Das Durchschnittsalter der Schweizer Bevölkerung steigt langsam an. In einigen grossen Städten gibt es hingegen den gegenläufigen Trend: Das Durchschnittsalter sinkt. Die Städte werden jünger. Das zeigt eine neue Analyse des Instituts Demografik in Basel.
Die Studie wertete das Median-Alter der Bevölkerung aus. Das heisst: Angegeben wird jener Wert, den genau 50 Prozent der Menschen übertreffen und 50 Prozent unterschreiten. Die Daten weichen vom Durchschnittsalter ab; die Entwicklung ist jedoch dieselbe.
Das Median-Alter der Schweiz Bevölkerung ist seit 2013 um 0,7 Jahre angestiegen, auf 45,9 Jahre. Das Median-Alter in neun der zehn grössten Schweizer Städte liegt deutlich darunter. Dabei fällt Folgendes auf:
Die Schweizer Städte verzeichneten nach dem Zweiten Weltkrieg ein starkes Bevölkerungswachstum. Nach den Siebzigerjahren gingen die Einwohnerzahlen aber zurück. Die sinkenden Geburtenraten trugen dazu bei, aber die Städte galten bei vielen Leuten auch als unattraktiv. Kritisiert wurden die relativ hohen Steuersätze, die sinkende Qualität des Unterrichts an den Schulen, der Mangel an grossen Wohnungen. In Basel sagte man: Spätestens wenn jemand eine Familie gründet, zieht er oder sie ins Baselbiet.
Der Kanton Basel-Stadt hat die Steuern in den vergangenen zwanzig Jahren mehrmals gesenkt. Die Investitionen in die Tagesschulen sind hoch, zugleich wurde im Stadtkanton der Bau grösserer Wohnungen vorangetrieben. Die beiden grossen Pharmaunternehmen Novartis und Roche haben ihre Firmensitze auf dem Stadtgebiet erneuert. Nun wächst die Bevölkerung in Basel wieder, sie hat aber noch nicht das Niveau früherer Jahrzehnte erreicht.
Anders sieht es in Zürich aus: 434'000 Einwohner im Jahr 2023 sind ein bisheriger Höchststand. Von einer Stadtflucht spricht man schon lange nicht mehr. Im Gegenteil, es würden noch mehr Menschen nach Zürich ziehen, wenn es nur mehr bezahlbaren Wohnraum gäbe. Die Unternehmen rekrutieren junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ausland. Das ist ein Grund für das sinkende Median-Alter.
Es gibt aber noch andere Faktoren: Im Jahr 2022 wurden in der Schweiz 9,4 Geburten pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner registriert. In Zürich waren es 10,7. In Bern, Winterthur und Lausanne war die Geburtenrate ähnlich hoch. Das trägt zu einer Verjüngung der Städte bei.
Es ist aber nicht so, dass die Frauen in den Städten mehr Kinder zur Welt bringen als die Frauen in ländlichen Gebieten. In den grossen Städten leben mehr Frauen im sogenannten gebärfähigen Alter. Daraus ergibt sich die höhere Geburtenrate.
Unter den zehn grössten Schweizer Städten fällt Lugano aus dem Rahmen: Auch dank Eingemeindungen verdoppelte sich die Bevölkerungszahl von 1950 bis 2015; seitdem sinkt sie aber. Die Geburtenrate liegt deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt, und das Median-Alter ist fast zehn Jahre höher als in Lausanne. Viele junge Tessinerinnen und Tessiner verlassen für das Studium den Kanton – und sie kehren nicht zurück. Kommt hinzu, dass die Grenzgänger aus Italien Grenzgänger bleiben. Die Zahl derer, die ihren Wohnsitz in den Südkanton verlegen, ist gering.
Ganz anders der Trend in Winterthur: Prozentual ist in den vergangenen fünf Jahren keine andere Schweizer Stadt so stark gewachsen. Die Geburtenrate ist fast so hoch wie in Bern, Lausanne und Zürich; einzig das Median-Alter stieg leicht an.
Vergleichsweise stabil ist die Entwicklung von Luzern und St. Gallen: Die Bevölkerung wächst, aber nicht sprunghaft wie in Zürich und Winterthur. St. Gallen hat die frühere Grösse von 80'000 Einwohnern noch nicht erreicht. Die Geburtenrate liegt hier wie in Luzern leicht über dem Schweizer Durchschnitt, während das Median-Alter tiefer ist – aber nicht so tief wie in Lausanne, der jüngsten Schweizer Stadt.
Und es ist eine Dtadt mit vielen Villen hinter hohen Mauern.
Aber leider nicht mehr viel "Stadtleben"