Wir kennen es alle: Ein schöner Tag, ein traumhaftes Ziel für einen Ausflug und dann – massenhaft Mitmenschen, die genau die gleiche Idee hatten und das Erlebnis darum trüben oder gar «zerstören». Massentourismus wird dann geschrien und die Lust auf einen nächsten Ausflug schwindet.
«Overtourism» (Übertourismus) wird das Problem in Fachkreisen genannt. Die Öffentlichkeit und die betroffenen Gemeinden beschäftigen sich in regelmässigen Abständen mit dem Phänomen. Auch Schweiz Tourismus (ST) ist sich dieses Themas bewusst.
Um besser zu verstehen, was die Schweizerinnen und Schweizer vom Tourismus halten, hat die Organisation zusammen mit der Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren (RDK) beim Zürcher Marktforschungsunternehmen Insight Institute AG im April/Mai 2024 landesweit eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben.
Die Resultate wurden heute an einer Medienkonferenz präsentiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schweizer Bevölkerung dem Tourismus grundsätzlich positiv gegenübersteht und die Bedeutung hoch einschätzt. Nur fünf Prozent der Befragten fühlen sich wegen des Tourismus besorgt.
Die Studienleiter schreiben:
Es gibt aber natürlich auch Probleme. Gemäss den Befragten sind das die Hauptsorgen:
Diese Themen sind insbesondere in den befragten Tourismuszentren präsent. Zu den weiteren Sorgen gehört eine gewisse Respektlosigkeit von Touristinnen und Touristen – sei es gegenüber den Befragten, deren Familien oder auch dem eigenen Land und der Umwelt gegenüber.
Die Studienleiter schreiben: «Es gibt in der Schweiz keinen flächendeckenden Übertourismus. Zu beobachten sind allerdings punktuell lokale und zeitliche Engpässe.»
Auf Nachfrage schreibt Schweiz Tourismus: «Es gibt in der Schweiz fünf bis sieben touristische Zentren, wo es zu Spitzenzeiten (Hochsaison, schönes Wetter, Wochenende) zu Engpässen kommen kann. Das sind beispielsweise bekannte, beliebte Destinationen wie etwa Zermatt oder Luzern.»
Zudem kommen auch immer wieder neue Orte auf den Radar von Touristen, an anderen wurden Engpässe mit geeigneten Massnahmen vor Ort behoben. Als Resultat des sich wandelnden Interesses der Reisenden kommt es dort deutlich weniger zu Massenansammlungen. Der Aescher im Alpstein wird hier genannt.
Die Touristiker sind sich der Sorgen der Bevölkerung bewusst und nehmen sie ernst, auch wenn sie nur eine kleine Minderheit effektiv beschäftigen. Als Massnahmen nennt Damian Constantin, Präsident der RDK:
Auch ein Hebel ist die Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern und Influencern durch Programme abseits der bekannten Pfade. So wurden beispielsweise chinesische Journalisten und Content Creators auf Wanderwege und E-Biketouren rund um Davos-Klosters geschickt.
Zusammenfassend schreibt Schweiz Tourismus: Kein «Overtourism» in der Schweiz, aber ernstzunehmende Engpässe. Massen- oder Übertourismus ist weltweit kein neues Phänomen, in der Schweiz gibt es ihn aber nicht flächendeckend.
Direktor Martin Nydegger sagt dazu: «Die Phänomene hierzulande sind zeitlich und lokal begrenzte Engpässe, der Branche und ST wohlbekannt. Wir nehmen diese Situationen vor Ort sehr ernst. Unseren Tourismus betreiben wir nicht neben, sondern mit der Bevölkerung.»
Man versuche, die richtigen Gäste zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben. Es soll eine Verteilung stattfinden und beispielsweise die Saison mit dem Herbst verlängert werden.