«Bock stellte lauter Solothurner an, Lüthi lauter Neuenburger.» So bringt ein Mitarbeiter des Bundesamts für Zoll- und Grenzsicherheit (BAZG) die Situation in der Chefetage auf den Punkt.
Intern spricht man von der «Neuenburger Connection». Pascal Lüthi, seit 2024 Nachfolger des umstrittenen Zollchefs Christian Bock und einst Neuenburger Polizeikommandant, setzte zuletzt oft auf Kantonskollegen, wenn es um die Besetzung wichtiger Funktionen in seiner Chefetage geht.
Gemeint ist etwa Cédric Doleyres, seit April 2024 Chef der grössten Division des Zolls, dem Bereich Operationen. Dort arbeiten laut Zoll-Website rund 3500 der über 4000 Zoll-Angestellten. Der Jurist und ausgebildete Grenzwächter Doleyres übernahm den Posten, auf dem der Direktor Bock bis zu seiner Absetzung selbst sass. Nach seinem Abgang leitete sein intern sehr umstrittener Vertrauter Thomas Zehnder interimistisch die Operationen. Viele waren froh, als Lüthi ihn ersetzte.
Vor einem Monat kam die Ernennung von Yanis Callandret zum Chef Strafverfolgung dazu. Der ehemalige Neuenburger Staatsanwalt ist derzeit noch Chef der Bundeskriminalpolizei im Bundesamt für Polizei (Fedpol), wo er nicht unumstritten ist. Er wird ab November gleichzeitig Mitglied der Zoll-Geschäftsleitung. Und Beobachter sehen Anzeichen dafür, dass bald noch mehr Personen aus der Region Neuenburg in hohe Kaderstellen kommen könnten. Für einige ist dies schon nur deshalb ein Problem, weil an Sitzungen teilweise nur noch Französisch gesprochen werde.
Öffnet sich im Zoll ein Röstigraben, weil immer mehr Romands ans Ruder kommen, gibt es einen immer grösseren Neuenburger Überhang?
David Venetz, Mediensprecher des BAZG, winkt ab: «Stellenbesetzungen erfolgen strikt nach personalrechtlichen Vorgaben. Rekrutierungsprozesse sind mehrstufig und transparent, ausschlaggebend für eine Anstellung sind ausschliesslich Qualifikationen und persönliche Eignung.» Er ergänzt: «Zudem sind die beiden aktuellen Neuenburger Mitglieder der Geschäftsleitung langjährige Mitarbeitende des BAZG.»
So oder so liegen die Probleme tiefer. Eine Sorge, die viele teilen: Die Neuenburger, aber auch andere, beim Zoll zuletzt in Chefstellen gehievte Leute haben einen Polizeihintergrund. Einzelne von ihnen, gemeint ist vor allem ein neuer Regionalchef, hätten keinen blassen Schimmer vom Warenzoll, schikanierten aber bereits auffällig das Zollfachpersonal.
Kürzlich soll zudem der Chef Operationen gesagt haben: Wer die Weiterbildung Allegra nicht mache, habe künftig keinen Arbeitsplatz mehr beim Zoll. Demnach wäre die Ausbildung an der Waffe also faktisch doch zwingend – entgegen einer Zusicherung der für den Zoll verantwortlichen Finanzministerin Karin Keller-Sutter ans Personal.
Zollsprecher Venetz will zu «Hörensagen» keine Stellung nehmen, er hält aber fest: «Für Zollfachleute ist Allegra freiwillig – das wurde immer wieder kommuniziert und betont.» Ergänzend zu Allegra erarbeite das Projektteam zur Umsetzung des Berufsbilds eine Übersicht der möglichen Weiterbildungen und Laufbahnen. «Allegra ist also nicht das einzige Weiterbildungsangebot.»
Klar ist, dass die Probleme immer noch wesentlich mit dem Umbau zu tun haben, den der frühere Direktor Bock aufgleiste. Der Bereich Waren (Zollfachleute), der die Einnahmen bringt und viel Fachwissen verlangt, wurde zugunsten des Bereichs Personen (Grenzwache) zurückgestuft. Die Grenzwächter gingen als Gewinner aus dem neuen Einheitsberuf «Fachspezialist BAZG» hervor, die Zöllner als Verlierer. Lohnmässig, und weil sie in der Chefetage immer rarer werden, weniger Einfluss haben.
Auch Mitarbeitende im Bereich Grenzwache sehen Teile dieser Entwicklung kritisch. Einer sagt: Die meisten Anwärter für den neuen Einheitsberuf möchten im Bereich Personen arbeiten, also an die Grenze und nicht ins Büro. Viele seien enttäuscht und brächen die Ausbildung vorzeitig ab. Auch, weil diese sehr anspruchsvoll sei, insbesondere, weil sich die Aspirantinnen und Aspiranten in kurzer Zeit viel kompliziertes Zollfachwissen aneignen müssen. «Die, die die Ausbildung abschliessen, sind dafür sehr gut», sagt ein Grenzwächter.
Aber es sind offenbar zu wenige. Langjährige Mitarbeitende des Bereichs Zoll sehen ganz schwarz. Einer sagt: «Das System wird kollabieren. Wenn die Boomer weg sind, ist das Zollwissen schlicht und einfach komplett weg.» Schon heute fehle es an besonders belasteten Zollstellen wie Zürich massiv an Personal, um die jährlich Millionen von Zollanmeldungen zu bewältigen.
Mitarbeitenden des Bereichs Warenzoll schlägt das Wirken der «Neuenburger Achse» zunehmend aufs Gemüt. Die meisten Neuenburger haben einen Polizeihintergrund, möchten den Zoll anscheinend vor allem in diese Richtung vorantreiben. Auch, weil sie stark von den brutalen Überfällen der aus Frankreich einfallenden kriminellen Banden geprägt sind, die Geldtransporter überfallen, Bankautomaten sprengen und keine Hemmungen haben, Unschuldige umzubringen.
In den Augen von Zollfachleuten sind hier aber vor allem die kantonalen Polizeien gefragt, und das Bundesamt für Polizei. Beim Amt für Zoll und Grenzsicherheit, so drückt sich ein Zöllner aus, gehe der Umbau zum Sicherheitsapparat «munter weiter». «Wie unter Bock, nur diesmal still und leise.» (aargauerzeitung.ch)
Und ein durchschnittlicher Waffenträger an der Grenze ist für Alle gefährlich.
Sowas kann doch nie gut gehen.
Ich würde auch nie auf die Idee kommen einen Netzwerktechniker damit zu beauftragen einen Quellcode schreiben zu lassen. Dafür gibts Spezialisten!