische Strompreise für die Endkunden, Vehicle to Grid etc. als einfache Lösungen gehen nur im Ausland, doch nicht in der Schweiz, und werden mit solchen Verordnungen (so diese denn kommt wie vorhergesagt) noch so gerne verhindert. Das Problem ist nur, dass KMU und einige Landwirte rechnen können und irgendwann merken, was ihnen vorenthalten wird.
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Voraus denken!
03.02.2025 08:42registriert März 2022
Den geschmie**en ähh, den von Lobbyisten beratenden bürgerlichen Politikern ist eine dezentrale und private Stromherstellung ein Dorn im Auge: Es lässt sich so schlecht monipolisieren.

Doe Energiewende ist möglich. Sie ist aber eine Abkehr von zentralen Stromkonzernen die den Preis der Konsumenten diktieren.

Gewinne an der Strombörse fliessen in die Firma, Verluste werden den Kunden aufgebürdet.
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