Wir erinnern uns zurück: Vor knapp einem Jahr war der Ansturm auf Toilettenpapier und andere Güter des täglichen Bedarfs enorm. Die Regale waren stellenweise ganz leergeräumt. Diese Zeiten sind Geschichte. Hamsterkäufe wie zu Beginn der Pandemie finden nicht mehr statt. Man kann sein Toilettenpapier wieder ohne Schamgefühle kaufen und auch die Lieblingspasta ist jederzeit verfügbar.
Dennoch hat sich unser Konsumverhalten deutlich verändert, seit die Restaurants schweizweit geschlossen wurden. «Während des Lockdowns wurde seltener, dafür zu einem höheren Warenwert eingekauft», teilt die Migros auf Anfrage von watson mit. Nun gehe man wieder vermehrt einkaufen, bevorzuge aber kleinere Filialen in den Quartieren, stellt der Orange Riese fest.
Seit die Leute nicht mehr ins Restaurant können, wird nicht nur vermehrt eingekauft, sondern auch öfters gekocht. Bei der Migros führte dies zu einem deutlichen Anstieg bei der kostenlosen Rezepte-Plattform Migusto.
Auch bei Migros' ewiger Konkurrentin Coop hat das Coronajahr Spuren im Konsumverhalten ihrer Kunden hinterlassen, teilt die Detailhändlerin mit: «Im Frühjahr 2020 waren besonders länger haltbare Lebensmittel, Toilettenpapier und vor allem Bio-Produkte beliebt», teilt Coop auf Anfrage von watson mit. Seit die Restaurants geschlossen sind, sei besonders die Nachfrage nach fremdländischen Spezialitäten aus der thailändischen und mexikanischen Küche sowie nach Backzutaten angestiegen.
Bei Aldi merkte man ebenfalls, dass seit der Pandemie viel mehr gebacken wurde, was sich in entsprechenden Absätzen von Backzutaten bemerkbar machte.
Auch der Discounter spürt ganz allgemein die Restaurant-Schliessungen, weil die Leute nun «vermehrt zu Hause bleiben und sich dort verpflegen», wie Aldi schreibt. Derzeit seien Lebensmittel aus den Fischbereichen besonders gefragt, so Aldi weiter.
Wenig überraschend sind die Online-Bestellungen während dem Coronajahr bei allen Detailhändlern in die Höhe geschossen. Auch die Migros ist mit Bestellungen überhäuft worden. Milch, Eier und Gurken sind am häufigsten bestellt worden. Das Toilettenpapier konnte sich trotz Ansturm nicht durchsetzen.
Das sind die 10 meistbestellten Produkte im Webshop der Migros:
Wie lange sich die klassische Kuh-Milch noch auf dem Spitzenplatz halten kann, ist offen. Denn Milchersatzprodukte waren 2020 gefragter denn je. «Wir spüren ein stetig steigendes Interesse an unseren veganen und vegetarischen Ersatzprodukten», teilt etwa Lidl mit. Der Umsatz in den Bereichen Milch- und Fleischersatz habe sich 2020 sogar verdoppelt.
Die Nachfrage nach pflanzenbasierten Ersatzprodukten steige auch bei Migros und Coop. Pflanzliche Burger würden bei Coop bereits einen Fünftel des gesamten Burger-Umsatzes ausmachen. Beim veganen Poulet-Geschnetzelten seien es im Vergleich zum tierischen Original neun Prozent.
Dass die Nachfrage nach veganen und vegetarischen Produkten steigt, zeigt auch eine repräsentative Umfrage von Coop mit über 2200 Teilnehmern aus allen Regionen der Schweiz. Gemäss der Umfrage zählt Coop seit 2020 über ein Drittel mehr Kunden und Kundinnen bei veganen und vegetarischen Alternativen. Viele dieser Konsumenten sind aber keine strikten Veganer oder Vegetarier. Es würde sich dabei um Genusstypen, sogenannte Substitarier handeln.
In Grossstädten wie Zürich und Genf leben besonders viele Substitarier. In Graubünden, im Wallis sowie in der Westschweiz und im Appenzell werden am wenigsten Fleischersatzprodukte eingekauft. Bei den Appenzellern sind jedoch Milchersatzprodukte besonders gefragt.
Nicht nur regional unterscheidet sich die Nachfrage, sondern auch beim Geschlecht. Frauen kaufen verhältnismässig mehr vegane oder vegetarische Produkte ein. Bei Käseersatzprodukten liegt der Frauenanteil sogar bei 70 Prozent. Fleischprodukte sind bei den Männern jedoch beliebter.